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Wohnungssuche: Er findet einfach nichts

Seit fast zwei Jahren zieht ein angehender Student von einer Notunterkunft in die nächste.

Eigentlich müsste Dldar Khudhur an jedem neuen Tag ausziehen, aber bis
jetzt hat er den Hausverwalter immer wieder rumgekriegt. Seit fast zwei Monaten geht das
mittlerweile so. Khudhur wohnt in einer Last-Minute-Unterkunft, die das Studierendenwerk für
Leute wie ihn eingerichtet hat: Studenten, die zum Semesterbeginn noch keine Bleibe gefunden
haben. Eigentlich ist die Mietzeit auf acht Tage beschränkt.

14 Studenten nutzen dieses Angebot in diesen Tagen, die Anzahl derjenigen, die dringend eine Wohnung suchen, dürfte deutlich höher liegen: 1547 Bewerber standen Ende Oktober auf der Warteliste des Hamburger Studierendenwerks für einen Platz in einem Wohnheim. Es gibt 4350 Wohnheimplätze zu Preisen zwischen 250 und 400 Euro für rund 108.000 Studenten. Addiert man noch die Plätze der privaten Träger hinzu, kommt man auf gut 5700 Wohnheimplätze in der Stadt. Anders gesagt: Gut jeder 20. Student kommt auf diese Weise halbwegs kostengünstig unter.

Dldar Khudhur ist 27 Jahre alt und besucht seit knapp zwei Jahren das Studienkolleg, um eine Zulassung fürs Studium zu erlangen, sein irakischer Schulabschluss wird hier nicht anerkannt. Am liebsten möchte er dann Medizin studieren. Fünfmal ist er in dieser Zeit schon umgezogen, von einem Provisorium ins nächste.

Als Khudhur Anfang 2017 aus Gießen nach Hamburg kam, fand er zunächst einen Platz in einem Studentenwohnheim. Schon nach drei Monaten musste er wieder ausziehen. Kurzzeitmiete nennen sie das beim Studierendenwerk. Danach zog er in eine Airbnb-Wohnung. Eigentlich sollte sie pro Nacht 25 Euro kosten, das heißt 750 für einen Monat, aber der Vermieter war nett und begnügte sich mit 400 Euro.

Die nächste Station wurde dann die längste und angenehmste in Khudhurs bisherigem Studentendasein: neun Monate in einem privaten Wohnheim in Wandsbek. Neun Monate ohne Umzug! Welch ein Luxus. In dieser Zeit bekam Khudhur auch ein Angebot für ein Zimmer vom Studierendenwerk. Anstatt sofort zuzusagen, hatte er dazu eine Frage und stellte sie per Mail, was zur Folge hatte, dass er das Zimmer nicht bekam, dafür aber, so schildert er es, von der Warteliste flog.

Bald darauf das böse Erwachen: Das Wohnheim, in dem er noch lebte, wurde an einen neuen Betreiber verkauft, die Miete erhöhte sich von 545 Euro auf 649 Euro pro Monat. Zu viel für Khudhur. Es folgten wieder zwei Monate Kurzzeitmiete in einem Studentenwohnheim. Im Juni 2018 zog er weiter, diesmal in ein Wohnheim des Studierendenwerks in Harburg. Er beschreibt es als laut und dreckig, häufig sei er schon morgens um sechs vom Lärm der Straße geweckt worden, an den Wochenenden war an Nachtruhe kaum zu denken, in Sichtweite seines Fensters gab es eine Bar. Lernen sei dort nicht möglich gewesen, sagt Khudhur, dafür fuhr er in die Staatsbibliothek. “Jedes Mal, wenn ich vom Studienkolleg oder der Arbeit zurück ins Wohnheim gefahren bin, war ich so deprimiert”, sagt Khudhur. “Die Klos und die Küche dort waren so eklig.” Nach drei Monaten wurde das Wohnheim saniert, Ende August musste Khudhur wieder einmal ausziehen. Er ging zurück in sein voriges Wohnheim, wo er schon vorher zur Kurzzeitmiete war. Nun wieder zur Kurzzeitmiete für einen Monat.

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