/Frauenparkplätze: Parken für Pussys

Frauenparkplätze: Parken für Pussys

Die Nerven muss man erst mal haben, Teil 1: Ein Mann hat gegen Frauenparkplätze in Eichstätt geklagt, die nach einer Vergewaltigung eingerichtet worden waren; angeblich, weil er dadurch nicht nur sich, sondern auch Frauen diskriminiert sah.

Die Nerven muss man erst mal haben, Teil 2: Jetzt hat das Verwaltungsgericht München entschieden, dass die Parkplätze bleiben dürfen, aber neu beschildert werden müssen. Zukünftig muss deutlich werden, dass es sich bei den Frauenparkplätzen lediglich um eine Empfehlung handelt, denn alles andere geht laut StVO im öffentlichen Straßenland gar nicht.

Heißt zu Deutsch: Kein großes blaues P mehr mit “Nur für Frauen” drunter, stattdessen irgendwas anderes, Weicheres.

Nun wäre es wenig erbaulich, wenn wir juristisch ungebildeten Differenzfeminist*innen hier auf Kläger, Urteil und Straßenverkehrsordnung einteufeln würden. Gerne aber stellen wir unsere journalistische Sprachkompetenz zur Verfügung, um den Eichstätter Schildergestaltern (guter Name für eine Punkband, by the way) bei der Lösung einer Aufgabe zu helfen, die gar nicht einfach ist.

Denn weder dürfen die neuen Schilder auf andere Weise wieder den Eindruck der Rechtsverbindlichkeit erwecken – neue Klagen wären die Folge. Noch dürfen sie allzu defensiv formuliert sein. Im Max-Goldt-Text Knallfluchtourismus ist von einem Schild an einer Café-Kneipe die Rede, auf dem steht: “Liebe Leute! Hier bitte keine Fahrräder abstellen.” Der Autor hält es angesichts der hasenfüßigen Anrede für völlig natürlich, dass rund um das Schild alles schwarz vor Fahrrädern ist.

Eine erste Variante wäre, das Schild “Nur für Frauen” durch ein Schild “Angstparkplatz” zu ersetzen. Und darunter: “Bitte frei halten für alle, die sich allein im Dunkeln fürchten.” Aus einem einfachen Grund! Den Maskulisten, der seinen Porsche (oder Corsa) unter dieses Schild stellt, möchten wir erst mal sehen. Doch gibt es – ja, liebe Schwestern – da natürlich gleich ein anderes Problem. Bei Frauenparkplätzen geht es eben nicht um diffuse Ängste, sondern darum, dass Frauen oder generell weiblich anmutende Menschen deutlich häufiger Opfer von Gewaltverbrechen werden.

Eine andere Variante wäre belehrende Gehässigkeit. Man könnte es auch die passiv-aggressive Variante nennen. Die würde sich erschöpfen in einem Nicht-nur-für-Frauen-Parkplatz-Schild, gepaart mit dem schwurbelig-didaktischen Zusatz: “Liebe Männer, prüft euch genau, ob nicht dahinten im Halbdunkel bei den Flaschencontainern auch ein schattiges Plätzchen wäre.” Bevor nun der Bund der Steuerzahler prüft, welche Unsummen dieser Roman, in Blech geprägt, verschlingen würde, zerknüllen wir auch den Entwurf gleich wieder.

Aber apropos schattiges Plätzchen: Kombiniert man dieses Detail aus dem zweiten Vorschlag mit der Prämisse des ersten, dass ein Parkplatz dann für Frauen frei bleibt, wenn besonders männlich empfindende Männer ihn nicht aus Trotz zuparken, wäre ein simples Schild “Schattenparkplatz” schön. Denn welcher echte Kerl möchte gern ein Schattenparker sein, was bekanntlich nur ein anderes Wort für Warmduscher ist? Dann lieber gleich Teletubby-Zurückwinker!

Die Frage hier wäre, ob Frauen den Wink mit der Parkuhr überhaupt verstünden – und, again, ob toughe Feministinnen ihren Karmann Ghia nicht auch lieber anderswo parken würden als auf dem Schattenparkplatz. 

Die Kunst muss also sein, weibliche Selbstermächtigung in ihrer ganzen Härte zu nutzen, und zwar so, dass sie starke Frauen anspricht, aber zugleich auf keinen Fall die fragile Männlichkeit. Hier landen wir bei dem Wort Pussy und sind auf der Stelle superhappy. Ein Pussy-Parkplatz würde von Reyhan Şahin (alias Lady Bitch Ray) gewiss ebenso angesteuert wie von Zahnarzthelferinnen auf dem Weg zu den Chippendales. Und wenn Alice Schwarzer hier noch ein Problem sieht, kann sie gern mit Kai Diekmann hinten bei den Flaschencontainern parken.

Kein weiteres Wort wäre nötig, allein die Frage nach der Farbe lässt der cis-männliche Autor dieses Textes offen. Ob diese Schilder nun blau, weiß oder gerade pink sein sollen, das können mal schön die Gleichstellungsbevollmächtigten in Eichstätt empfehlen.

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