Als die große Migration begann: In London lagern 160.000 Briefe von europäischen Schiffen aus drei Jahrhunderten. Jetzt wird dieser unglaubliche Schatz erstmals gesichtet und erforscht.
8. Januar 2019, 10:10 UhrEditiert am 8. Januar 2019, 10:10 Uhr
Eine abgrundtiefe Trostlosigkeit muss Friederica Telle erfasst haben.
“Meine Verzweiflung ist bis auf den höchsten Grad”, schreibt sie am 28. Mai 1798 an ihren
“treuesten Mann”, denn: “du verläßt Vatterland, eine gantz unglückliche Gattin und Mutter und
3 arme unschuldige Kinder, ohne auch nur einmal an sie zu schreiben”. Ambrosius Telle,
Kaufmann aus dem thüringischen Ronneburg, ist wenige Jahre zuvor nach Amerika aufgebrochen,
offenbar ohne Abschied zu nehmen; wohin genau, ist nicht bekannt. Aus dem in viele kleine
Fürstentümer (wie zum Beispiel Goethes Sachsen-Weimar) zersplitterten Thüringen, wo zu jener
Zeit bittere Not herrschte, flohen damals Tausende deutscher Wirtschaftsmigranten, ganze
Dörfer wanderten aus.
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