Am Freitag verhandelt das Landgericht Berlin die einstweilige
Verfügung von Hubertus Knabe gegen seine Freistellung als Direktor der
Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen. Egal wie das Verfahren
ausgeht: Zurück könnte er selbst bei einem Sieg vorerst nicht. Nachdem
der Stiftungsrat ihn vor eineinhalb Wochen als Vorstand mit sofortiger
Wirkung abberufen hat, müsste er dagegen in einem neuen Verfahren
klagen.
Auch
sonst scheint Knabes Rückkehr nicht gewünscht – nicht nur vom
Stiftungsrat, der von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zwar nach dem
Gesetz geführt wird, in dem aber auch eine Vertreterin von
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der Vizepräsident des
Landtags Brandenburg, Dieter Dombrowski (CDU), sitzen.
Auch
zahlreiche Mitarbeiter der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen
können sich nicht vorstellen, wieder unter Knabe zu arbeiten. 41 Mitarbeiter, Zeitzeugen und Historiker haben sich hinter das Vorgehen des Stiftungsrates gestellt, der Knabe am 25. September gekündigt und beurlaubt hatte. Vor eineinhalb Wochen wurde Knabe endgültig abberufen.
Ihm wird vorgeworfen, nicht gegen sexuelle Belästigung durch seinen Stellvertreter eingeschritten zu sein – und dies durch seinen Führungsstil sogar befördert zu haben.
In der gemeinsamen Stellungnahme der 41 freien Mitarbeiter heißt es nun
über die Abberufung: “Wir halten diesen Schritt angesichts der Sachlage
für notwendig.”
Am Mittwoch tagt der
Stiftungsrat erneut. Und nun liegt auch der abschließende Bericht von
Marianne Birthler vor. Die frühere Bundesbeauftragte für die
Stasiunterlagen war nach Knabes Kündigung und Beurlaubung als
Vertrauensperson eingesetzt worden. Dem Bericht zufolge hat Birthler
seit Anfang Oktober “insgesamt 27 Gespräche mit 36 – zum größten Teil
angestellten – Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern” geführt, alles
vertraulich. Die Inhalte sind in ihrem Bericht nur anonymisiert
aufgeführt.
Und natürlich ging es um Hubertus
Knabe. In nur sehr wenigen Gesprächen sei das Arbeitsverhältnis zu ihm
als problemlos bezeichnet worden, einige Mitarbeiter hätten seine
Verdienste hervorgehoben und als Beispiele die hohen Besucherzahlen,
seine Parteinahme für die Opfer und das Renommee der Gedenkstätte
genannt.
“Ich hätte Sie gern als Farbtupfer”
Doch
nach Birthlers Darstellung sieht das die Mehrheit der Mitarbeiter ganz
anders. “Ganz überwiegend aber wurde massive Kritik am Führungsstil der
Leitung, insbesondere des Direktors benannt.” Hinter vorgehaltener Hand
seien sexuelle Belästigungen seit Jahren ein Thema gewesen. Neue junge
Kolleginnen seien schon lange vor Knabes Vizedirektor gewarnt worden.
Die Mitarbeiterinnen hätten jedoch keinen Mut
gehabt, sich zu beschweren. “Als der Personalrat über einen Fall
sexueller Belästigung informiert wurde, wurde er zugleich darum gebeten,
keinen Gebrauch davon zu machen”, heißt es in Birthlers Bericht. Auch
Knabe selbst wird Sexismus vorgeworfen: Einer Mitarbeiterin soll er vor
dem Besuch eines Abgeordneten gesagt haben: “Ich hätte Sie gern als
Farbtupfer dabei.”
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