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Bottrop: Autofahrer hatte die “klare Absicht, Ausländer zu töten”

Bottrop – »Es gab die klare Absicht, Ausländer zu töten«
Ein Mann ist in Bottrop und Essen gezielt in Menschengruppen gefahren. Laut dem Innenminister von Nordrhein-Westfalen hatte er rassistische Motive.

© Foto: © Marcel Kusc/dpa

Ein Autofahrer hat in der Silvesternacht in Bottrop seinen Wagen in eine Fußgängergruppe gesteuert und dabei mindestens vier Menschen zum Teil schwer verletzt. “Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus, der möglicherweise in der fremdenfeindlichen Einstellung des Fahrers begründet ist”, teilten die Polizeipräsidien in Recklinghausen und Münster sowie die Staatsanwaltschaft in Essen mit. Die Ermittler haben “erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers”.

Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtete, schwebte eine junge Frau zunächst in Lebensgefahr. Drei weitere Menschen seien leicht verletzt worden. Der Täter, der einen silberfarbenen Mercedes fuhr, wurde schließlich in seiner Heimatstadt Essen festgenommen. Dort hatte er einen zweiten Versuch unternommen, Passanten anzufahren. Bei seiner Festnahme äußerte der Mann sich
den Angaben zufolge fremdenfeindlich.

Der 50-jährige Essener ist deutscher Staatsbürger. Er sei bislang nicht polizeilich in Erscheinung
getreten, sagte Friederike Zurhausen, die Polizeipräsidentin von Recklinghausen.
Es sei unklar, ob er
noch in psychologischer Behandlung sei. Erste Einlassungen des Täters ließen
fremdenfeindliche Hintergründe vermuten. Zu einem politischen Hintergrund lägen
bisher keine Erkenntnisse vor. Derzeit seien Ermittler dabei, die Wohnung des
Mannes zu durchsuchen.

“Bewusst in Menschengruppen gefahren”

Der Fahrer hatte die “klare Absicht, Ausländer zu töten”, sagte
der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am
Nachmittag in Bottrop. Er
sei bewusst in Menschengruppen gefahren, die größtenteils aus Ausländern
bestanden hätten, sagte Reul. Das sei
durch die Vernehmungen klar geworden. Schon vorher sei klar geworden, dass der
Mann psychische Erkrankungen gehabt habe. Der Mann habe sogar noch ein viertes
Mal versucht, in eine Personengruppe zu fahren, sagte Reul. Dabei sei eine weitere
Person verletzt worden. Es mache “sehr betroffen, dass
so etwas passiert ist”, sagte der Innenminister. Der Fall müsse sehr ernst genommen werden, es
werde mit Hochdruck ermittelt. In Nordrhein-Westfalen
gebe es keinerlei Toleranz für Gewalttäter, “egal, von welcher Ecke sie
kommen”.

Der mutmaßliche Täter war wenige Minuten nach
Mitternacht in Bottrop absichtlich auf einen Fußgänger zu gefahren. Dieser konnte
sich jedoch vor einem Zusammenprall retten. Danach fuhr der Mann weiter
Richtung Innenstadt von Bottrop und dort in eine Menschengruppe hinein, die den Jahreswechsel ausgelassen feierte. Unter den Betroffenen sind demnach syrische und afghanische
Staatsangehörige.

Auch im benachbarten Essen versuchte der Mann
laut Polizei, in eine Gruppe Menschen zu fahren. Diese standen
gerade an einer Bushaltestelle. “Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen
Gründen nicht funktioniert. All das zu klären, ist jetzt unsere
Aufgabe”, sagte eine Polizeisprecherin.

Engagement gegen Rechtsextremismus

Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler sagte ein Konzert ab, das die Feiern zum 100. Stadtgeburtstag Bottrops eröffnen sollte: “Heute ist uns nicht zum Feiern zumute.”

“Die schreckliche und wohl rassistisch motivierte Tat muss entschieden
aufgeklärt werden”, sagte die innenpolitische Sprecherin der
Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, dem RedaktionsNetzwerk
Deutschland. Sie forderte die Ermittler zudem auf, zu prüfen, “ob der Täter sich in irgendeiner
Weise in rechtsextremen Kreisen bewegte und seine Tat damit in
Verbindung stand” und “ob er tatsächlich allein
handelte, oder ob es gegebenenfalls weitere Beteiligte oder Mitwisser
gab.”

Armin Laschet (CDU), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, äußerte sich auf Twitter zum Anschlag in Bottrop und versprach weiteres Engagement gegen Rechtsextremismus.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der Bild, der Angriff in Bottrop
habe ihn “sehr betroffen” gemacht.

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