Es gibt Tage, an denen du aufwachst und deine Gedanken schon rasen. Du fühlst dich von all den zu erledigenden Aufgaben erschlagen, willst dich am liebsten gleich wieder umdrehen und die Augen schließen. Natürlich geht das oftmals nicht. Und so quälst du dich aus dem Bett und gehst den Tag an.
Zwischen all den Aufgaben des Tages, die noch zu erledigen sind, taucht jedoch plötzlich dein*e Partner*in in den Gedanken auf und es bildet sich ein tagträumerisches Lächeln auf den Lippen. Der Gedanke an die gemeinsame Zeit auf der Couch, Kuscheln und gemeinsames Essen hellt deinen Tag auf.
„Gemeinsame Zeit ist das größte Geschenk, das sich Partner geben können. Wenn Sie Langzeitpaare fragen, was ihre Beziehungszufriedenheit ausmacht, dann sind es die Momente, die man zusammen verbringt, die letztlich für die Bindung sorgen“, sagt Eric Hegmann, Paarberater, Single- und Parship-Coach. Jedes Paar gestaltet die gemeinsamen Stunden am Abend natürlich unterschiedlich und lässt ihnen eine ganz besondere persönliche Bedeutung zukommen. ze.tt hat vier Paare bei ihrer abendlichen Routine begleitet und erfahren, wie sie ihre Abendstunden nutzen, um ihre Beziehung zu pflegen, Intimität schaffen und gemeinsam glücklich zu sein.
Dominique und Jane
Dominique, 24, und Jane, 21, sind seit fünf Monaten ein Paar und verbringen fast jeden Abend während der Arbeitswoche miteinander. Beide studieren. Dominique ist angehende Filmemacherin, Jane studiert Freie Künste. „Wir sind beide Workaholics, deshalb ist es uns wichtig, am Abend gemeinsam runterzukommen“, sagt Dominique.
Anfänglich haben sie gemeinsam am Abend gearbeitet, seit Kurzem achten sie jedoch darauf, die Abendstunden frei von Arbeit halten. „Für uns sind unsere gemeinsamen Abende wie ein kleiner Kurzurlaub.“ Üblicherweise essen die beiden gemeinsam und schauen dann eine Serie – sei es leichtes Reality-TV oder eine Dokumentation, über die sie später diskutieren. In ihren abendlichen Unterhaltungen spielt oft das Studium eine Rolle. „Wenn wir besonders gestresst sind, zum Beispiel, wenn ein Abgabetermin ansteht, versuchen wir der anderen gut zuzureden und ihr Sicherheit zu geben“, sagt Jane.
Willst du heute der kleine oder der große Löffel sein?
Oft reden sie bei gemeinsamen Kuschelabenden über ihre Beziehung, wie sie selbst in manchen Situationen reagieren und miteinander umgehen. Das hat der Beziehung geholfen zu wachsen und die Intimität zwischen den beiden gestärkt. „Da wir so gut wie jeden Abend miteinander verbringen, habe ich mich am Anfang ein wenig unter Druck gesetzt gefühlt, weil ich dachte, wir sollten auch jeden Abend miteinander schlafen. Wir haben dann einfach ganz offen darüber geredet. Das hat mir sehr geholfen.“
Wenn die beiden gemeinsam zu Bett gehen, lautet die erste Frage häufig: „Wie möchtest du heute schlafen, willst du der große oder kleine Löffel sein?“ Haben sie sich auf die Schlafweise geeinigt, kuscheln sie noch ein wenig, bevor sie langsam einschlafen. „Gemeinsames Einschlafen fördert Bindung auf vielen Ebenen: emotional, körperlich, hormonell. Mit dem Gedanken, wie dankbar man für die Beziehung und den Partner ist, einzuschlafen, ist garantiert ein Zufriedenheitsschub. Körperliche Nähe zum geliebten Menschen senkt den Blutdruck, verlangsamt die Herzfrequenz und baut Stresshormone ab“, sagt Hegmann.
Marleen und Bart
Für Marleen, 27, und Bart, 30, bedeuten die gemeinsamen Abende in erster Linie eins: Spaß. Seit zwei Jahren sind sie ein Paar und leben seit rund einem Jahr zusammen. Beide arbeiten Vollzeit, was bedeutet, dass sie sich während der Arbeitswoche nur am Abend sehen können. Ein Ritual der beiden ist, nach einem langen Arbeitstag kurz gemeinsam auf dem Bett zu liegen, zu kuscheln und sich von dem Tag zu erzählen. Dann kochen sie gemeinsam und reden über Ideen zu ihrem gemeinsamen Buch, das Marleen schreibt und Bart illustriert.
Eine gemeinsame Albernheit ist das Singen. „Es hört sich nicht gerade gut an, aber wir lieben es, das Gesagte in ein Lied zu verpacken“, erzählt Marleen lachend. Die beiden haben sogar ein Lied mit dem Handy aufgenommen, das den beiden nun als Weckton am Morgen dient. Wenn Marleen und Bart über ihren gemeinsamen Abend sprechen, grinsen die beiden durchweg. „Für mich ist am Abend nach Hause zu kommen, wie in eine glückliche Blase einzutauchen“, erzählt Marleen.
Ein Abend alleine? Das wäre doch nur langweilig.
Bart
Nach dem Abendessen schlüpfen die beiden in ihre Easy Pants, wie sie ihre Jogginghosen nennen. Zuerst mochte Bart dies nicht, doch Marleen konnte ihn nach einer Weile überzeugen. Gemeinsam machen sie es sich dann auf dem Sofa gemütlich. Eine Lieblingsbeschäftigung von Bart ist, Marleen zu kitzeln: „Da flippt sie total aus“, sagt er und grinst. Kitzeln gilt bei den Zweien oft auch als Vorspiel. „Wir haben eigentlich kaum Sex, wenn wir bereits im Bett sind, sondern eher davor“, erzählt Bart.
Wenn es dann aber zum Schlafen ins Bett geht, führen die beiden ein allabendliches Ritual durch, bei dem die beiden sich erst gegenüberliegen und sagen, dass sie sich lieben. Danach dreht sich Marleen um und Bart umarmt sie, bis er eingeschlafen ist. „An dem Punkt muss ich mich dann aber ein wenig aus der Umarmung lösen. Ich liebe es gemeinsam im Bett zu kuscheln, aber zum Einschlafen brauche ich meinen Freiraum““ sagt Marleen. Ob die beiden gerne mal einen Abend für sich alleine hätten? „Das wäre doch nur langweilig“, sagt Bart.
Lena und Michael
Für Lena, 25, und Michael, 31, bedeutet der gemeinsame Abend in erster Linie nicht Zweisam- sondern Dreisamkeit, da die beiden eine einjährige Tochter haben. Die Abende des Paares sind meist sehr aktiv, da sie die einzige gemeinsame Zeit des Tages dazu nutzen möchten, als Familie zusammen zu sein und Spaß zu haben. Nachdem Michael von der Arbeit nach Hause kommt, isst die Familie gemeinsam. Dann spielen Lena und Michael mit Tochter Lotta. „Wir lesen ihr vor, spielen gemeinsam Musik und unternehmen von Zeit zu Zeit auch etwas Besonderes, wie zum Beispiel eine Nachtwanderung. Unsere Abende sind wie ein kleines Abenteuer“, erzählt Michael.
Auch das Sexleben leidet.
Michael
Beide sind sich einig: Durch ihre gemeinsame Tochter ist die Beziehung zwischen ihnen noch viel inniger geworden. „Wir sprechen über alles. Nicht nur über Lotta und ihre Erziehung, sondern auch über unsere Beziehung“, erzählt Lena. Doch zugeben muss sie: Leider bleibt dabei wenig Zeit für Zweisamkeit. „Ich glaube, man kann an einer Hand abzählen, wie oft wir dieses Jahr zu zweit aus waren“, sagt Michael. „Und auch das Sexleben leidet. Man hat halt häufig im Kopf, dass Lotta jeden Moment aufwacht und nach Mama oder Papa ruft.“ Den Abend zu Hause verbringen zu müssen, hält sie jedoch nicht davon ab, sich intensiv ihrer Beziehung zu widmen.
Wenn Lotta im Bett ist, klappen sie das Sofa aus, verwandeln es in eine Kuschellandschaft, öffnen eine Flasche Wein und sprechen über den gemeinsamen Tag. „Natürlich fühlt man manchmal einen gewissen Druck, weil man denkt, man muss sich jetzt Zeit füreinander nehmen“, erzählt Michael. „Man lernt durch ein Kind jedoch auch, die gemeinsame Zweisamkeit viel mehr zu schätzen“. Wenn Michael nach einem langen Arbeitstag auf dem Weg nach Hause ist und an seine Familie denkt, stimmt es ihn rundum glücklich. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass man gleich so herzlich zu Hause empfangen wird.“
Nick und Sven
Die Studenten Nick, 23, und Sven, 22, haben in ihrer Beziehung das gefunden, was viele vergeblich suchen: den besten Freund im Partner. „Für mich ist Sven viel mehr als nur mein Partner, er ist mein bester Freund. Mit ihm kann ich genau so sein, wie ich bin“, erzählt Nick. Nick und Sven sind seit einem Jahr zusammen und verbringen fast jeden Tag während der Arbeitswoche miteinander. Die beiden teilen viele gemeinsame Hobbys, wie zum Beispiel das Stöbern in Vintage-Shops oder das Kochen, was sie am Abend immer gemeinsam tun. „Da haben wir dann manchmal schon unterschiedliche Vorstellungen, aber am Ende finden wir immer ein Gericht, das beide mögen“, sagt Nick und grinst. Eine neue gemeinsame Beschäftigung, der die beiden gerne nachgehen, ist Mario Kart auf der Konsole spielen.
Für mich ist Sven viel mehr als nur mein Partner, er ist mein bester Freund.
Nick
Bevor Sven und Nick ein Paar wurden, war Sven kein Liebhaber von Konsolen. Doch Nick hat sein Herz für das gemeinsame Spielen erwärmt. Beziehungsexperte Hegmann sagt, dass das Entwickeln von gemeinsamen Hobbys, gegebenenfalls sogar solchen, die einem Partner zunächst nicht sonderlich zugesagt haben, das Wir-Gefühl stärken. „Indem man sich Bereichen widmet, die für einen neu, dem Partner jedoch vertraut sind, kann man Eindrücke nicht nur selbst, sondern auch durch die Wahrnehmung des Partners erleben.“
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