/Gleichstellung: Zwei von drei Vorständen sind Männerrunden

Gleichstellung: Zwei von drei Vorständen sind Männerrunden

Deutschlands börsennotierte Unternehmen haben den Anteil an Frauen in
Führungspositionen im vergangenen Jahr leicht gesteigert. In den 160 Firmen, die im Dax, MDax und SDax
notiert sind, machen Frauen 8,6 Prozent der Vorstandsmitglieder aus.
Anfang 2018 waren es noch 7,3 Prozent. Die absoluten Zahlen zeigen allerdings,
wie langsam dieser Wandel sich vollzieht: Im vergangenen Jahr kamen gerade
einmal elf Frauen mit Führungsverantwortung hinzu, insgesamt sind es nun
61.

Seit 2013 analysiert das Beratungsunternehmen
EY (früher Ernst & Young) zweimal pro Jahr, wie sich die Vorstände der Konzerne
in den drei Börsenindizes zusammensetzen. Der aktuelle Frauenanteil ist der
höchste seit dem Beginn der Untersuchung. Besonders gut schneiden dabei die
Dax-Unternehmen ab: Hier sind inzwischen 14,5 Prozent der Vorstandsjobs mit
Frauen besetzt, ein Anstieg um 2,1 Prozentpunkte. Von den 30 größten deutschen
Firmen haben damit nun 23 mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied.

Vorstandschefinnen gibt es in den Dax-Unternehmen
allerdings keine. Nur im SDax, zu dem kleinere Unternehmen gehören, steht
mittlerweile bei vier Firmen eine Frau an der Vorstandsspitze. Die deutliche
Mehrheit der Firmen verzichtet auf der Topebene weiterhin komplett auf die
Mitarbeit von Frauen: 67 Prozent der deutschen Spitzenunternehmen haben keine
einzige Frau im Vorstand.

Bemerkenswert ist, dass gerade Handelsunternehmen
sich schwer damit tun, Frauen Führungsaufgaben zu übertragen. Obwohl in
dieser Branche besonders viele Frauen arbeiten, liegt ihr Anteil in den
Vorständen nur bei drei Prozent. Deutlich besser sieht es bei
Logistikunternehmen (12 Prozent) und in der Finanzbranche (13 Prozent) aus.
Spitzenreiter unter den von EY untersuchten Firmen war die
Telekommunikationsbranche mit einem Vorstandsfrauenanteil von 16 Prozent.

“Frauen sind in deutschen Vorständen immer noch
eine Seltenheit”, kritisiert EY-Expertin Ulrike Hasbargen die
Untersuchungsergebnisse. Überwiegen mit Männern besetzte Chefetagen könnten
dabei zum Problem werden, warnt sie: “Es mag zunächst etwas anstrengender
sein, in gemischten Teams zu arbeiten – aber die Reibung, die hier entsteht,
die Diskussionen und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sichtweisen
führen eben auch oft zu neuen Lösungen und zu mehr Innovationskraft.”

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