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A 40: Erst mal weiterfahren

Tief im Westen zieht sich eine Autobahn von
den Niederlanden bis nach Dortmund. Viele Kilometer weit fahren dort die Autos wie
brav an einer Kette aufgezogene Perlen. Wenn alle zum Stehen kommen, wird das Licht
rot, und sobald das Auto vorn wieder einen Zentimeter aufrückt, verlischt das
Rot kurz. Im Radio läuft die Stauschau. So ist das an diesem grauen
Morgen auf der Autobahn. Nach ein paar Kilometern hat das Stehenbleiben,
Anfahren, Stehenbleiben, Anfahren eine meditative Wirkung.

Die A 40 führt durch das Herz mehrerer Revierstädte:
Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Duisburg, Moers. 95 Kilometer Asphalt und so viel mehr als eine Autobahn. Wenn das Ruhrgebiet ein Körper wäre, die A 40 wäre seine Hauptschlagader.

Leute, die nicht von hier kommen, fahren über die A 40 und sind
weg. Für die Menschen im Pott bedeutet die A 40 Freiheit. Die Freiheit, in Moers ins Auto
zu steigen, um in Gelsenkirchen auf Schalke zu gehen oder im Sommer an den
Baldeneysee in Essen zu fahren.

Dieselfahrer haben diese Freiheit
vielleicht bald nicht mehr. Denn zum
ersten Mal soll 2019 in Deutschland ein Dieselfahrverbot auch für eine Autobahn
gelten.

Auffahrt 43: Dortmund-Dorstfeld

Der
Autobahnmeister Norbert Südbröker steuert in orangefarbener Warnweste mit
seinem Auto auf die Auffahrt zu. Er wirft einen Blick in den Rückspiegel und
setzt den Blinker. Die A 40 zieht hier eine Schneise durch eine Hügellandschaft aus
Sand und Schutt: kleine Halden, übrig geblieben vom Bau der Autobahn 1955.
Südbröker hat helle Augen, die farblich zum grünen Kragen seiner Warnweste
passen, und einen ordentlichen Kurzhaarschnitt. Seit 44 Jahren verrichtet er
Straßenunterhaltungsdienst auf der A 40 zwischen Dortmund und Essen-Kray. Mit jahrzehntelanger
Routine fädelt er den Wagen des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen
in den dichten Verkehr ein. Ab jetzt heißt es: fahren, fahren, fahren.

Norbert Südbröker macht seit 44 Jahren Straßenunterhaltungsdienst auf der A 40 zwischen Dortmund und Essen-Kray.
© Arne Piepke für ZEIT ONLINE

Bescheiden, aber
gerne erzählt Südbröker von seiner Arbeit. Jeder der Kollegen habe beim
Ausbessern schon mal einen kleinen Sprung machen müssen, um einem Auto aus dem
Weg zu gehen. Nach einer Weile wird er gesprächig: Einmal hätten seine
Kollegen ein totes Pferd von der Fahrbahn abtransportiert; ein anderes Mal sei ihm
ein Auto auf dem Dach entgegengeschlittert, der Verkehrsteilnehmer hatte einen
Herzinfarkt.

Schwere Unfälle
gebe es jetzt aber nicht mehr so häufig auf der A 40. So schnell könnten die
Autos hier ja gar nicht mehr werden.

Ausfahrt 42: Kreuz Dortmund-West

Auf der
Gegenseite stockt der Verkehr. Eigentlich haben sie hier jeden Tag Stau, sagt
Südbröker. Wenn nur einer bremst, entstehen ruck, zuck vier, fünf Kilometer. Egal wer man ist und welches Auto man fährt,
warten müssen alle.

Die Pendler im
Ruhrpott haben ihre eigenen Bezeichnungen für die A 40: Längster Parkplatz des
Ruhrgebiets. Ruhrschleichweg. Die Kollegen von der Autobahnmeisterei meinen:
Wer Ruhrschnellweg sagt, hat schon dreimal gelogen. Die A 40 liege nicht an der
Ruhr, man sei nicht schnell und ein Weg sei das auch nicht, sondern eine
Autobahn. Südbröker lacht.

Sein Beruf habe sich in seinen 44 Dienstjahren verändert. Während die
Straßenwärter früher einfach ein Wimpelchen aufstellen konnten, um ein Stück
Asphalt auszubessern, würden solche Straßeninstandsetzungsarbeiten heute vor
allem nachts gemacht. Schließlich fahren heute täglich bis zu 115.000 Autos über
die A 40. Rund 44.000 Fahrzeuge wären vom Dieselfahrverbot betroffen. 

Macht Südbröker
seinen Job gut, vergisst man, dass es ihn überhaupt gibt. Wenn Müll
aufgesammelt, Schnee geräumt und Unfälle abgesperrt werden, bleiben er und
seine Kollegen für die Autofahrer unsichtbar.

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