/Harald Schmidt: “Viele Titanen bröseln weg”

Harald Schmidt: “Viele Titanen bröseln weg”

Wir treffen Harald Schmidt im Dom-Zimmer des Hotels Excelsior in Köln. Durch das Fenster
zur Domplatte dringt müdes Herbstlicht. “Das ist ja wie Fassbinder, vom WDR produziert”,
schwärmt Schmidt. Er denkt sich eine Theaterszene aus: “Das Hotel ist schon verkauft, hinten
beginnen die Abrissarbeiten.” Wie viel Zeit hat er mitgebracht? “Endlos. Meine Familie macht
gerade irgendwas, weiß ich auch nicht. Und es war für mich dann toll, heute zu sagen: Ich
mach ein Interview mit der ZEIT!”

DIE ZEIT:
Herr Schmidt, Sie sind seit einigen Jahren Privatier. Sie haben sich aus dem Showgeschäft
weitgehend zurückgezogen. Wie ist Ihr Tagesablauf? Stimmt es, dass Sie Frühaufsteher
sind?

Harald Schmidt:
Ich stehe um sechs Uhr auf.

ZEIT:
Was tun Sie dann? Gehen Sie schwimmen?

Schmidt:
Nein, ich habe Leute, die für mich schwimmen gehen; das ist wie bei Moguls zu Hause. Wenn
es in das Verkaufsprofil passt, sage ich allerdings auch: Ich geh morgens schwimmen. Es
kommt auf die Interviewpartner an. Ich biete halt mal was an, wie wir Künstler sagen …

ZEIT:
Jedes Interview mit Ihnen ist ein Kunstwerk?

Schmidt:
Eigentlich betrachte ich mich vor allem als Interviewkünstler. Falsche Daten, falsche
Zitate, falsche Namen – ich lass das alles so stehen. Ich passe auch gern meinen Lebenslauf
den Fragen an, die man mir stellt. Also schreiben Sie, was Sie wollen. Wenn es in der
Zeitung heißt: Meine Frau ist mit den Kindern nach Neuseeland gezogen, muss ich nur zu Hause
klarstellen: Wundert euch nicht über das, was ihr gleich lest.

ZEIT:
Sie wollen sich gar nicht mitteilen?

Schmidt:
Es ist das viel größere Vergnügen, zu schauen, was von den Beleidigungen, die ich raushaue,
am Ende in der Zeitung übrig bleibt.

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