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Deutsche Islamkonferenz: Es knallt in aller Öffentlichkeit

Knallgasprobe nennt man in der Chemie eine kontrollierte Explosion. Die Deutsche Islamkonferenz (DIK) hat nun anderthalb Tage lang ein solches Schauspiel für die interessierte Öffentlichkeit geboten: die kontrollierte Explosion diverser heftiger Leidenschaften, die innerhalb der muslimischen Community Deutschlands toben.

Geknallt hat es zwar schon immer auf der DIK – aber eben hinter verschlossenen Türen. Nie war sie öffentlich so lebendig, kontrovers und interessant wie in diesem Jahr.

Die liberalen Muslime gerieten aneinander: Die einen sind gläubig, die anderen säkular; manche wollen über Fremdenfeindlichkeit reden, andere sich nur gegen den “politischen Islam” positionieren. Ein Aufmacher der Bild-Zeitung erregte die Gemüter: Gezeigt wurden drei Konferenzteilnehmer aus der frisch gegründeten Initiative Säkularer Islam, die sich wegen ihrer Kritik an der Religion nur mit 15 Mann starkem Personenschutz durchs Leben bewegen können.

Schon als der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble 2006 die erste Islamkonferenz feierlich in der Berliner Orangerie eröffnete, soll es in den Hinterzimmern fast zu Handgreiflichkeiten zwischen den Teilnehmern gekommen sein. Auf der einen Seite standen die Vertreter der traditionellen Islamverbände – allen voran der türkisch basierten Ditib, aber auch des Islamrats, des Moscheeverbands und des später gegründeten Zentralrates der Muslime. 

Es tat weh, auf allen Seiten

Auf der anderen Seite standen die sogenannten Einzelpersonen, vor allem Publizistinnen wie Necla Kelek oder die Anwältin Seyran Ateş, die heute unter dem Label Islamkritikerinnen firmieren. Die Wut, die damals parallel zum weltweit tobenden Karikaturenstreit explodierte, hatte nicht nur politische Gründe. Hier trafen auch die Söhne der Gastarbeiter auf ihre artikulierteren Schwestern, die es in der Anerkennung durch die Mehrheitsgesellschaft weiter gebracht hatten und nun auf das Erbe der Väter spuckten – so jedenfalls fühlte es sich in manchen Darstellungen an. Es tat weh, auf allen Seiten.

Nicht zuletzt aus dieser Erfahrung beschlossen die Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und dann Thomas de Maizière (CDU), die DIK bis zur Sterilität zu versachlichen. Pflege, Islamunterricht, Seelsorge – das waren die Themen, mit denen man sich, überwiegend im Gespräch mit den Verbänden, ohne die Einzelpersonen verständigte. Muslimische Beerdigungen, darüber wurde gesprochen. Ein Vormittag reichte.

Es heißt, im Frühjahr habe dann die Bundeskanzlerin den mit ihr ohnehin in der Flüchtlingskrise über Kreuz liegenden Bundesinnenminister Horst Seehofer kurz nach seiner Bemerkung “Der Islam gehört nicht zu Deutschland” beiseitegenommen und ihm gesagt: Wenn du die DIK nicht weiterführst, hole ich sie ins Kanzleramt. Und geleitet wird sie von Markus Kerber.

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