Die Delegierten des CDU-Parteitags haben Annegret Kramp-Karrenbauer zur Nachfolgerin von Angela Merkel als Parteivorsitzende gewählt. Die Generalsekretärin setzte sich auf dem Parteitag in Hamburg im zweiten Wahlgang mit 517 Stimmen gegen Friedrich Merz durch. Das entspricht 51,7 Prozent der abgegebenen 999 Stimmen. Der frühere Unions-Fraktionsvize Merz erhielt 482 Stimmen, was 48,25 Prozent entspricht. Gesundheitsminister Jens Spahn, der sich ebenfalls um Merkels Nachfolge beworben hatte, war im ersten Wahlgang ausgeschieden. Kramp-Karrenbauer nahm die Wahl an und bedankte sich bei ihren Mitbewerbern für den fairen Wahlkampf. Sie ist eine enge Vertraute Merkels. Unter Merkel war die Saarländerin zur Generalsekretärin der CDU aufgestiegen.
Abgestimmt wurde geheim, jeder Delegierte erhielt dazu eine Tisch-Wahlkabine aus Pappe. Alle drei Bewerber hatten sich zuvor noch einmal in jeweils 20 Minuten dauernden Reden den Delegierten und der Öffentlichkeit vorgestellt. Anschließend konnten die Delegierten Fragen stellen. Kramp-Karrenbauer verwies auf ihre langjährige Regierungserfahrung und Wahlerfolge im Saarland – ihr stärkstes Pfund in der Auseinandersetzung mit Merz. In ihrer Rede sprach sie über Mut, Europa und darüber, Schengen zu vollenden – sie wünsche sich eine Welt, in der man sich an Regeln halte.
Merz’ wichtigste Punkte waren: Wertschätzung für die scheidende CDU-Chefin Angela Merkel, ein Angebot der Zusammenarbeit an sie als Kanzlerin und seine Konkurrenten, und das Versprechen, dass die Partei mit ihm Profil gewinnen werde. Worin genau dieses Profil bestehen wird, wie er sich genau gegen die heutige CDU abgrenzen will, das blieb allerdings unklar. Der heutige Finanzunternehmer Merz machte sich dafür stark, das Spektrum der Partei zu vergrößern. Auch Wertkonservative müssten sich in der CDU wieder zu Hause fühlen, sagte er. Und er warb für mehr Streit: Auch er habe die asymmetrische Demobilisierung – also den Verzicht auf allzu klare Positionen, um den Gegner nicht zu provozieren – schon erfolgreich eingesetzt.
Spahn zeichnete eine Vision wie er sich das Land im Jahr 2040 wünsche. Er verbarg auch nicht, das er seine Chancen auf einen Wahlsieg als gering einschätzte. Er wolle in einem Land leben mit einem selbstbewussten Patriotismus, der nicht ausgrenzt, wo jeder, der anpacken wolle, willkommen sei, sagte der 38-Jährige und warb dafür, die Partei zu verjüngen.
Merkel hatte sich entschlossen, nach 18 Jahren nicht mehr als CDU-Chefin kandidieren zu wollen. Erstmals seit langer Zeit kämpften mehrere Bewerber um den Parteivorsitz. Alle drei hatten sich in Regionalkonferenzen bundesweit Parteimitgliedern vorgestellt. Merz steht für eine Korrektur von Merkels Mitte-Kurs, er dürfte die Partei wieder konservativer machen. Kramp-Karrenbauer steht für eine Fortsetzung des Merkel-Kurses.
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