/Weiterführende Schulen: Drei Wünsche frei

Weiterführende Schulen: Drei Wünsche frei

1. Beachten Sie die Regeln

In Hamburg
haben die Eltern drei Wünsche frei. Sie können sich unter den 57
Stadtteilschulen und 61 Gymnasien drei Schulen aussuchen, unabhängig von
den schulischen Leistungen des Kindes – die Empfehlung der Grundschullehrer
hilft zwar bei der Orientierung, ist
aber nicht bindend. Der Anmeldezeitraum liegt zwischen dem 4. und 8.
Februar, das Formular kommt mit dem Halbjahreszeugnis des Kindes ins
Haus. Gibt es an einer
Schule mehr Anmeldungen als Plätze, werden Kinder bevorzugt, deren
Geschwister
die Schule bereits besuchen. Auch die Entfernung zum Wohnort ist ein
Auswahlkriterium. Kann keiner der drei Wünsche erfüllt werden, kommt das
Kind
in eine andere Schule, wobei der Schulweg “zumutbar” sein muss. Was das
konkret
bedeutet, hängt
vom Alter der Schülerinnen und Schüler und der Anbindung der Schule ans öffentliche
Verkehrsnetz
ab.

2. Lassen Sie sich nicht blenden

Viele Schulen
präsentieren sich im besten Licht, was noch nichts darüber aussagt, wie gut sie
wirklich sind. Gut inszenierte Selbstdarstellung ist nicht alles, lassen Sie
sich also nicht von schicken Websites, Flyern oder Facebook-Seiten täuschen.
Vertrauen Sie auch nicht blind darauf, was andere Eltern erzählen. Manch
vermeintliche Spitzenschule wird ihrem Ruf nicht gerecht, während angebliche
Problemschulen diesen Stempel womöglich nur tragen, weil sie in eher verrufenen
Stadtteilen liegen.

3. Schauen Sie, welche Schule zu Ihrem Kind passt

Jetzt geht es
ins Detail. Im digitalen Schulinformationssystem
(SIS) sind alle staatlichen Schulen auf
einer interaktiven Karte eingezeichnet. Die wirkt auf den ersten Blick
zwar
etwas verwirrend, doch man findet sich schnell zurecht. Mit einem Klick
auf die
Standorte öffnen sich Steckbriefe mit weiteren Infos, etwa zu Projekten,
den
Profilen in der Oberstufe und dem Ganztagsangebot. Falls Ihr Kind zum
Beispiel
ein Sprachtalent oder bilingual aufgewachsen ist, könnten Sie hier
gezielt nach zweisprachigen Angeboten suchen. Für Kinder, deren
Muttersprache nicht Deutsch
ist, bieten einige Hamburger Schulen übrigens auch herkunftssprachlichen
Unterricht
an. Praktisch ist die Möglichkeit,
Schulen nach Stadtteil oder Abschlüssen herauszufiltern und einzelne Schulen
miteinander zu vergleichen. Eine nette Spielerei im SIS ist der Schulweg-Routenplaner: Sie tippen Ihre Adresse ein, markieren
eine Schule und sehen, wie lang der Schulweg wäre. Die Umgebung Ihrer
Wunschschule können Sie sich dann im Regionalen Bildungsatlas genauer anschauen: Wie viele
Abiturienten und Schulabbrecher gibt es im Stadtteil, wie viele Schüler mit
Migrationshintergrund? Welchen Sozialindex hat die Schule?

4. Blicken Sie hinter die Fassade

Die engere Auswahl ist getroffen. Bei der Frage, wie gut die einzelnen Schulen sind,
helfen die Berichte der Hamburger Schulinspektion, die regelmäßig unter hamburg.de/inspektionsberichte
veröffentlicht werden. Ist Ihre Wunschschule
nicht dabei, haken Sie bei der Schulleitung nach. Sie ist verpflichtet,
den
Bericht auf Wunsch der Eltern herauszugeben. Woran Sie außerdem denken
sollten: Eine gute Schule steht und fällt mit ihrer Leitung, suchen Sie
das Gespräch mit den
Schulleitern. Sie können in Hamburg besonders autonom agieren und haben
dementsprechend
viel Einfluss auf die Gestaltung des Unterrichts und die Motivation des
Kollegiums. Fragen, die Sie stellen könnten: Was wird zur Verbesserung
des
Unterrichts getan, welche Reformen haben Sie bereits durchgesetzt?
Können
Schüler und Schülerinnen Feedback abgeben? Besuchen sich die Kollegen gegenseitig im
Unterricht?
Wie hoch ist die Lehrerfluktuation? Und wieder gilt: Bleiben Sie ruhig
skeptisch.
Fragen Sie auch Schüler und Eltern älterer Jahrgänge, was die
Schulleitung ihrer
Meinung nach wirklich vorangebracht hat.

5. Erleben Sie die Schule – und hören Sie Ihrem Kind zu

Informationen
sammeln ist das eine. Doch die besten Referenzen sagen noch nichts darüber aus,
ob die Schule auch Ihrem Nachwuchs gefällt. Das finden Sie am besten heraus, indem Sie
die Schule besuchen, gemeinsam mit Ihrem Kind. Nutzen Sie Tage der offenen Tür,
Theateraufführungen oder Schulkonzerte, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Oder schauen Sie mal an einem ganz normalen Schultag vorbei. Beobachten Sie: Wie ist der Umgangston unter den Schülerinnen und Schülern? Findet der Unterricht in entspannter
Atmosphäre statt? Was sagen die Schüler, gefällt es ihnen an der Schule?
Geht das Sekretariat offen und hilfsbereit auf Fragen der Eltern ein? Und haben Eltern ausreichend Mitspracherecht, wie aktiv und eingebunden ist etwa der Förderverein?
Einige Schulen bieten übrigens auch Hospitationen
für Kinder an, die so einen Tag lang schauen können, wie ihnen das Schulklima, das Miteinander in der Klasse
gefällt. Schließlich sollten Sie bei aller Recherche nicht vergessen, dass
nicht nur Ihre Meinung zählt. Die entscheidende Frage ist: Fühlt sich Ihr Kind
wohl?

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