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Microsoft Edge: Vertrauen Sie dieser Website nicht

Fake-News sind ein
kleineres Problem als angenommen. Jedenfalls was ihre Wirkung angeht, wie
eine aktuelle Studie zeigt
. Deshalb sollte das Phänomen aber nicht
ignoriert werden. Vor allem der Hinweis auf Fake-News und deren Verbreiter ist
wichtig, um die Medienkompetenz von Internetnutzern und -nutzerinnen zu
schärfen.

Microsoft warnt
deshalb in der neuesten Mobilversion des Browsers Edge vor Websites, die
nachweislich Falschinformationen verbreiten. In den Einstellungen der App gibt
es die neue Option News Rating. Einmal aktiviert, bekommen die
Nutzerinnen beim Besuch einer Nachrichtenwebsite oder eines Blogs eine farbige
Warnung angezeigt: Ein grüner Haken bedeutet, dass die Website journalistischen
Standards folgt und Haftung übernimmt. Ein rotes Ausrufezeichen heißt: Hier wurden in
der Vergangenheit falsche Nachrichten verbreitet.

Nun ist Edge als
Browser nicht relevant; die mobile Version wird Analysen von NetMarketShare zufolge nur von 0,07
Prozent aller Nutzer weltweit verwendet. Doch Microsoft übernimmt für die
Funktion die Daten des Projekts NewsGuard,
in das das Unternehmen gleichzeitig auch investiert. NewsGuard funktioniert auch als Erweiterung
für beliebtere Browser wie Google Chrome, Firefox und Safari. Microsoft ist
aber der einzige Anbieter, der NewsGuard bereits in seine Software integriert
und somit die Nutzung erleichtert.

NewsGuard
arbeitet mit Journalisten und Journalistinnen zusammen, um die Glaubwürdigkeit
von Nachrichtenangeboten zu bestimmen. Diese werden auf neun Kriterien hin untersucht.
Dazu gehört, wie oft sie Falschmeldungen verbreiten, ob sie Fehler klar
korrigieren, ob sie Werbung eindeutig kennzeichnen und ob die Personen und
Unternehmen dahinter unbefangen sind. Die Kriterien werden abgewogen, am Ende
gibt es eine Art Plakette.

Grünes Licht für den “Guardian”, Warnung bei der “Daily Mail”

Wer im
Edge-Browser oder in der Erweiterung auf die Kennzeichnung klickt, bekommt die
Informationen im Detail angezeigt: Was bemängelt NewsGuard genau? Wer steht
hinter einem Angebot, wer finanziert es? Dort begründen die Journalisten auch, warum sie eine Quelle für unglaubwürdig halten, und liefern entsprechende Links für falsche Berichterstattung mit.

Da das 2018
gegründete NewsGuard eine amerikanische Organisation ist, liegt der Fokus
bislang auf englischsprachigen Medien und Websites. Internationale Medien
sollen noch folgen. Bei ZEIT ONLINE und anderen deutschen Nachrichtenangeboten
steht, dass derzeit noch eine Bewertung stattfinde.

Die New York Times oder der Guardian haben erwartungsgemäß ein
grünes Label erhalten. Die britische Boulevardzeitung The Daily Mail dagegen gilt
in mehreren Fällen als unglaubwürdig
, ebenso Websites mit Verschwörungstheorien
wie Infowars oder nachweisliche
Fake-News-Portale wie NewsPunch. Wie der
Mitgründer von NewsGuard im
Gespräch mit dem Guardian sagte
,
habe sein Team versucht, mit Verantwortlichen der Daily Mail über einige Punkte zu sprechen. Diese hätten allerdings schnell
das Gespräch beendet.

Bei manchen
Angeboten wie The Daily Dot, das über
Netzkultur berichtet, bemängeln die Experten von NewsGuard, dass nicht immer
klar sei, wer für die Inhalte verantwortlich sei und ob es möglicherweise
Interessenkonflikte gebe. Die Seite gilt dennoch als glaubwürdig, da dieses
Kriterium weniger stark in die Bewertung einfließt als die Verbreitung falscher
Informationen. Auf Satireseiten wie The
Onion
lacht die Besucher ein gelber Smiley an.

Die
Verantwortlichen von NewsGuard hoffen, dass nach Microsofts Edge noch weitere
Browser nachziehen und die Funktion nicht nur als Erweiterung, sondern als Bestandteil
anbieten. Gleichzeitig wollen sie mit Bibliotheken und anderen Einrichtungen
kooperieren, um die Funktion an öffentlichen Computern standardmäßig
einzurichten.

Auf der Seite
der Firefox-Erweiterung
gingen in den vergangenen Tagen vermehrt negative
Bewertungen ein. “Linke Lappen” und “liberale Propaganda” heißt es dort. Die Initiative von NewsGuard scheint zu wirken, wenn sich manche Menschen
allein durch den Versuch, gegen Fake-News vorzugehen, angegriffen fühlen.

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