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Frank Magnitz: Medizinisches Gutachten widerspricht erster AfD-Darstellung

Das Gutachten eines Rechtsmediziners im Fall Frank Magnitz kommt zu dem Ergebnis, dass die Verletzungen des Bremer AfD-Chefs durch einen Sturz zu erklären sind. Die Wunde an der Stirn könnte zwar auch durch Schläge mit einem kantigen
Gegenstand entstanden sein, sagte der Sprecher der Bremer
Staatsanwaltschaft, Frank Passade. Die Stelle, an der sich die Wunde befinde, spreche aber eher für einen
Sturz. Das gelte auch für die flächigen Hautschürfungen.

Zuerst hatte der Spiegel über das Gutachten berichtet, für das der Rechtsmediziner Magnitz noch am Tag des
Angriffs untersucht, den Tatort angesehen und das Video
analysiert habe, sagte Passade dem Magazin. Unbekannte hatten den Bremer AfD-Chef und Bundestagsabgeordneten am 7.
Januar angegriffen und schwer verletzt. Ein Überwachungsvideo zeigt, wie
drei Männer Magnitz an jenem Abend verfolgen. Einer von ihnen schlägt
ihn von hinten, der Politiker stürzt zu Boden.

Damit gibt es weiterhin keine Hinweise darauf, dass die Angreifer einen Schlaggegenstand benutzt oder Magnitz gegen den Kopf getreten hätten, als dieser am Boden lag. Das hatte die AfD kurz nach der Tat behauptet, diese Aussagen aber später relativiert. In einem Video, das die Polizei veröffentlicht hat, sieht man, wie ein Unbekannter Magnitz von hinten attackiert. Zwei weitere Menschen beobachten die Szene und rennen dann mit dem Angreifer weg.

Das Magazin berichtet außerdem über ein bisher unveröffentlichtes Video. Es zeige, dass Magnitz schon wieder ansprechbar gewesen sei, als unmittelbar nach der Tat zwei Handwerker zur Hilfe kamen. Einer wählt demnach den Notruf, dem anderen gibt Magnitz sein Handy, damit dieser ein Foto von ihm macht.

Die Vermutung, dass Magnitz
mit einem Kantholz geschlagen worden sei, stammt nach AfD-Angaben von
den zwei Handwerkern. Diese
beobachteten den Überfall allerdings laut Staatsanwaltschaft nicht. Einer der Handwerker widersprach auch im Spiegel
der AfD-Darstellung. “Was passiert ist, haben wir nicht gesehen”,
zitiert ihn das Magazin. 

Frank Magnitz
wollte mit der Veröffentlichung seines Fotos mit Verletzungen unmittelbar nach dem Angriff
“mediale Betroffenheit” auslösen. Das geht aus einem parteiinternen
Schreiben hervor, das der taz vorliegt.
Magnitz bestätigte, Verfasser des Schreibens zu sein. In dem Brief räumt Magnitz laut taz ein, dass er die damalige
Stellungnahme heute anders formulieren würde. “Aus reiner,
professioneller Vorsicht hätte man wahrscheinlich ein ‘mutmaßlich’ vor
das ‘Kantholz’ setzen müssen”, schreibt der AfD-Politiker.

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