/Armut: Wie gehen Sie mit Bettlern um?

Armut: Wie gehen Sie mit Bettlern um?

Oliver Hollenstein

Oliver Hollenstein
© Maria Feck

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich gebe es zu, meistens schüttele
ich wie die meisten Mitfahrer reflexhaft den Kopf, wenn eine Bettlerin oder ein
Bettler mich in der Bahn anspricht. Unsere Leserin Katharina Steinhoff hat sich
Gedanken über dieses Thema gemacht: “In
der U3 hatte ich diese Woche bereits die zweite Begegnung mit jemandem, der
mich um Geld bat. Grundsätzlich gebe ich an dieser Stelle kein Geld, hatte aber
schon manchmal gedacht, hätte ich etwas zu essen dabei, würde ich das gerne
abgeben. Mir gegenüber saß ein Herr, welcher ebenfalls angesprochen wurde, auch
dieser schüttelte vehement seinen Kopf, machte dann aber seinen Rucksack auf
und schenkte dem Fragenden ein Butterbrot. Das war für mich ein
Schlüsselerlebnis. Ab jetzt habe ich immer zwei Äpfel in der Tasche, einen zum
Verschenken und einen für mich.” Noch weiter ist
übrigens unsere Kollegin Valerie Schönian gegangen, sie hat versucht, allen
Bettlern etwas zu geben
. Wie gehen Sie damit um, wenn jemand Sie
um Geld bittet?

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihr Oliver Hollenstein

Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen,
wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Dann schreiben Sie uns: hamburg@zeit.de.

Aktuelles


© Florian Büh/dpa

Feuerwehr
muss Katze beatmen

Puh,
das war knapp. In einer Wohnung in der Josephstraße in Wandsbek geriet gestern
Morgen ein Kunststoffschrank im Badezimmer in Brand. Eine Nachbarin bemerkte
dichten Qualm aus einem Fenster im dritten Stock und rief die Feuerwehr. Als
ein Löschtrupp sich Zugang verschafft hatte, kam den Einsatzkräften die völlig
geschwächte Katze entgegen. Sie wurde ins Freie gebracht, wo die Feuerwehrleute
sie beatmeten. Als ihr Kreislauf sich stabilisiert hatte, wurde sie zum
Tierschutzverein gebracht.

20.000
Unterschriften für #sportstattschutt

Heute vor
einer Woche tippte John Mönninghoff eine Mail. Betreff: “In eigener Sache – WICHTIG – Bitte sofort
lesen!!!!” Mönninghoff ist Vorsitzender des
Marienthaler Hockey-Clubs, die Mail ging an die Mitglieder des Vereins. Es gehe
um die Existenz des Vereins, schrieb Mönninghoff. Der Bezirk habe dem Verein
die Sportflächen gekündigt, weil die Hochbahn den Platz als Schuttablagefläche
für den Bau der U4 brauche. Man müsse nun ein Zeichen setzen. Das ist gelungen:
Knapp 20.000 Unterstützer haben in sechs Tagen für den Hockeyverein
unterschrieben. Nun hat sich Mönninghoff gestern mit dem zuständigen
Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) getroffen. Und es gibt eine Lösung, der
Verein bekommt Ersatzflächen. Unsere Kollegin Friederike Lübke erzählt
die ganze Geschichte hier auf ZEIT Online
.

HSV
sucht neuen Chef

Beim HSV wird am Samstag gewählt. Weil der alte
Präsident Bernd Hoffmann der neue Vorstandsvorsitzende ist, braucht der Verein
einen neuen Chef. Drei Kandidaten gibt es: den Ex-Spieler Marcell Jansen, den
Ex-Präsidenten Jürgen Hunke und den Ex-Schatzmeister Ralph Hartmann. Die
Einschätzung unseres Sportredakteurs Kilian Trotier: Jansen ist das frischeste
Gesicht. Er genießt die größten Sympathien und gilt als Favorit. Hunke ist
mindestens genauso bekannt, aber belasteter von Kämpfen aus der Vergangenheit.
Hartmann kennen nur wenige, er hat Außenseiterchancen. Interessant ist die Wahl
vor allem für den Vorstandsvorsitzenden Hoffmann. Während Hunke und Hartmann
als Kritiker seines Kurses gelten, soll er sich mit Jansen gut verstehen. Der
HSV könnte mit einer Wahl von Jansen also vor ruhigeren Zeiten stehen. Könnte.

Wie ein HSV-Fan über
die Wahlen denkt, und warum er sich über unsere Berichterstattung ärgert, lesen
Sie unten.

In
einem Satz

Die
im April gewählte Leiterin des Bezirksamts Nord, Yvonne Nische, wird ihr Amt
nicht antreten, Grund ist das Ermittlungsverfahren um die Vergabe von
Rolling-Stones-Freikarten gegen sie +++ Die Enquete-Kommission zur Stärkung der
Kinderrechte hat (wie
gestern ausführlich berichtet
) ihre Ergebnisse vorgestellt +++ St.
Pauli-Innenverteidiger Philipp Ziereis fällt bis zum Saisonende aus, nachdem er
sich im Trainingslager einen Kreuzbandriss zugezogen hat +++ Hamburgs einziger
Dax-Konzern Beiersdorf (bekannt durch die Marken Nivea, Tesa, Hansaplast) ist
im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent gewachsen

Was
heute und am Wochenende auf der Agenda steht

Schüler
und Studenten haben heute vor dem Rathaus zu einer Demo gegen Klimaschutz
aufgerufen +++ Bundesjustizministerin Katarina Barley und Sozialsenatorin
Melanie Leonhard (beide SPD) feiern das 65-jährige Bestehen des
Kinderschutzbundes +++ Am Sonntag wird mit einem letzten Gottesdienst die
Paul-Gerhardt-Kirche in Wilhelmsburg entwidmet, sie soll abgerissen werden, um
Platz für Wohnungen zu machen +++ Ebenfalls am Sonntag starten die Lessingtage,
bei der Eröffnungsmatinee reden Dunja Hayali und Michel Abdollahi

Was Sie interessieren könnte

Alltagsreporter:
Die Schulsekretärin

“Kinder finden einen toten Buntspecht auf dem Schulhof und
bringen ihn zu mir.

Ich frage: Was wollen wir jetzt mit dem Vogel machen? Wollen
wir ihn beerdigen?

Kind indischer Herkunft nach kurzer Überlegung: Egal, er wird
ja wieder neu geboren, und vielleicht ist er dann ein bunter Schmetterling!”

An dieser Stelle finden Sie nun täglich unsere
Alltagsreporter. Hier schreiben Hamburger, die wir gebeten haben, uns
regelmäßig zu berichten, was sie in ihren Jobs erleben. Sie bleiben anonym,
damit ihnen beruflich keine Konsequenzen drohen.


© Axel Heimken/dpa

Ihre Meinung
zum Datenschutz bei der G20-Fahndung – die zweite Welle

Gestern
haben wir an dieser Stelle über die Leserzuschriften berichtet, die uns zum Streit
zwischen dem Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar und Innensenator Andy
Grote (SPD) um die Methoden der G20-Fahndung
erreicht haben. Der
überwiegende Tenor: Überwachung ist doch gar nicht so schlimm, es ist wichtiger,
die Straftaten aufzuklären.

Im
Laufe des Tages erhielten wir zahlreiche empörte Gegenstimmen. Unser Leser
Harald G. schreibt: “Ich bin entsetzt von der breiten Akzeptanz der
Videoüberwachung, der Speicherung und automatisierten Auswertung der Daten. Mich
erinnert das an eine Schafherde, die an alles glaubt, was man ihr sagt, solange
man sie in Ruhe weitergrasen lässt.” Viele Mailschreiber stoßen sich vor allem
an dem Glauben, für gesetzeskonforme Menschen sei Überwachung kein Problem:
“Mit einer Gesetzesänderung kann auch schnell, was heute erlaubt und rechtens
ist, morgen verboten und strafbar werden. Daher macht es für mich keinen Sinn
zu denken: Wenn ich brav bin, betrifft es mich nicht”, findet Katharina F. Und
Frauke L. hat einen Rat: “Wer nicht genug Fantasie hat sich auszumalen, wohin
das Ganze einmal unter anderen politischen Bedingungen führen könnte, der
sollte sich einmal das Buch NSA von Andreas Eschbach zu Gemüte führen.”


© Alex Grimm/Getty Images

Sie haben den HSV häufig unnötig schlecht gemacht

Ende
des Jahres bekamen wir eine Mail von Jens Matthies. Er wolle sein ZEIT-Abo
kündigen, schrieb er; der Grund: die ständig negative Berichterstattung über
den HSV. Unser Sportredakteur Kilian Trotier hat sich mit Matthies getroffen
und mit ihm über seine Kritik, die zweite Liga und die anstehende
Präsidentschaftswahl am 19. Januar gesprochen.

Elbvertiefung: Herr Matthies, was hat Sie
an meinen Texten genervt?

Jens Matthies: Ich habe sie als tendenziös
gefunden. Sie haben den HSV häufig unnötig schlecht gemacht und eher für den FC
St. Pauli argumentiert. Dass das einen nicht durch die neutrale Brille
schauenden HSV-Fan aufregt, ist doch nachvollziehbar.

EV: Wann war es am schlimmsten?

Matthies: Um den Abstieg herum. Sie haben das
nicht in den Kontext gesetzt. Der VfL Wolfsburg stand auch zweimal in den
letzten fünf Jahren in der Relegation, der HSV ist kein Einzelfall. Er wird
aber immer dargestellt wie der größte Idioten-Club.

EV: Sie müssen zugeben, dass die
Leistungen auf dem Platz oft katastrophal waren.

Matthies: Das stimmt. Aber ich kann die Häme
nicht nachvollziehen, mit der über den Verein berichtet wurde.

EV: Am Samstag steht eine
Richtungsentscheidung im Verein an. Die Mitglieder wählen einen neuen
Präsidenten. Wie blicken Sie darauf?

Matthies: Ich bin recht entspannt. Sicherlich
ist die Wahl eines Präsidenten nicht unbedeutend, aber seit der Rückkehr von
Bernd Hoffmann habe ich das Gefühl, dass im Verein wieder größere Kontinuität
herrscht und nicht jeder nur sein Ego streichelt.

EV: Zur Wahl stehen der Ex-Spieler
Marcell Jansen, der Ex-Präsident Jürgen Hunke und der Ex-Vizepräsident Ralph
Hartmann. Haben Sie einen Favoriten?

Matthies: Um ehrlich zu sein, nein. Alle drei
haben öffentlich geäußert, dass sie die Finanzen in Ordnung bringen wollen, das
ist wichtig. Und alle drei wollen alles reingeben in den Job. Für mich zählt,
dass es nicht so läuft wie bei Jens Meier, der Chef der HHLA ist und
HSV-Präsident nur im Nebenjob war.

Wie
Matthies die Leistung des HSV in der zweiten Liga bewertet und welche
Schlagzeile er in diesem Jahr gerne lesen würde, erfahren Sie im ausführlichen
Interview unseres Sportredakteurs Kilian Trotier bei ZEIT ONLINE

WER WIR SIND


© Maria Feck

Ich
bin Friederike Lübke. Nach einem Schülerpraktikum bei der Lokalzeitung
war mir klar, dass ich Journalistin werden wollte. So kann ich jeden Tag den
Fragen nachgehen, die die Welt so aufwirft. Mit den ganz großen Fragen habe ich
mich im Theologiestudium beschäftigt, außerdem mit Büchern und Filmen in
Literatur- und Medienwissenschaften. Anschließend habe ich die Evangelische
Journalistenschule in Berlin besucht, die Stadt aber zwei Jahre nach dem
Abschluss für Hamburg verlassen. Als freie Journalistin schreibe ich vor allem
über Bildung und Glauben.

WAS SIE HEUTE ERLEBEN KÖNNEN

Lesevertiefung

Lesevertiefung

Roman Allein auf einem Wachturm, kontrolliert ein namenloser Soldat zwölf Stunden lang die österreichische Grenze. Seine Erinnerungen lassen ihn nicht los, und so wird es die Chronik einer Nacht, eines Lebens – intensiv, poetisch und fesselnd erzählt. Gerhard Jäger: All die Nacht über uns, Picus Verlag, 22 Euro

Sachbuch Wie fängt man an, wenn man politisch aktiv werden möchte? Die beiden Aktivisten Herr und Speer liefern eine Anleitung, sich gegen Rechtspopulismus, Umweltverschmutzung und anderes einzusetzen. Ein Wegweiser, gerade jungen Menschen sehr zu empfehlen. Herr & Speer: #tunwirwas. Wie unsere Generation die Politik erobert. Droemer 10 Euro

Jugendbuch Scarlett ist ein unfreiwilliger Star auf dem erfolgreichen Blog ihrer Mutter. Sie hasst es! Als sie bei ihrer Nachbarin ein altes Kochbuch entdeckt, fängt sie an zu backen und zu kochen. Durch ihre eigene Initiative wird alles langsam immer ein bisschen besser. Laurel Remington: Scarlett. Ein Löffelchen Geheimnis und der Duft von Magie, aus dem Englischen von Britt Somann-Jung, Chicken House, 15 Euro, ab 11 Jahre

… ausgewählt von Heike Klauder, Buchhandlung Klauder, Duvenstedt

Was geht

Lesung mit Schneeball: Vier Orte, vier Figuren – was verbindet sie? Im “Schneefeuerball” von
Reinhard Schultze treffen sie aufeinander: Leon und Lukas im Schnee der
Alpen, Choreograf Brian in München, Schauspielerin Ingrid in Florenz. Der
Schneeball rollt wie eine Feuerwalze durch ihre Leben.

Bücherhalle
Barmbek
, Poppenhusenstraße 12, 19–20.30 Uhr,
Eintritt frei

Moschen bis zum Morgen: Wer es richtig hart mag, schleudert das Haar mit “Jucifer”. Die
US-Band verkörpert wie keine andere Sludge, Black, Grind, Thrash, Death, Crust
und Doom. Noch Fragen?

Hafenklang, Große Elbstraße 84, 21.30 Uhr, 15 Euro

Was kommt

Flamenco olé: Seit 2010 zählt die Unesco Flamenco zum Immateriellen Kulturerbe. Ob der
Name von Bewegungen des Flamingos herrührt oder von Tänzen, die zu
Krönungsfeierlichkeiten König Karls I. von Spanien (aus Flandern) getanzt
wurden, ist umstritten. Fest steht, dass er elegant und erotisch, stolz und
sanft zugleich wirkt. “Noche Flamenca – Nunca dejes de bailar”.

Sprechwerk, Klaus-Groth-Straße 23, Sa, 19 Uhr, 22 Euro

Flimmern vor Feinden: Sowohl Vietnam als auch Deutschland waren einst in einen
kapitalistischen und einen sozialistischen Staat geteilt. Immigranten aus
Nordvietnam reisten in die sozialistische DDR, geflüchtete Boatpeople aus
Südvietnam in die kapitalistische BRD. Sie trennte nicht nur die Mauer, sondern
auch ihre alte Feindschaft. Filmvorführung mit Podiumsdiskussion: “Treffen
sich zwei Todfeinde. Perspektiven aus der deutschvietnamesischen Diaspora in
Ost und West.”

Markk, Rothenbaumchaussee 64, So, 16 Uhr, Museumseintritt

Hamburger Schnack

Wochenmarkt am Turmweg: Im Vorbeigehen sehe ich in der Auslage eines Bäckereiwagens Kümmelstangen liegen. Innerlich jubilierend, weil es sie nirgendwo mehr gibt, kaufe ich eine. Die Verkäuferin: »Wenn Sie Kümmelstangen mögen, möchten Sie vielleicht auch einen Kleinen Klöben?« Mein innerer Jubel explodiert. Kleine Klöben gibt es auch nirgendwo mehr, und ich liebe sie. Eine ehrbare hamburgische Kauffrau, die Verkäuferin. Chapeau!

 

Gehört von Franziska Lorenz

Meine Stadt

Ertappt in Entenwerder

Ertappt in Entenwerder
© Martina Krusekamp-Streng

Die heutige Ausgabe
zum vertieften Lesen

Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Oder doch? Valerie
Schönian hat es ausprobiert

Ihr Sportplatz sollte Schuttbergen weichen. Doch der Marienthaler Hockey-Club fand
unter dem Motto #sportstattschutt in sechs Tagen 20.000
Unterstützer. Nun gibt es eine Lösung.

Annika Lasarzik hat den Vorsitzenden der Kommission
“Kinderrechte stärken”, den Koblenzer Pädagogikprofessor Christian Schrapper,
interviewt.

Wie HSV-Fan Jens Matthies die Leistung des HSV in
der zweiten Liga bewertet und welche Schlagzeile er in diesem Jahr gerne lesen
würde

 

Hits: 98