/Ditib: Politiker kritisieren Einladung von Muslimbrüdern

Ditib: Politiker kritisieren Einladung von Muslimbrüdern

Nach Berichten über eine Konferenz der türkischen Religionsbehörde Diyanet und des Islamverbands Ditib in Köln mehrt sich Kritik an der Ditib
und der Religionspolitik der türkischen Regierung. Politiker warnten die Regierung in Ankara davor, ihren Einfluss auf Moscheen in Deutschland
weiter auszubauen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss eine
Beobachtung des Ditib durch den
Verfassungsschutz nicht aus. “Besonders alarmierend ist, dass die Ditib
auch Vertreter der Muslimbrüder eingeladen hat”, sagte der
CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen: “Die Bruderschaft
vertritt Standpunkte, die mit der Verfassung nicht in Einklang zu
bringen sind, da muss der Staat sehr aufmerksam sein.”

“Dass Ditib
sich mit solchen Gruppen verbündet, wirft ein bezeichnendes Licht auf
den Verband”, sagte Herrmann. Die Religionsfreiheit in
Deutschland decke nicht “Versuche aus dem Ausland, massiven religiösen
Einfluss zu nehmen”. Wenn Ditib ein
muslimisches Zentrum wie in Köln systematisch dazu missbrauche, müsse
sich der Staat klar entgegenstellen. Aktionen dieser Art seien Teil der
bekannten Strategie” der Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Der Verfassungsschutz prüft Medienberichten zufolge bereits, ob er Teile der Ditib überwachen sollte. Nach Informationen der Welt hat er sich dagegen entschieden.

Über
die Konferenz in der vergangenen Woche in Köln hatte zuerst der Kölner
Stadt-Anzeiger
berichtet. Demnach sollen an dem Treffen auch
Mitglieder von Organisationen teilgenommen haben, die der als
islamistisch eingestuften Muslimbruderschaft nahestehen. Berichten
zufolge wurde einem “deutschen Islam” bei der Konferenz eine klare
Absage erteilt.

Der Beauftragte der
Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU),
sagte den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung, der von den in Deutschland lebenden Muslimen praktizierte
Islam müsse “die deutschen Werte achten”. Die Verantwortlichen der Ditib-Konferenz
in Köln hätten gut daran getan, “die deutschen Ansprechpartner zu
beteiligen
, die Öffentlichkeit zu informieren und sich klar von
radikalen Gruppen abzugrenzen”.

“Wir sehen die Einflussnahme aus Ankara kritisch”

Auch der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, ging auf Distanz. “Wir sehen die Einflussnahme aus Ankara
kritisch”, sagte er den Stuttgarter Zeitungen: “Wir brauchen mehr Dialog zwischen
Muslimen und staatlichen Institutionen in Deutschland
und nicht
weniger.” Vertrauen könne sich nur entwickeln, “wenn die Ditib ihre Ziele in Deutschland transparent macht”.

Die türkisch-islamische Union Ditib
forderte in einer Mitteilung eine
“Deeskalation und Rückkehr zu Sachthemen”. Der Moscheeverband wolle mit
seinem neuen Vorstand “die seit nahezu drei Jahren andauernden Debatten
entschärfen und einen Neuanfang starten”. Zu dem Verband gehören 950 der insgesamt 2.600 Moscheen in Deutschland.
Ihre Imame werden als türkische Staatsbeamte von Ankara bezahlt und sind
in der Regel für fünf Jahre in Deutschland.

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