Guten Morgen,
der Hamburger ADAC,
so las man in den vergangenen Tagen allenthalben, fordere größere Parkplätze, weil
ja auch die Autos mittlerweile in die Breite gegangen seien. 2,50 Meter breit
sollten Stellplätze heutzutage sein statt der vorgeschriebenen 2,30 Meter. Soll
den SUVs in der Stadt jetzt also noch mehr Platz überlassen werden?
Was der ADAC fordert,
ist nicht neu, das tut er schon seit Jahren. Man kann einer Autofahrerlobby
auch nicht vorwerfen, dass sie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt. Man
kann sich allerdings fragen, wieso inzwischen jeder Mittelklasse-Pkw – und ich
spreche bewusst nicht von SUVs – beinahe schon einem Panzer gleicht. Und warum
sogar Hamburger, die in notorisch parkplatzklammen Stadtteilen wohnen, sich
solche Panzer zulegen. 20 bis 30 Zentimeter seien die Autos heute breiter als
noch vor wenigen Jahrzehnten, sagt Christian
Hieff vom ADAC Hansa. Zehn Stück nebeneinander verbrauchen also locker
bereits einen Parkplatz mehr.
Haben Sie in letzter
Zeit in einem Mini der neueren Generation gesessen? Das ist mittlerweile ein
kleinerer Lkw. Mit Ihrer Umwelt sind Sie nur noch mittels Sensoren und Kameras
verbunden – früher hätten Sie einfach aus dem Fenster gesehen. Das alles vermittelt
wohl “Sicherheit”.
Ist es Zufall, dass
diese Autos ausgerechnet in einer Zeit immer häufiger gekauft werden, in der viel
über “Sicherheit”, auch in größerem Rahmen, diskutiert wird? In der man sich am
liebsten von allem abschotten möchte? Wo man wenigstens in seinem Auto sicher
sein will, wenn man schon die Grenzen nicht dichtmachen kann?
Kleiner Grasbrook: Bürgerbeteiligung geht nur schleppend los
Stell dir vor, die Stadt lädt zum Mitbestimmen ein –
und keiner kommt hin. Mittwochabend startete die erste Grasbrook-Werkstatt auf der Veddel, bei der Anwohner Wünsche für
die Zukunft des Kleinen Grasbrooks äußern sollten. Dort, zwischen östlicher
HafenCity und Veddel, soll ein neues Quartier
mit 3000 Wohnungen gebaut werden, zusätzlich werden in Nachbarschaft zu den
bestehenden Hafenbetrieben vor allem Gewerbe entstehen. Von Geschäften,
Arztpraxen oder Parks im neuen Stadtteil dürfen auch die Nachbarn auf der
Veddel, in Wilhelmsburg und Rothenburgsort profitieren. Und deshalb sollten sie
auch mitreden können. “Es war superwichtig, dass diese Veranstaltung hier stattgefunden
hat, auch aus Gründen der Transparenz”, sagt Ulf Treger von der Initiative Veddel Aufbau Nord. “Aber der
Versuch, mit den Veddelern und Veddelerinnen ins Gespräch zu kommen, der hat nicht funktioniert.” Es seien schlicht
nicht genug Nachbarn da gewesen. Das Gespräch prägten stattdessen Fachleute,
die eher beruflich als privat mit der Veddel verbunden seien. Die federführende
HafenCity GmbH sieht es anders: Rund 200 Bürger seien der Einladung zum
Mitreden gefolgt – andere Quellen sprechen allerdings von nur 100. Immerhin
gibt es weitere Gelegenheiten, sich einzubringen. Bis zum 24. Februar läuft
eine Online-Umfrage,
im Januar und Februar sind weitere Werkstätten
geplant. Am Ende können die Ideen aus dem Stadtteil in den “Wettbewerblichen
Dialog” mit den künftigen Planern einfließen.
Eine Familie gegen den Rest der Welt
Seit über hundert
Jahren ist die Familie Quatmann Teil
der Hamburger Stadtgemeinschaft. Die Großmutter von Carsten Quatmann lebte in
Blankenese. Sein Vater war Schlosser in Altona. Die Mutter führte in den
Sechziger- und Siebzigerjahren die Gaststätte Spreeklause in Lurup. Carsten Quatmann selbst hat die letzten 23 Jahre als Platzwart für das Bezirksamt
Altona gearbeitet. Doch in Wirklichkeit heißen sie ganz anders. Denn Carsten Quatmanns Sohn soll das Baby seiner Ex-Freundin
totgeschüttelt haben. Am 19. Dezember 2016 wurde Michael Quatmann dafür
verurteilt, seither sitzt er im Gefängnis. Familie sei alles, was man habe, und
das Einzige, worauf man sich verlassen könne, sagt sein Vater. Nähe und
Zusammenhalt – “das ist es, was diese Familie lebt”. Auch dann, wenn der Sohn
ein Kind umgebracht hat? ZEIT:Hamburg-Autor Atilla Filipe Cevik hat die Familie
besucht und die Geschichte ihres Weiterlebens aufgeschrieben – zu lesen in der
neuen Printausgabe oder gleich digital
hier.
Helmut Schmidt: 100 Jahre in Bildern
Am 23. Dezember
wäre Helmut Schmidt 100 Jahre alt geworden. Die Stadt würdigt das Leben
des Altkanzlers, indem sie bereits von heute an Bilder sprechen lässt. Die
Ausstellung “Helmut Schmidt. Pflicht – Vernunft – Leidenschaft. 100 Jahre in
100 Bildern”, initiiert vom Senat und der
Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, zeichnet das Leben des verstorbenen ZEIT-Herausgebers
nach. Zu sehen ist Schmidt als Schuljunge, als Wehrmachtsoffizier, als
Staatsmann, als Privatmensch mit Frau Loki und Tochter Susanne und manchmal
sogar mit zerzaustem Haar! Ellen Dietrich, ehemalige Fotochefin der
ZEIT, hat die Fotos unter Tausenden Motiven ausgewählt. “Wir wollten Helmut
Schmidt lebendig machen für die, die ihn vermissen, und für die, die ihn noch
kennenlernen wollen, die Nachgeborenen”, sagt sie. Wer die Rhetorik von
“Schmidt-Schnauze” erleben will, kann übrigens auch auf der original Sofagarnitur,
die 20 Jahre lang in Schmidts Vorzimmer am Speersort stand, seinen Reden
lauschen. Auch kritische Aspekte, etwa Schmidts Verhältnis zur
NS-Vergangenheit, sollen nicht ausgeklammert werden. Man wolle “nichts
heroisieren und auf keinen Fall der Versuchung einer ›Walhalla‹-Porträtschau
erliegen”, versichern die Kuratoren im Ausstellungskatalog. Um 11 Uhr eröffnen Peer
Steinbrück,
Kuratoriumsvorsitzender der Schmidt-Stiftung und Peter Tschentscher die
Ausstellung im Rathaus, ein Teil der Bilder ist auch in den Räumen der Stiftung
am Kattrepel zu sehen.
Alle Informationen zu den Ausstellungen finden Sie weiter unten in den Terminhinweisen.
Weihnachtsnostalgie auf der Bühne
“… gibt es manche
Leckerei.” Na, haben Sie diesen Satz gerade in
Gedanken ergänzt, gar schon beim Lesen synchron mitgesummt? Würde uns nicht
wundern, denn die Zeile kennt wohl jeder, der a) Kinder hat, b) selbst vor
nicht allzu langer Zeit Kind war oder c) sich in der Weihnachtszeit nicht
komplett einbunkert. Oder nur mal ab und an den Fernseher einschaltet. Gemeint
ist natürlich “Die Weihnachtsbäckerei”,
Rolf Zuckowskis Mitsingklassiker, der es als Musical auf die Bühne
des Schmidt’s Tivoli geschafft hat. Nun wird dort also munter Butter, Mehl und
Milch verrührt, es wird in einer Tour gesungen und gelacht. Klingt nach dem
ultimativen Weihnachtskitsch? Moment! Kollege Moritz Herrmann hat sich
das Stück angesehen. Er ging völlig beseelt aus dem Theater und legt nun
besonders überspannten Eltern einen Besuch dringend nahe. Warum, lesen
Sie in der aktuellen ZEIT:Hamburg, am Kiosk oder gleich
hier.
Was macht Hamburg zu Ihrer Heimat, Michael Otto?
“Toleranz und Offenheit, Vielfalt und
Fairness, freier Handel und eine hohe Gemeinwohlorientierung prägen die
hanseatische Politik und ihre Bürger. Ich liebe die Gezeiten der Elbe, die
Betriebsamkeit des Hafens, das Raue und die Schönheit der Stadt, ihr
kulturelles Angebot, die Mischung aus Tradition und Moderne, die Zurückhaltung,
aber auch die Freundlichkeit der Hamburger, den feinen Humor und ihre positive
Grundhaltung. Hier fühle ich mich aufgenommen und zu Hause.”
Michael Otto ist Unternehmer und
Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group.
Lesevertiefung
Drei Buchempfehlungen fürs Wochenende …
Roman Ausgangspunkt dieses Romans sind Gespräche der Autorin mit ihrem Vater Ingmar Bergmann in dessen letzten Lebensmonaten über das Altwerden. Um diese herum flechtet sie die Geschichte einer Familie mit berühmten Eltern, die nie ganz erwachsen wurden, während die Tochter selbst es schon früh war. Ihr Blick dabei ist großzügig und zärtlich, umso schöner und berührender ist das Buch.
Linn Ullmann: Die Unruhigen, aus dem Norwegischen von Paul Berf; Luchterhand Literaturverlag, 22 Euro
Hörbuch Eine perfekte Symbiose bildet die wunderbare Stimme von Hannelore Hoger mit dem großartigen Ton von Dörte Hansens Geschichte über das Verschwinden des Dorf- und Bauernlebens in Nordfriesland. Warmherzig, humorvoll und weise.
Dörte Hansen: Mittagsstunde; Random House Audio, 22 Euro
Kinderbuch Mia wünscht sich Naomi, das neue Mädchen im Kindergarten mit den vielen bunten Hinguckerzöpfen, als Freundin. All ihren Mut braucht sie, um vorsichtig zu sagen: »Na, Omi.« Aber die blöde Anni ist immer schneller. Ein liebenswertes Bilderbuch mit farbenfrohen Illustrationen zum Thema Freundschaft.
Stephanie Schneider und Astrid Henn (Illustrationen): Mia hat Fußhusten; Fischer Sauerländer, 14,99 Euro, ab 4 Jahren
… ausgewählt von Jana Büchert und Andrea Chiapperino; Buchhandlung Frau Büchert, Rotherbaum
Was bleibt
Er lebe 100-fach
hoch! Helmut Schmidts Geburtstag
jährt sich zum 100. Mal, und für jedes dieser Jahre hat die
Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung ein Bild vom Altkanzler ausgewählt. All
diese fügen sich zur Fotoausstellung “100 Jahre in 100 Bildern”
zusammen. Offizielle Bilder und Schnappschüsse wechseln sich ab, teils bekannt,
teils bisher unveröffentlicht. Eröffnet wird die Ausstellung heute von
Bürgermeister Peter Tschentscher,
sein Vorgänger und Bundesfinanzminister Olaf Scholz präsentiert zudem
die Schmidtsche Geburtstags-Sonderbriefmarke.
Helmut-Schmidt-Forum, Kattrepel 10, heute Eröffnung, ab morgen bis 31. März 2019 öffentlich,
Eintritt frei
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt 1, 10 Motive in der Diele, heute Eröffnung, ab morgen bis 1.
Januar 2019 öffentlich, Eintritt frei
Strichhafte
Landschaften: Er gehört zu den
bedeutendsten deutschen Landschaftsmalern des 19. Jahrhunderts – Heinrich
Reinhold. Durch die Kunstausstellung
“Der Landschaft auf der Spur” würdigen ab heute die Hamburger Kunsthalle
und die Klassik Stiftung Weimar sein Werk.
Hamburger
Kunsthalle, Glockengießerwall,
Eröffnung heute, Ausstellung bis 10. März 2019, 19–20 Uhr, Eintritt frei
Was kommt
Es weihnachtet
alternativ: Statt unter der allseits
anerkannten, wenn auch inoffiziellen, Überschrift “Glühwein und Schmalzkuchen”
zu stehen, hat sich der Weihnachtsmarkt Winterhude “Kunst Handwerk
Design” ausgesucht. 36 Kunsthandwerker zeigen am 2. Adventswochenende ihr
Können.
Goldbekhaus, Halle, Bühne zum Hof und Hofgelände, Moorfuhrtweg 9, Sa+So, 11 Uhr,
Eintritt frei
Adventsklänge: An den ersten drei Adventssonntagen werden die historischen Räume des
Jenisch Hauses von Musik aus junger Quelle durchflutet. Verantwortlich sind
dafür die Schüler der Staatlichen Jugendmusikschule.Albert Vila leitet und moderiert, während kammermusikalische
Wandelkonzerte den Ohren schmeicheln.
Jenisch-Haus, Baron-Voght-Straße 50, So, 14 Uhr, 6,50 Euro Museumseintritt, ermäßigt 4
Euro, Eintritt frei für Kinder unter 18 Jahren
Hamburger Schnack
Bei Karstadt an der Kasse. Ein hochgefährlich aussehender Rocker hält der Kassiererin eine verspiegelte Sonnenbrille hin: »Wären Sie bitte so freundlich, das Preisschild abzumachen, ich möchte sie gleich aufsetzen.« Als er weg ist, sagt sie zu ihrer Kollegin: »Der war ja nett, und richtig höflich.« Antwort: »Heute scheint ja auch mal wieder die Sonne.«
Gehört von Gero von Randow
Meine Stadt
Das war sie wieder, die
Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das
wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Am Montag begrüßt Sie hier Kathrin Fromm.
Ihre
Sigrid Neudecker
PS: Gefällt Ihnen unser Letter,
leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie
sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann
schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags
bis freitags ab 6 Uhr.
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