Natascha Wodin erinnert sich an ihren gewalttätigen Vater.
6. Dezember 2018, 8:05 UhrEditiert am 6. Dezember 2018, 8:05 Uhr
Das Foto auf dem Umschlag von Natascha Wodins neuem Buch ist gut gewählt,
hochsymbolisch. Es zeigt sie, ein Mädchen mit opakem Blick und Pagenkopf. Daneben einen jähen
Schatten. Es ist am Grab der Mutter aufgenommen, um die es im Vorgängerwerk geht, Wodins
Erfolgsmemoir
Sie kam aus Mariupol.
Der Vater führt darin eine Marginalexistenz.
Jetzt aber ist er, der Schemen neben dem Kind, die Hauptfigur. Das neue Buch spielt am Tag
seiner Beerdigung, blendet assoziativ zurück und wühlt mit kühler Präzision Erinnerungen auf.
Aber auch diese zweite Herkunftsgeschichte eines Luftwurzel-Kinds staatenloser Zwangsarbeiter
aus Russland zeichnet vom Vater ein verwischtes Bild. Denn anders als bei der Spurensuche nach
der Mutter bleibt die Faktenlage dünn. Er, ein böser Mann, der das Leben der Tochter bis zum
Schluss vergiftet.
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