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“Violetter Schnee”: Nachts im Museum

Wenn ein Bruegel-Gemälde erwacht: Beat Furrers Oper “Violetter Schnee” in Berlin

16. Januar 2019

"Violetter Schnee": Martina Gedeck als Tanja in Beat Furrers Oper "Violetter Schnee"

Martina Gedeck als Tanja in Beat Furrers Oper “Violetter Schnee”
© Monika Rittershaus

Wenn der Schweizer Komponist Beat Furrer über den Schnee schreibt, dann
greift er zu seinem allerfeinsten Besteck. Dann wälzen sich keine donnernden Lawinen von Berg
zu Tal, dann sinken Häuser nicht unter ihrer Dächerlast mit knirschenden, ächzenden,
jammernden Geräuschen in sich zusammen. Furrer, 64, letztjähriger Siemens-Preisträger, betritt
dann vielmehr das Reich der Dreiviertelton-, Viertelton- und Sechzehnteltonabweichungen,
Bläser machen sich ans Überblasen, Streicher haben einzelne Töne mit mehreren Fingern zu
greifen (was eine “mikrotonale Sequenzierung” erzeugen soll), und selbst der Pianist hantiert
mit Kreditkarte und Fingernagel. Furrer ist ein Virtuose solcher molekularer Melangen, er
liebt die Auseinandersetzung mit dem Material als Material. Und mit Sprache. Ein Forscher ist
er, ein postmoderner Dadaist.

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