/“Tatort” Köln: Spiel mir den Autowaschanlagenblues

“Tatort” Köln: Spiel mir den Autowaschanlagenblues

Als der Polizist Frank Lorenz einen jungen Mann während einer nächtlichen Verkehrskontrolle auffordert, aus seinem Auto auszusteigen, flieht dieser, rennt auf die nahen Bahngleise und wird von einer Straßenbahn überfahren. Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) übernehmen im Kölner Tatort Weiter, immer weiter die Ermittlungen. Zunächst wirkt der Tod des Mannes wie ein tragischer Unfall, doch bald stellt sich heraus: Die russische Mafia war hinter dem jungen Drogendealer her. 

1. Worüber werden am Montag alle reden?

Christian
Buß:
Über
Jütte. Der von Roland Riebeling als Mischung aus Stefan Raab und Willy Millowitsch gespielte Assistent ist einer der schönsten Tatort-Sidekick-Neuzugänge der letzten Jahre. Hier fällt er kurz
unter den Verdacht, ein Maulwurf der russischen Mafia zu sein. Ausgerechnet er,
diese Mischung aus Faultier und rheinischer Frohnatur.

Lars-Christian
Daniels:
Über
Drogis und Schenki.

Matthias Dell: Über
den auch am 14. Todestag noch immer ungeklärten Fall Oury Jalloh.

Kirstin Lopau: Über
das überraschende Ende. Schade, dass dieses Stilelement so kurz hintereinander
bei zwei Tatorten der Clou war. 

2. Was haben Sie aus diesem “Tatort” gelernt?

Christian
Buß:
Es gibt sie noch, die Kneipen, in denen Nights in White Satin von The Moody Blues gespielt wird, während
sich angetrunkene reifere Damen dazu mit den Armen in der Luft wiegen. Schenk lässt
sich derweil mit einem alten Freund zulaufen.

Lars-Christian
Daniels:
In
einer Autowaschanlage kann man prima Verstecken spielen. Wenn man nicht
gefunden wird, könnte das allerdings auch daran liegen, dass man gar nicht
gesucht wird.

Matthias Dell: Dass
Dietmar Bärs Kommissar nicht “Freddy”, sondern “Schenki”
gerufen werden muss.

Kirstin Lopau: “Zufälle
gibt’s nur in der Liebe.” Nicht zuletzt aber überlegen wir, ob jeder dienstbeflissene Kollege ein Geheimnis verbirgt und wir uns mal zu ihm nach
Hause einladen sollten – bevor es zu spät ist.

3. Welche Frage bleibt offen?

Christian
Buß:
Wie
war das jetzt genau mit den Dieben im Gesetz, der
Verbrecherorganisation aus Sowjetzeiten? Jütte wirft zwar ein ganz großes
Schaubild dazu an die Wand, richtig schlau wird man daraus aber nicht.

Lars-Christian
Daniels:
Wie
kriegt man den Geruch von Korn und Kotze möglichst schnell wieder aus der
Uniform?

Matthias Dell: Muss
die Kollegin von Lorenz jetzt noch mehr Überstunden
machen?

Kirstin Lopau: Keine.
Wir denken nur kurz an den armen Menschen, der dieses übrig gebliebene Haus
entrümpeln muss.

4. Welche Rolle hätte man besser besetzen sollen? Und mit wem?

Christian Buß: Mit
Roeland Wiesnekker macht man ja nie etwas falsch. Der grandiose Schauspieler
trägt dieses Porträt über einen Streifenpolizisten zwischen Wachsamkeit und
Wahn weitgehend über dramaturgische Schwächen hinweg.

Lars-Christian
Daniels:
Vincent Redetzki trägt als Junkie und Drogendealer genauso dick auf wie die
Drehbuchautoren bei den plattitüdenlastigen Dialogen. Julius Feldmeier aus
Katrin Gebbes großartigem Cannes-Beitrag Tore
tanzt
von 2013
wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen. 

Matthias
Dell:
Keine.

Kirstin Lopau: Bis zehn Minuten vor Schluss hätte ich mich über das hölzerne Spiel von Annette Paulmann als Mecki beschwert, was aber dann grandios erklärt wird. Toll
gespielt haben Vincent Redetzki als Junkiebruder und vor allem Roeland Wiesnekker als unbequemer Kollege Frank Lorenz. 

5. Von welcher Szene werden Sie träumen?

Christian
Buß:
Von
der Szene, in der sich Streifenpolizist Frank in einer Waschanlage von einem
Killer verfolgt glaubt. Spooky.

Lars-Christian
Daniels:
Gleich
von der ersten, in der ein Drogendealer bei einer Verkehrskontrolle die Flucht
ergreift – und direkt vor einen Zug läuft. 

Matthias Dell: Von der
Rangelei im Feinkostlager – das hätte mit ein bisschen mehr Geld ruhig
lustvoller zerlegt werden können.

Kirstin Lopau: Von
diesem Haus.

6. Von 0 (super spannend) bis 10 (schon um halb neun eingeschlafen): Wie viele goldene Schlafmützen bekommt dieser “Tatort”?

Christian Buß: 4
Schlafmützen 😴😴😴😴

Lars-Christian Daniels: 4
Schlafmützen 😴😴😴😴

Matthias Dell: 3
Schlafmützen 😴😴😴

Kirstin Lopau: 3
Schlafmützen, es plätschert zunächst weiter, immer weiter, bis zum furiosen
Ende. 😴😴😴

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