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Nahostkonflikt : Der Urknall des Nahen Ostens

In welchem Jahr wurde eigentlich der Nahe und Mittlere Osten zu dem, was er heute ist? Zerrissen, gespalten, von Ideologen und Autoritären beherrscht. Der moderne Urknall des Nahen Ostens liegt genau vierzig Jahre zurück. Damals dachte wohl jede westliche Redaktion, sie bräuchte nicht einen, zwei, sondern zwanzig Nahostkorrespondenten. Kein Jahr in der modernen Geschichte hat die Region so geprägt wie 1979.

Damals entstanden die drei Hauptprobleme, mit denen die Region heute zu kämpfen hat. Erstens die Ausnutzung der Religion als Machtmittel durch autoritäre Regierungen, zweitens der Aufschwung des Islamismus, drittens der Beginn von Irans Expansion in der arabischen Welt. Vier Ereignisse in Ägypten, Saudi-Arabien, Afghanistan und dem Iran waren entscheidend.

Fangen wir an mit Camp David, dem Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, das 1979 alles drehte. Aus den Todfeinden wurden unter US-Vermittlung zwei mit den USA verbündete Staaten. Ihre Regierungen sind befreundet, aber nicht die Völker. Die Wende des damaligen Präsidenten Anwar al-Sadat zu Israel haben die Ägypter nie nachvollzogen. Israel ist ein gefühlter Feind geblieben. Diese Kluft wurde für das Regime gefährlich. Sadat hatte in den Siebzigerjahren islamistischen Bewegungen mehr Raum gegeben, um die sowjettreuen Kommunisten in Schach zu halten. Das rächte sich 1981, als er von einem radikalislamischen Leibwächter ermordet wurde.

Auch seine Nachfolger setzten das Machtspiel mit der Religion fort, genauso übrigens wie der 1979 an die Macht gekommene Saddam Hussein im Irak. Die arabischen Regime förderten den Islam in Maßen zur Selbstlegitimation, unterdrückten aber zugleich brutal die zivile Bewegung des politischen Islam. Eine toxische Mischung.

In Saudi-Arabien gab es eine parallele Entwicklung, in zugespitzter Form. Der Auslöser war die blutige Besetzung der großen Moschee in Mekka 1979. Kriminelle und Radikalislamisten unter der Führung von Dschuhaiman al-Utaibi hielten die Moschee wochenlang in ihrer Hand. Sie konnten erst von Spezialtruppen vertrieben werden. Doch nach dem Sieg glaubte das Königshaus, sich mithilfe von islamischen Konservativen vor den militanten Radikalen schützen zu müssen. Die Gesellschaft wurde umgekrempelt, Kinos verboten, Frauen verhüllt und von Männern im öffentlichen Raum systematisch getrennt.

Nach 1979 entstand das dunkel-islamistische Saudi-Arabien, das erst heute einen neuen Umbruch erlebt. Erzkonservative Saudis sponserten islamistische Bewegungen in der ganzen Welt, auch in Zentralasien.

In Afghanistan bekämpften sich 1979 verschiedene linksrevolutionäre Politiker, die sowjetische Regierung drohte an Einfluss zu verlieren. Deshalb entschloss sich die UdSSR Ende des Jahres zum Einmarsch. Es war ein tödlicher Kampf, der sich durch die Achtzigerjahre zog und eine ganze Generation in Afghanistan und in der Sowjetunion traumatisierte. 

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