Eine junge Frau, eine Plastiktüte über den Kopf gezogen, nur mit einem Slip bekleidet, liegt tot im Frankfurter Bankenviertel. Sie scheint aus dem hohen Bürogebäude gestürzt zu sein – aber war es Mord, Selbstmord oder ein Unfall? Während Brix (Wolfram Koch) noch im Stau steht, nimmt seine Kollegin Janneke (Margarita Broich) schon einmal die Ermittlungen auf.
Schwerer Fehler, denn plötzlich hört sie auf dem dunklen, endlosen Flur Schritte hinter sich. Instinktiv greift sie zur Kamera, das Blitzlicht erhellt im Auslösen die Szenerie, dann wird sie niedergeschlagen.
Als sie im Krankenhaus wieder zu Bewusstsein kommt, kann sie sich nur noch undeutlich erinnern. Die Fotos helfen da nicht weiter, denn darauf sind nur unscharfe Details zu sehen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn sie den Täter überführungswürdig scharf abgeschossen hätte. Also muss weiter ermittelt werden.
1. Worüber werden nach dem Tatort alle reden?
Christian Buß: Wie piefig die Bankenmetropole Frankfurt inzwischen aussieht. Im Zentrum dieses Finanzthrillers steht ein schäbiger schwarzer Büroturm, wo in unübersichtlichen Firmenkonstrukten bei zig kleinen spekulativen Transaktionen per Autoresponseverfahren Minigewinne zusammenkommen. Glamour geht anders.
Lars-Christian Daniels: Über das leckere (aber viel zu kalorienreiche!) Feiertagsessen, den schlimmsten Familienstreit vorm Tannenbaum oder die peinlichsten Weihnachtsgeschenke – aber wohl kaum über diesen enttäuschenden Frankfurter Tatort, der über die skrupellosen Machenschaften im Bankenviertel Mainhattans nichts zu erzählen hat, was wir nicht eh schon vermutet haben.
Matthias Dell: Warum nur haben wir gepennt beim Urlaubstagepimpen mit zwei lächerlichen Brückentagen?
Kirstin Lopau: Über Micro-Trading, was wir dank der Erklärung im Tatort endlich ansatzweise verstehen, jedenfalls insoweit, als dass wir ahnen, dass es am Rande der Illegalität stattfindet.
2. Was haben Sie aus diesem “Tatort” gelernt?
Christian Buß: “Ja, Sauerstoffmangel im Gehirn, da kann der Orgasmus schon mal intensiver sein. Muss man halt aufpassen, gell?” So der Rechtsmediziner zu der Frauenleiche, die mit Plastiktüte über dem Kopf gefunden wurde.
Lars-Christian Daniels: Nichts, was wir nicht schon aus Bad Banks gelernt hätten.
Matthias Dell: Der Kapitalismus fährt Motorrad.
Kirstin Lopau: Dass man im Mathe-Proseminar an der Uni durchaus Freundschaften fürs Leben schließen kann. Wir lernen, dass ein hoher Intellekt nicht unbedingt nur Segen sein muss: “Wenn der Verstand ein Messer ist, dann kommt es darauf an, was man damit macht.” Vor allem aber spüren wir mal wieder diese Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber halbseidenen Firmen und deren semilegalen Machenschaften wie Janneke und Brix in der Schlussszene.
3. Welche Frage bleibt offen?
Christian Buß: Wie funktioniert Micro-Trading denn jetzt wirklich?
Lars-Christian Daniels: Warum hat sich die ARD für diesen Tatort am zweiten Weihnachtstag entschieden – und nicht für den Münchner Tatort, in dem Anfang Dezember ein Weihnachtsmann mit Machete mordete? Vielleicht, weil parallel das Traumschiff nach Hawaii segelt und man dadurch ein paar Millionen Zuschauer weniger mit diesem einfallsarmen Bankenkrimi enttäuscht.
Matthias Dell: Warum?
Kirstin Lopau: Wie geht es eigentlich Jannekes Kopf am Ende der Folge?
4. Welche Rolle hätte man besser besetzen sollen? Und mit wem?
Christian Buß: Katja Flint als Juristin des Bösen bleibt ein wenig blass – gegen den dunklen Büroturm, der hier bedrohlich in den Himmel ragt und der eigentliche Episodenhauptdarsteller ist, hat sie keine Chance.
Lars-Christian Daniels: Rauand Taleb und Rouven Israel haben schwer damit zu kämpfen, sich von der Schablonenhaftigkeit ihrer Figuren zu lösen. Hölzerne Dialoge wie dieser, in dem die beiden jungen IT-Nerds erzählen, wie sie sich an der Uni kennengelernt haben, machen es ihnen nicht leichter: “Er hat immer die schlausten Fragen gestellt.” – “Und er hat sie beantwortet. Da hat der Algorithmus gepasst.”
Matthias Dell: Die vom Kapitalismus – mit einem ernst zu nehmenden Motorradfahrer wie Fiete Merz oder so.
Kirstin Lopau: Keine. Erstmals richtig in Erscheinung treten darf der “Aktenfresser”-Assistent Jonas.
5. Von welcher Szene werden Sie träumen?
Christian Buß: Von der Szene, in der sich Kommissarin Janneke den Finger in einer offenen Wunde in den Kopf steckt.
Lars-Christian Daniels: Anna Janneke legt buchstäblich den Finger in die Wunde. Bitte erst hinschauen, wenn das Weihnachtsessen schon verdaut ist.
Matthias Dell: Wie Janneke den bösen Turm mit ihrer Kamera abfotografiert (und danach auf den Bildern auch noch was erkennen will) – diese Fotografinnennummer ist eins der mühsamsten Attribute, wo gibt.
Kirstin Lopau: Vom traurigen Ende.
6. Von 0 (super spannend) bis 10 (schon um halb neun eingeschlafen): Wie viele goldene Schlafmützen bekommt dieser “Tatort”?
Christian Buß: 3 Schlafmützen 😴😴😴
Lars-Christian Daniels: 😴😴😴😴😴😴 Schlafmützen
Matthias Dell: 9 Schlafmützen 😴😴😴😴😴😴😴😴😴
Kirstin Lopau: Es gab schon viel Besseres aus Frankfurt, deshalb 3 Schlafmützen. 😴😴😴
Hits: 7



















