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BVB-Prozess: Der ewige Knall

Im
Januar war Marc Bartra im Gerichtssaal. Eigentlich wollte er nicht, sagte sein
Anwalt damals. Bartra wollte Sergej W. nicht begegnen, der Anwalt überredete Bartra. Der junge Spanier, Fußballprofi, Nationalspieler, ein erfolgreicher
Mann, den lange wenig erschüttern konnte, rückte unruhig auf dem Stuhl hin und
her, auf dem er als Zeuge Platz nahm.

Über seinen Anwalt ließ er solche Sätze verlesen:
“Ich hatte Angst
um mein Leben und dass ich meine Familie nie wiedersehen würde. Es war
furchtbar.” Und: “Der
Anschlag hat mein Leben verändert und es fällt mir heute noch schwer, darüber
zu reden.” Oder: “Ich
habe die Sache bis heute nicht verarbeitet. Ich habe auch immer wieder den
gleichen Albtraum.”

Sergej W., ein dünner, blasser Mann, der beinahe den
gesamten Prozess zu Boden schaute und die Hände im Schoß faltete, wurde
am Dienstag zu vierzehn Jahren Haft verurteilt
. Das Gericht sah es als erwiesen an,
dass der Elektriker am Abend des 11. April 2017 drei selbst gebastelte, mit neunzig
fingerlangen Metallbolzen versehene Bomben zündete, um aus Habgier die Profimannschaft
von Borussia Dortmund zu töten. Versuchter Mord in
28 Fällen.

Einer der Stifte
bohrte sich in die Kopfstütze eines Sitzes. Marc Bartra zog sich einen Bruch im rechten Handgelenk zu und hatte
Glasstücke im Arm stecken. Ein Polizeibeamter, der auf dem Motorrad dem
Bus vorausfuhr, erlitt ein Knalltrauma und ist bis heute dienstunfähig.

Bomben nicht beherrschbar

W.
wollte mit dem Anschlag auf den Mannschaftsbus, der gerade auf dem Weg zum
Champions-League-Heimspiel gegen den AS Monaco war, einen Kurssturz der BVB-Aktie herbeiführen. Zuvor hatte er
mit geliehenem Geld Optionsscheine gekauft, mit denen er auf einen sinkenden
Kurs wettete. Das hätte ihm bis zu einer halben Million Euro eingebracht.

Damit
klärte das Gericht die Frage, die über dem Prozess stand: Wollte Sergej W.
töten oder nicht? Er selbst gestand die Tat schnell, behauptete aber,
die Sprengsätze seien absichtlich so konzipiert worden, dass niemand zu Schaden
kommen sollte. Der mittlere und potenziell gefährlichste Sprengsatz war zu hoch
angebracht worden und flog über den Bus hinaus. Ein Gutachter jedoch erklärte im
September, dass solche Bomben für Laien nicht beherrschbar seien und
man deswegen auch nicht planen könne, ein Ziel nicht zu treffen.

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