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Scheeres will Quereinsteiger besser verteilen

Die CDU-Fraktion ereilte zu Wochenbeginn ein Déjà-vu-Erlebnis: Mehrfach hatte sie seit 2017 eine staatliche Steuerung bei der Verteilung der Quereinsteiger verlangt, nun ist die SPD-Fraktion mit einer ähnlichen Forderung an die Öffentlichkeit gegangen, und auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kündigte am Montag entsprechende Schritt an.

„Alle Schulen sollen Ausbildungsschulen werden“, sagte Scheeres dem Tagesspiegel. Im Dezember habe es mit den Leitern der Schulaufsichten „einen Workshop zur Steuerung von Quereinsteigenden“ gegeben: „Ein ausdifferenziertes Konzept wird derzeit erarbeitet und den Schulleitungen im nächsten Schritt kommuniziert“, stellte sie in Aussicht.

Nicht nur die CDU wunderte sich über den späten Zeitpunkt: „Das hätte längst angestoßen werden müssen“, kritisierte der Vize-Vorsitzende des Gesamtpersonalrates Dieter Haase und verwies auf entsprechende GEW-Beschlüsse. Die CDU hatte eine Obergrenze von 20 Prozent Quereinsteigern gefordert und sei damit im Plenum und bei der Senatorin auf Ablehnung gestoßen, sagte CDU-Bildungspolitikerin Hildegard Bentele.

Wie am Montag berichtet, gibt es inzwischen 27 Schulen in Berlin, deren Quereinsteigerquote bei über 20 Prozent liegt. Wenn man die Lehrer ohne volle Lehrbefähigung (Lovls) hinzurechnet, klettert die höchste Quote sogar auf 44 Prozent. Diese Informationen hatte der Neuköllner SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck durch eine parlamentarische Anfrage erhalten.

Widerstände der Personalräte?

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasic, begründete die Probleme bei der besseren Verteilung der Quereinsteiger unter anderem mit „Widerständen der Personalräte“. Dem widersprach Haase: „Es gibt keine Widerstände“, sagte er. Allerdings müssten die Regeln eingehalten werden, die bei Stellenbesetzungen gelten.

Die grüne Bildungsexpertin Marianne Burkert-Eulitz bezweifelt, dass eine Quote die Lösung ist. Sie sieht die Gefahr, dass Lehrkräfte, die gegen ihren Willen zugeteilt werden, in andere Bundesländer ausweichen. Im Übrigen habe die SPD dieses „Ansinnen“ noch nicht in der Koalition diskutiert. Regina Kittler (Linke) plädiert für eine zentrale Stelle für Bewerbung und Verteilung und die Abschaffung der regionalen „Castings“. Dem Vernehmen nach blieben bei einem Casting kürzlich Dutzende Quereinsteiger sitzen: „Schulleiter fangen an zu mauern, weil sie nicht noch mehr Quereinsteiger wollen“, vermutete ein Beobachter.

Eltern begrüßen die Transparenz

Der Landeselternausschuss habe die – zum zweiten Mal erzwungene – Veröffentlichung der schulscharfen Quereinsteigern “mit gemischten Gefühlen” zur Kenntnis genommen, sagte der Vorsitzende Norman Heise. Einerseits herrsche nun Klarheit darüber, welche Schule welchen Anteil an Quereinsteigern habe, andererseits sei es “betrüblich, dass es erst einer Kleinen Anfrage bedurfte, um die Daten zur Kenntnis zu erhalten.” Laut Heise wurden in den meisten Bezirken diese Informationen den bezirklichen Schulgremien nicht schulscharf benannt.

Durch Langenbrincks Anfrage hätten Elternvertretungen nun die Möglichkeit gezielt in den Schulen nachzufragen, wie es um die Arbeit der Quereinsteiger stehe, wenn deren Anteil außergewöhnlich hoch sei: “Wir wissen, dass unter den Quereinsteigenden, wie auch unter den vollausgebildeten Lehrkräften, unterschiedliche Qualitäten gibt. Welche Konsequenzen der immer größer werdende Anteil an Quereinsteigenden auf die Unterrichtsqualität und die Wissensvermittlung der Schüler_innen hat, ist noch gänzlich ungeklärt. Hier muss der mögliche Unterschied dringend evaluiert werden, um die Ausbildung der Quereinsteigenden ggf. anzupassen”, fordert Heise. 

Die Forderung der SPD nach einer Quote komme dem LEA im übrigen bekannt vor, “da dies ein Bestandteil unserer Forderungen zur Bekämpfung des Lehrmangels Ende Juni 2018 war. Wir freuen uns, dass die Politik hier aktiv wird”, setzte Heise hinzu.

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