/Luftqualität: EU-Umweltkommissar verteidigt Schadstoff-Grenzwerte

Luftqualität: EU-Umweltkommissar verteidigt Schadstoff-Grenzwerte

Nach der Kritik von deutschen Lungenärztinnen und -ärzten an den EU-Grenzwerten für Feinstaub und Stickoxide hat EU-Umweltkommissar Karmenu Vella die Werte verteidigt. “Die geltenden
EU-Grenzwerte, die von allen Mitgliedstaaten und dem Europäischen
Parlament verabschiedet wurden, basieren auf soliden
wissenschaftlichen Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation, der weltweit führenden Autorität in Gesundheitsfragen”, teilte Vella mit.

Die Erkenntnisse würden von “unzählbaren” wissenschaftlichen
Studien gestützt, die wissenschaftlich überprüft worden seien.

“Tatsache ist, dass wir leider die Folgen im Lebensalltag
hunderttausender Menschen beobachten können, jung und alt, in Städten
überall in Europa, die mit den Gesundheitsfolgen schlechter
Luftqualität zu kämpfen haben”, sagte Vella laut Mitteilung. “Daher müssen wir dringend die Maßnahmen zur Verbesserung der
Luftqualität beschleunigen, um so die Gesundheit unserer Bürgerinnen
und Bürger zu schützen.”

Eine Gruppe von mehr als hundert
Lungenärzten hatte eine kritische Überprüfung der Auswirkungen von
Feinstaub und Stickoxiden auf die Gesundheit gefordert. In einer Stellungnahme zweifeln die Mediziner an der wissenschaftlichen Methodik
bei der Festlegung der Grenzwerte und fordern eine Neubewertung der
Studien. Es gebe derzeit “keine wissenschaftliche Begründung für die
aktuellen Grenzwerte”, schreiben sie in ihrer Stellungnahme.

Die Ärztegruppe kritisiert vor allem, dass die Daten zur Gefährdung von Luftverschmutzung
“extrem einseitig” interpretiert würden. Nach ihren Angaben
haben andere Faktoren wie Lebensstil, Rauchen, Alkoholkonsum oder
Bewegung weitaus stärkere Auswirkungen auf Krankheitshäufigkeit und
Lebenserwartung.

Ärzteverbände wollen Auswirkungen von Schadstoffen überprüfen

Als Reaktion auf die Petition ihrer
Kritiker veröffentlichte die Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zusammen mit der Deutschen Lungenstiftung und dem Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) eine Antwort. Darin räumen die drei Organisationen ein, dass “die Gruppe der
Forscher und Lungenärzte, die der aktuell vorherrschenden Position
widersprechen, deutlich größer ist als angenommen”. Die Kritik der Ärztegruppe werten DGP,
Lungenstiftung und VPK als “Anstoß für notwendige Forschungsaktivitäten
und eine kritische Überprüfung der Auswirkungen von Stickoxiden und
Feinstaub”.

Der Grenzwert für
Stickstoffdioxid (NO2) – der Jahresmittelwert darf 40 Mikrogramm pro
Kubikmeter in der Außenluft nicht überschreiten – gilt in der EU seit
2010. Sie beruhen auf einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation
WHO. Auch für Feinstaub gibt es je nach Partikelgröße Grenzwerte. An
Orten, wo Grenzwerte über längere Zeit deutlich überschritten werden,
drohen zum Beispiel Fahrverbote für Autos mit besonders hohem
Schadstoffausstoß.

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