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Crispr: He Jiankui ist stolz auf Genbabys

Angesichts weltweiter Kritik hat der chinesische Forscher He Jiankui seine Arbeit verteidigt, die zur Geburt der weltweit ersten genetisch veränderten Babys geführt haben soll. Die Wissenschaft müsse mehr tun, um Menschen mit Krankheiten zu helfen, sagt He auf einem Genomforscher-Kongress in Hongkong, bei dem er sich den Fragen aufgebrachter internationaler Experten stellte.

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Es war der erste Auftritt von He, seit er am Montag mit einem auf Youtube veröffentlichten Video bei Wissenschaftlern und Ethikern weltweit Empörung ausgelöst hatte. Darin hatte er die Geburt der ersten genmanipulierten Babys Lulu und Nana verkündet. Die an Embryonen vorgenommenen Eingriffe mit der erst vor wenigen Jahren entdeckten Genschere Crispr/Cas9 sollten die Kinder, deren richtige Identität der Wissenschaftler geheim halten will, demnach resistent gegen HIV machen. Eine unabhängige Bestätigung für die Behauptung gibt es bislang nicht.

Kritiker warnen vor nicht absehbaren Risiken

In Hongkong wiederholte He, dass er insgesamt mehrere kinderlose Paare aus gesunder Mutter und HIV-infiziertem Vater dazu brachte, bei den Versuchen mitzumachen. Am Ende habe eines der Paare Zwillinge bekommen. “Auf diesen speziellen Fall bin ich wirklich stolz”, sagte He. 

Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland und auch Politiker warnten vor unkalkulierbaren
Folgen von Veränderungen am Erbgut des Menschen. “Das christliche Menschenbild und die unantastbare Würde jedes Menschen dürfen niemals in Gen-Laboren zur Experimentiermasse werden”, schrieb die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer auf Twitter. “Wir brauchen einen internationalen Pakt für die Menschenwürde – mit verbindlichen und harten Sanktionen.”    

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte in der Neuen Osnabrücker Zeitung, genetische Eingriffe wirkten sich auf alle Nachkommen aus. “Damit öffnet sich die Tür für das gezielte Formen des Designs eines zukünftigen Menschen.” Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger, der lange Mitglied im Deutschen Ethikrat war und Gentechnik im Grundsatz nicht ablehnt, sagte: “Wenn Gentechnik heute zu Therapiezwecken eingesetzt wird, wird niemand sagen, dass das falsch ist – solange sich die Folgen der Technik klar abschätzen lassen.” Das sei beim aktuellen Embryonenexperiment aber nicht der Fall: “Wir brauchen daher in der Biogenetik ähnliche Schutzstandards wie bei den Menschenrechten. Sonst stehen am Ende Perfektionierung und Selektion.”

Crispr – So funktioniert das neue Universalwerkzeug der Gentechnik
Günstig, leicht zu handhaben und enorm effektiv: Crispr revolutioniert die Gentechnik. Das Erbgut aller Lebewesen lässt sich damit beliebig formen, wie das Video zeigt.

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