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Großbritannien: Jeremy Corbyn will lieber Neuwahlen als neues Brexit-Referendum

Besser Neuwahlen als ein neuer Volksentscheid – das ist die Kernaussage der Brexit-Rede von Labour-Chef Jeremy Corbyn. Falls Theresa May mit ihrem Plan für den EU-Ausstieg scheitert, will der britische Oppositionsführer eine neue Regierung wählen lassen. “Eine Regierung, die ihre Anliegen im Parlament nicht durchsetzen kann, ist überhaupt keine Regierung”, sagte Corbyn. “Also sage ich zu Theresa May: Wenn Sie sich Ihres Deals so sicher sind, dann setzen Sie Neuwahlen an und lassen Sie die Menschen entscheiden.”

Am 15. Januar soll das britische Unterhaus über den EU-Ausstiegsvertrag abstimmen, den Theresa May ausgehandelt hat. Ob für ihn eine ausreichende Mehrheit zustande kommt, ist ungewiss: In der Konservativen Partei gibt es viele Gegner. Die nordirische DUP, auf deren Stimmen Mays Koalitionsregierung angewiesen ist, bezeichnet den Brexit-Vertrag in seiner aktuellen Fassung als nicht zustimmungsfähig. Sie fordert, dass die Regelung zum Notfallplan für die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland gestrichen wird.

In seiner Rede in einer Fabrik in Wakefield sagte Corbyn, Labour werde gegen Mays Brexit-Vertrag stimmen. Sollte die Premierministerin im Parlament scheitern, dann werde seine Partei alle Optionen auf den Tisch legen – auch die, sich für eine erneute Volksabstimmung einzusetzen. “Aber eine Wahl muss Vorrang haben. Sie ist nicht nur die praktikabelste Option, sie ist auch die demokratischste Option.”

Sollte Mays Entwurf im Parlament scheitern, könnte Großbritannien
am 29. März ungeregelt aus der EU austreten. Für den Fall eines solchen “no deal Brexit” ohne Austrittsabkommen warnt Wirtschaftsminister Greg Clark vor verheerenden Folgen. Das Land wäre dann gezwungen, Handel auf Grundlage der
Vorschriften der Welthandelsorganisation zu betreiben. Dies könnte
deutlich höhere Zölle für einige Produkte wie Autos bedeuten, sagte Clark und warb für Theresa Mays Brexit-Vertrag.

Auch auf die britische Währung wirkt sich die anstehende Parlamentsentscheidung aus: Angesichts des wachsenden Drucks auf die britische Regierung meiden Devisenanleger das Pfund. Die britische Währung fiel an diesem Donnerstag um bis zu 0,5 Prozent auf 1,2729 Dollar.

Flussdiagramm mit den möglichen Ausgängen der Brexit-Verhandlungen

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