/Elektromobilität: Elektrische VW-Autos werden erheblich teurer sein als Benziner

Elektromobilität: Elektrische VW-Autos werden erheblich teurer sein als Benziner

Volkswagens elektrische Kleinwagen werden deutlich teurer sein als die konventionellen Modelle. Das sagte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch in der Welt am Sonntag. VW wolle zwar Elektromobilität für alle Teile der Bevölkerung erschwinglich machen. Aber das heutige Preisniveau sei nicht zu halten, wenn diese Autos mit Elektromotoren ausgestattet werden. “Daher wird es im Kleinwagensegment ganz unweigerlich zu erheblichen Preiserhöhungen kommen.” Es werde sich die Frage stellen, ob sich Menschen mit niedrigem
Einkommen noch ein eigenes Auto leisten können, sagte Pötsch.

Er frage sich deshalb, ob alle gesellschaftlichen relevanten Aspekte beachtet worden seien, als die CO2-Grenzwerte für die Automobilindustrie festgelegt wurden, sagte Pötsch. Ab 2021 dürfen Neuwagen maximal 95 Gramm CO2 je Kilometer ausstoßen. Bis 2030 soll der erlaubte CO2-Ausstoß nochmal absinken, auf maximal 60 Gramm CO2 pro Kilometer. “Das ist auch mit den allerbesten Verbrennungsmotoren nicht möglich”, sagte Pötsch. Deshalb müsse das Unternehmen Elektroautos bauen. Ziel von VW sei, dass bis 2030 etwa 40 Prozent aller verkauften Neuwagen Elektroautos seien. Ab 2040 will VW keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkaufen. Das hatte im Dezember hatte VW-Chefstragete Michael Jost angekündigt.

Reiner Elektrowagen von VW soll ab 30.000 Euro zu haben sein

Die CO2-Vorschriften gelten nicht für einzelne Modelle, sondern für die gesamte Flotte. Außerdem haben die Hersteller verschiedene Grenzwerte, die sich am Ausstoß der Gesamtflotte orientieren. VW muss bis 2021 für seine Flotte einen Durchschnittswert von 97,7 Gramm CO2 pro Kilometer erzielen. 2017 lag der Wert der VW-Flotte bei 122 Gramm. Wenn das Unternehmen den Zielwert verfehlt, drohen nach einer Übergangsfrist ab 2023 Strafzahlungen. Zuletzt war der CO2-Ausstoß durch Autos in Deutschland sogar gestiegen.

Elektromobilität: VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch

VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch
© Swen Pförtner/dpa

Um den Durchschnittswert zu senken, entwickelt VW Elektroautos. Der erste vollständig als Elektroauto entwickelte PKW, der Volkswagen ID, soll 2020 auf den Markt kommen und rund 30.000 Euro kosten. Das entspricht einem vergleichbar ausgestatteten VW Golf. Pötsch sagte aber, Besitzer von E-Autos müssten Abstriche machen: Die Reichweite liege zwischen 300 und 400 Kilometern, deutlich unter der von Benzinern oder Dieseln. Außerdem sei die Ladeinfrastruktur nicht zufriedenstellend.

VW ist nicht der einzige Hersteller mit Problemen

Die deutsche Autobranche steht unter erheblichem Druck, die Emissionen ihrer Flotten zu senken. 2018 wurden in mehreren Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge beschlossen, 2019 drohen weitere. Die deutsche Autoindustrie und insbesondere VW haben aber jahrelang auf den Diesel gesetzt, um ihre Emissionsziele zu erreichen. Wie im Abgasskandal 2015 bekannt worden war, waren die Ausstoßmengen der Fahrzeuge allerdings nach unten manipuliert worden. Tatsächlich stoßen die Dieselfahrzeuge viel mehr Schadstoffe aus als angegeben. Auch Daimler und BMW sind in den Skandal verwickelt. Außerdem droht ausländische Konkurrenz auf dem E-Auto-Markt. Im Februar etwa soll das Model 3 von Tesla in Deutschland ausgeliefert werden. Das Model 3 ist ein reines Elektroauto, das 57.900 Euro kostet.

Die Probleme, Grenzwerte zu erfüllen und die Flotten auf E-Autos umzustellen, betreffen nicht nur VW. Der deutsche Automobilverband VDA kritisiert regelmäßig die Grenzwerte zum CO2-Ausstoß als zu streng. Den Beschluss, bis 2030 die Emissionen auf 60 Gramm pro Kilometer zu senken, nannte der VDA “realitätsfern”. “Niemand weiß
heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der
vorgegebenen Zeit erreicht werden können”, hatte VDA-Chef
Bernhard Mattes gesagt. In keinem anderen Teil der Welt gebe es
vergleichbar harte CO2-Ziele. Die europäische
Automobilindustrie werde dadurch im internationalen Wettbewerb stark
belastet. Auch die Bundesregierung versuchte immer wieder, im Interesse der Autoindustrie höhere Grenzwerte auszuhandeln, während andere EU-Länder strengere Auflagen verlangten.

Hits: 5