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Apple: Die Krise liegt nicht nur in China

Noch vor wenigen Monaten erreichte Apple
einen Höhepunkt seiner Firmengeschichte. Der US-Konzern war im August 2018 eine Billion Dollar
wert
, so viel wie zuvor kein privates Unternehmen. Ein knappes halbes Jahr später ist der Aktienkurs um mehr als ein Drittel eingebrochen. Und das neue Jahr beginnt mit einem
weiteren Rückschlag: Apple musste seine Umsatzerwartung für das eben zu Ende gegangene Geschäftsquartal deutlich nach unten
korrigieren
.

Eigentlich wollte das Technologieunternehmen von Oktober bis Dezember weltweit Waren und Dienstleistungen im Wert von 89
bis 93 Milliarden Dollar verkaufen, nun rechnet es nur mit 84 Milliarden
Dollar. Der Kurs fiel zwischenzeitlich um rund neun Prozent. Sonst war Apple
immer dafür bekannt, Erwartungen eher zu übertreffen – es ist das erste Mal seit Einführung des iPhones vor mehr als zehn Jahren, dass Apple die eigene Prognose verfehlt.

Die Konzernführung sieht die Hauptursache dafür in
China: “Wir haben die Stärke der wirtschaftlichen Abwärtsbewegung
unterschätzt, vor allem in China”, schreibt Apple-Chef Tim Cook an seine Aktionärinnen und Aktionäre. Das Unternehmen macht laut CNN 15
Prozent seines Umsatzes
in der Volksrepublik.

Wenn dort die Wirtschaft langsamer
wächst, die Löhne deshalb langsamer steigen und die Chinesinnen und Chinesen
sich Sorgen um die Zukunft machen, kaufen sie weniger teure Apple-Produkte, so
die Annahme. Für diese Erklärung spricht, dass Apple in den USA und Deutschland
Rekordeinnahmen erzielt hat.

Kauften die Chinesen aus Patriotismus weniger iPhones?

Das chinesische
Wirtschaftswachstum verliert zwar schon seit 2010 an Schwung, im vergangenen Jahr war die Schwäche jedoch besonders deutlich: 6,5 Prozent wuchs das Bruttoinlandsprodukt zuletzt,
das ist für chinesische Verhältnisse erschreckend wenig. 2018 könnte das Jahr
mit dem schwächsten Wirtschaftswachstum seit 1990 werden.

Dazu dürfte auch der
Handelsstreit mit den USA beigetragen haben. Der Konflikt könnte Chinesen und
Chinesinnen auch direkt dazu veranlasst haben, weniger iPhones zu kaufen, mutmaßt
Apple-Chef Cook: Sie hätten sich bewusst gegen US-Produkte entschieden. Will
heißen: aus Solidarität zu ihrem Heimatland.

Cook führt in seinem Brief noch
weitere Erklärungen an, um den Umsatzrückgang zu erklären, ohne seine Strategie
hinterfragen zu müssen: Mobilfunkanbieter subventionierten neue Handys seltener
als früher, deshalb kauften die Kunden weniger. Dagegen spricht allerdings, dass der
chinesische Konkurrent Huawei seine Verkäufe steigern konnte.

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