/Klimakonferenz: “Eine Frage von Leben und Tod”

Klimakonferenz: “Eine Frage von Leben und Tod”

Zu Beginn der Klimakonferenz im polnischen Katowice hat UN-Generalsekretär António Guterres die internationale Staatengemeinschaft zu deutlich größeren Anstrengungen beim Klimaschutz aufgefordert. Für viele Menschen sei die Erderwärmung bereits eine “Frage von Leben und Tod”. Die Welt sei bei ihren Bemühungen “vom Kurs abgekommen”. Dieser Rückstand müsse aufgeholt werden, bevor es zu spät sei.

Die “verheerenden Folgen” des globalen Temperaturanstiegs seien überall sichtbar geworden, sagte Guterres. Dennoch hielten viele Staaten ihre Versprechen aus dem Pariser Klimaabkommen nicht ein. “Wir sind in Schwierigkeiten, wir sind in großen Schwierigkeiten.”

Bei der 24. UN-Klimakonferenz sollen die Maßnahmen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens gesammelt und vergleichbar gemacht werden. Bis zum 14. Dezember soll dazu ein Regelwerk ausgearbeitet werden. Dazu haben sich Delegierten aus fast 200 Staaten in Katowice versammelt. Der Pariser Vertrag soll den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad begrenzen. Wissenschaftler etwa der Weltorganisation für Meteorologie warnen vor einem Anstieg um bis zu fünf Grad bis 2100, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen soll außerdem die finanzielle Unterstützung für die Entwicklungs- und Schwellenländer neu gesichert werden. Die Weltbank kündigte an, ihre Finanzhilfen für Entwicklungsländer zu verdoppeln. Von 2021 bis 2025 sollen insgesamt 200 Milliarden Dollar im Kampf gegen den Klimawandel zur Verfügung gestellt werden. Die Konferenz soll außerdem einen Beschluss zur Abfederung der sozialen Folgen etwa für die Beschäftigten im Kohlesektor verabschieden. 

Merkel lässt sich vertreten

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ sich von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) vertreten. Müller sagte in Katowice, die Industrieländer müssten ihrer Verantwortung gegenüber den Entwicklungs- und Schwellenländern gerecht werden. Klimaschutz sei eine “Überlebensfrage der Menschheit” und “Ursache für Hunger und Armut”.

Schulze und Müller stellten in Aussicht, den deutschen Beitrag zum internationalen Klimafonds auf 1,5 Milliarden Euro zu verdoppeln. Schulze sagte, Deutschland müsse “Signale geben, dass wir es ernst meinen mit der Klimafinanzierung”. Die Bundesregierung trete bei den Verhandlungen ein für “mehr Verbindlichkeit, Mut und Solidarität beim Klimaschutz”. Dies müsse auch auf nationaler Ebene gelten. Die Proteste der Gelben Westen in Frankreich zeigten, dass beim Klimaschutz die soziale Frage von Anfang an mitgedacht werden müsse. Dies versuche Deutschland mit der Kommission zum Kohleausstieg.

Der Klimaforscher Mojib Latif warf der Bundesregierung vor, selbst nicht genügend  Anstrengungen zu unternehmen. Während Deutschland den Schutz des brasilianischen Regenwaldes fordere, verzögere sich der Kohleausstieg und der Hambacher Forst solle für den Braunkohletagebau abgeholzt werden. Auch in Bereichen wie Verkehr und Gebäuden gehe es in Deutschland nicht voran.

Der Anstieg des Meeresspiegels durch die schmelzenden Polkappen bedroht als erstes die pazifischen Inselstaaten. Am Sonntag drängte Fidschis Premierminister Frank Bainimarama auf ein rasches Umsteuern. Der Präsident des Inselstaates Nauru, Baron Divavesi Waqa, kritisierte, dass das Pariser Abkommen die Kohleindustrie “nicht radikal stoppt”. “Diese mächtigen Interessen sind in Paris unversehrt geblieben und wir ignorieren diese Gefahr.”

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