/Gute-Kita-Gesetz: “Es geht nicht ums Geld, es geht um Anerkennung”

Gute-Kita-Gesetz: “Es geht nicht ums Geld, es geht um Anerkennung”

Peg Schäfer leitet seit 1990 zusammen mit der pädagogischen Leiterin Elisabeth Kaufmann die Kindertagesstätte Haar gGmbH, die acht Kitas für ca. 250 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren
in und um München betreibt.

ZEIT ONLINE: Frau Schäfer, wofür würden Sie in Ihren Kitas gern mehr Geld
ausgeben?

Peg Schäfer: Für die Kinder. Zum Beispiel für frisch zubereitetes
Essen. Das Essensgeld deckt das nicht ab, obwohl Ernährung in den ersten Jahren so wichtig ist. Oder für die Fortbildung von
Mitarbeitern. Mehr Geld für pädagogische Projekte würde die Motivation der Erzieherinnen und Erzieher und Innovationen in den Kitas fördern. Das kommt auch direkt bei den Kindern an. Wir haben in diesem Jahr zum Beispiel
das Ökokids-Projekt “Aus der Erde auf den Teller” durchgeführt. Ferner sind wir eine
zertifizierte Musik-Kita und streben eine Vorreiterrolle als Literatur-Kita an. Aber das kostet alles Geld.

ZEIT ONLINE: Freuen Sie sich auf das Gute-Kita-Gesetz?

Schäfer: Ich habe den Entwurf gelesen und finde den Ansatz gut. Bedenken habe ich allerdings damit, dass das Geld auch dafür ausgegeben werden kann, die Elternbeiträge zu senken. Außerdem ist noch nicht geklärt, wie die Finanzierung für die Träger aussieht, wenn sie
weniger oder überhaupt keine Elternbeiträge erhalten werden. Aber wir sind uns
alle einig, dass die Qualität der pädagogischen Arbeit verbessert werden muss – und das kommt im Gesetzesentwurf zum
Ausdruck. Die kostenlose Kita allein jedoch als Qualitätsmerkmal zu
bezeichnen kann eine falsche Botschaft sein.

ZEIT ONLINE: Warum?

Schäfer: Eine Kita ist dann gut, wenn die pädagogische Arbeit gut ist. Nicht zwangsläufig, wenn sie nichts kostet. Gute pädagogische Arbeit kann aber nur
von guten Fachkräften kommen. “Gut” muss die Kinder im Blick haben – und mit ihnen die Zukunft der Gesellschaft. Eine Familie, die wenig Einkommen hat, bekommt jetzt in Bayern bereits eine
Beitragsermäßigung, sodass zumindest hier das Thema zweitrangig sein sollte.

ZEIT ONLINE: Was halten Sie von längeren Öffnungszeiten? 

Schäfer: Wenn eine Kita von 7 bis 20 Uhr oder noch später geöffnet ist, dann haben wir unser Ziel
aus den Augen verloren. Eine Kita ist ein Ort der Bildung für Kinder im Alter
von ca. einem Jahr bis sechs Jahren. Meiner Meinung nach sind mehr als 50 Stunden nicht förderlich für die Entwicklung eines
Kindes unter sechs Jahren. Ein Erstklässler kommt in den Anfangsmonaten in Bayern um elf Uhr schon nach Hause, aber ein kleineres Kind soll
bis abends in der Kita bleiben?

ZEIT ONLINE: Längere Öffnungszeiten bieten mehr Flexibilität für die
Eltern.

Schäfer: Ja, das wäre dann eine Kita rein nach den Bedürfnissen der Eltern. Aber Vorschulkinder brauchen
Regelmäßigkeit und Kontinuität, damit sie sich orientieren können, sich entspannen können und auf das
Spielen und Lernen in der Kita einlassen. Unsere Erfahrung ist, wenn diese
Bedürfnisse den Eltern erläutert werden, dann richten sie sich gerne nach ihren
Kindern und nicht nach dem Kalender eines Erwachsenen.    

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