/USA: “Wir fühlen uns nicht mehr willkommen”

USA: “Wir fühlen uns nicht mehr willkommen”

Mark Scantlebury, 40, Ingenieur aus Guyana

“Ich fühle mich weder als Guyaner noch als Amerikaner. Bis zum vergangenen Jahr habe ich damit gewartet, mich für die Staatsbürgerschaft zu bewerben. Ich bin 1989 mit meinen Eltern in die USA gekommen. Ob sie hier ein besseres Leben gesucht haben, ich weiß es nicht. Aber um ehrlich zu sein, falls ja, dann haben sie es hier nicht gefunden.

Für viele Immigranten ist Amerika das Paradies. Aber wenn sie hier sind, stellen sie fest, dass es das nicht ist. Wenn ich als Kind wieder in Guyana war, dachten alle, wir würden viele Geschenke mitbringen. Aber so ist das nicht. Und die Erwachsenen, die hier den amerikanischen Traum leben wollen – ich glaube, dass immer mehr Leute merken, dass dieser Traum hier nicht existiert. Und diejenigen, die versuchen hierherzukommen, sind nicht willkommen.

Reisen hat mir die Augen geöffnet, ich bin zum Beispiel gerade in Österreich gewesen. So fallen mir heute in den USA Dinge auf, die ich früher nicht gesehen habe. Ich habe zwei Kinder und kann es nicht abwarten, bis sie anfangen zu reisen. Es gibt so viel mehr in der Welt als nur Amerika. Andere Länder haben mehr zu bieten.

In den USA ist der Rassismus allgegenwärtig. Ich versuche, das nicht zu nah an mich herankommen zu lassen. Vor Kurzem habe ich ein Haus in New Jersey gekauft, und Freunde sagten mir, ich hätte mir eine ‘weiße’ Gegend ausgesucht. Zu Beginn wurde ich dort tatsächlich schräg angeschaut. Rassismus gab es hier schon immer, aber in früheren Jahren war er wie unterdrückt. Jetzt ist Donald Trump an der Macht, und er ist ein regelrechtes Maskottchen für Rassisten. Es ist wie mit Eltern und ihren Kindern: ‘Wenn du es machst, warum kann ich es dann nicht auch?’

Ich glaube, ehrlich gesagt, dass Trump nie Präsident werden wollte. Er hat auch nicht die leiseste Ahnung, was er macht. Doch alles, was er sagt und tut, bekommt Aufmerksamkeit. Er ist jetzt das Zentrum der Welt. Ich glaube, das gefällt ihm.

Seit den Kongresswahlen ist Trump ein wenig ruhiger geworden. Ich habe das Gefühl, dass er etwas Großes plant. Das bereitet mir Sorgen. Zum Glück ist es fast vorbei, mehr als die Hälfte seiner Amtszeit ist schon verstrichen. Ein positiver Effekt ist, dass viele Länder skeptischer und unabhängiger geworden sind, was die Vereinigten Staaten angeht. Sie blicken nicht mehr auf Amerika als Leuchtturm der Hoffnung.”

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