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Schulkoch: In Tomatensoße kann man alles schmuggeln

Um 10.40 Uhr gibt es Mittagessen. 230
Schüler haben sich heute für die Lasagne angemeldet. 230 Portionen, das sind 80
Liter Bolognese, 35 Liter Béchamel und 20 Kilogramm Pasta. Bei den Dimensionen, in denen
Thomas Beier kocht, kann einem schon mal flau im Magen werden.

Thomas Beier ist Schulkoch. Das
klingt nicht exotisch, ist es aber. Zwar wird längst in den meisten Schulen
warmes Mittagessen angeboten, aber das kommt in der Regel vom Caterer. Die
Gerichte werden nachts in einer Großküche zubereitet, an die Schulen geliefert
und dort aufgetaut. Thomas Beier kocht selbst, live. Mit allen Risiken, die
dazugehören.

Beier selbst war Ende der Achtzigerjahre
in einer Hauptschule auf dem Bayerischen Land. Da gab es einen Hausmeister, der
mit seiner Frau in der großen Pause Kakao und Semmeln verkaufte. Das war es.
Mittags stand Mutti am Herd. Aber die Zeit der Hausfrauen ist vorbei. Die
Mütter arbeiten. Heute verbringen Schüler fast doppelt so viel Zeit in der
Schule, immer mehr Schulen bieten ihren Schülern mittags warmes Essen an. Die Schulküche
hat eine neue Funktion übernommen.     

Die Schulküche hat die Hausfrau abgelöst

Die Küche der Oberschule der
Nelson-Mandela-Schule in Berlin-Wilmersdorf liegt am Ende des Gangs im
Erdgeschoss, links. Riesige Silberschalen, karierte Handtücher, Dunsthaubeninstallationen
über allem. Neben dem Zehn-Kilo-Pott mit Salz und den zwei Kilo Zimt ist ein Sack
mit Mehl, in dem man auch einen Menschen transportieren könnte.

Beier steht am Herd und rührt in einer riesigen Mexikanischen Reispfanne. Essen 1 zu 3,40 Euro. Suppe gibt es auch, sie kostet 1,70 Euro, aber sie dürfte heute nicht
sonderlich beliebt sein: Es gibt Gemüsesuppe.

Die ersten Schüler warten schon am
Tresen, der die Küche vom Speiseraum trennt. 350 Schüler werden hier heute essen. Sie sind zwischen elf und 18 Jahre alt.  “Hey, Thomas, alles klar”, ruft
einer. “Alles klar, Jonas, und bei dir?” Thomas Beier trägt ein schwarzes
Shirt, schwarze Schürze, schwarze Brille. Er ist ein Typ, den man sich in einer
Reihe von Berufen vorstellen könnte.     

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