Facebook soll sensible Nutzerdaten an ausgewählte Werbekunden weitergegeben haben, darunter Netflix, Tinder und Airbnb. Dies berichtet die Washington Post auf Grundlage eines mehr als 200-seitigen Ermittlungsberichts der britischen Regierung. Ein Untersuchungsausschuss im britischen Parlament hatte in Zusammenhang mit den Cambridge-Analytica-Enthüllungen Ermittlungen bei Facebook eingeleitet und dafür bislang nicht öffentlich zugängliche Gerichtsprotokolle aus Kalifornien erhalten.
Facebook hatte immer abgestritten, dass es ausgewählten Werbekunden besonderen Zugang zu Daten gewährt. 2015 schränkte das soziale Netzwerk den Zugriff von Werbeanbietern insbesondere auf Freundeslisten ein. Dem Bericht zufolge vereinbarte Facebook aber mit einigen Firmen sogenannte whitelisting agreements. Diese sollen auch nach 2015, als eine Schnittstelle zu den Daten von Freunden eines Nutzers geschlossen wurde, ihren Zugriff auf Freundeslisten behalten haben. Wie bei Cambridge Analytica konnten die Unternehmen offenbar Informationen der Freunde abgreifen. Facebook hat sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Im Ermittlungsbericht taucht auch immer wieder der Name von Facebook-Chef Mark Zuckerberg auf. Unter anderem zitiert der Bericht E-Mails des Facebook-Gründers, wonach er 2012 intern vorgeschlagen haben soll, Nutzerdaten de facto zu verkaufen. Die Unternehmen sollten offiziell Werbeplätze erwerben, erhielten im Gegenzug aber Zugriff auf die Nutzerdaten. Pro Nutzer schlug Zuckerberg eine jährliche Rate von 0,10 US-Dollar im Jahr vor, schrieb aber gleich dazu, dass die möglicherweise zu niedrig angesetzt sei. Ob tatsächlich Daten verkauft wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor.
2012 war Facebook an die Börse gegangen und stand damit unter erhöhtem Druck, mit seiner sozialen Plattform Gewinne zu erzielen. Im Frühjahr 2018 wurde bekannt, dass die Daten von rund 87 Millionen Nutzerinnen und Nutzern des Netzwerks bei der britischen Firma Cambridge Analytica gelandet waren und von ihr unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump benutzt wurden.
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