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Geschlechtskrankheiten: Wer hat noch Angst vor Syphilis?

Sex ist heute für viele Menschen leichter zu haben als je zuvor. Aber während die meisten gut informiert sind, wie sie verhüten können, ist das Wissen über Geschlechtskrankheiten lückenhaft. Das Thema ist mit Scham verbunden. ZEIT ONLINE widmet sich deshalb in einem Safer-Sex-Schwerpunkt der Frage: Wie bleibe ich beim Sex gesund? Denn Sex soll schön sein – aber auch sicher.

Lena Schulze* war schon oft beim Frauenarzt. Das erste Mal war sie 14 und fand es ziemlich peinlich. Mittlerweile ist Schulze 27 und sagt, sie habe sich dran gewöhnt, die Termine bei der Gynäkologin seien zur alljährlichen Routine geworden.

Der letzte Besuch, sagt Schulze, sei aber wieder anders gewesen: unangenehm und auch mit Scham besetzt. Denn der Mann, mit dem sie momentan schläft, hat Tripper, genauer gesagt Gonorrhö, eine sexuell übertragbare, bakterielle Infektionskrankheit. Die beiden verhüten zwar mit Kondomen, sagt sie. Dass Schulze sich angesteckt hat, ist eher unwahrscheinlich. “Dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen und mich testen lassen.” (Anmerkung: Genaue Informationen über die wichtigsten sexuell übertragbaren Krankheiten finden Sie am Ende des Textes)

Bei der Frauenärztin hörte sie sich dann Fragen stellen wie: Mit Kondom kann da doch eigentlich nichts passieren, oder? Wie, auch durch Oralverkehr kann ich mir Tripper einfangen? “Ich habe mich eigentlich immer für aufgeklärt gehalten”, sagt Schulze: “In dem Gespräch wurde mir allerdings klar, wie wenig ich eigentlich über Geschlechtskrankheiten weiß.” Sie fragte sich: Was genau ist das eigentlich, Safer Sex?

Diese Fragen stellen sich auch viele andere Menschen: Wie habe ich Sex, der schön, aber gleichzeitig sicher ist? Reicht das Kondom aus? Und wie sehr muss ich mich um sexuell übertragbare Erkrankungen sorgen?

Viele junge Menschen wüssten gern mehr über Geschlechtskrankheiten

Diese Fragen sind aktuell, denn der Sex in Deutschland und Europa hat sich verändert. Einerseits – darauf deuten viele Studien hin – ist er entspannter geworden, variantenreicher, weniger begrenzt von sozialen Konventionen, freier. Gleichzeitig aber scheint unser Wissen zur Sicherheit beim Sex nicht Schritt gehalten zu haben. Nahezu jeder oder jede Dritte der 14- bis 25-Jährigen in Deutschland ist der Ansicht, er oder sie müsste mehr über Geschlechtskrankheiten wissen (BzgA, 2015). Unter 16- bis 44-Jährigen sieht es nicht viel anders aus. Das stellte sich in einer anderen Umfrage heraus: Tripper war noch jedem zweiten ein Begriff, Chlamydien aber kannten nur zehn Prozent der Befragten. Dabei gehört die Infektion zu den häufigsten durch Sex übertragbaren Erkrankungen – gerade unter jungen Frauen. Unbehandelt kann sie schlimmstenfalls unfruchtbar machen.

Im Umgang mit sexuell übertragbaren Erkrankungen rät Doris Scharrel, Frauenärztin und stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte: Wer Beschwerden wie Unterbauchschmerzen, Jucken im Genitalbereich, undefinierbaren Ausfluss aus der Scheide, Schmerzen beim Wasserlassen oder andere unklare Symptome hat, sollte zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen.

Am sichersten noch immer: das Kondom

Das Problem aber ist: “Bei einem Großteil der Infektionen gibt es keine erkennbaren Symptome”, sagt Klaus Jansen vom Robert Koch-Institut (RKI). Umso wichtiger sei es, das Ansteckungsrisiko im Vorhinein zu minimieren. Etwa durch Safer Sex, also Verhaltens- und Vorsichtsmaßnahmen, die vor dem Aidserreger HIV schützen und auch helfen, das Risiko einer Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten zu reduzieren.

Das Sicherste ist, ein Kondom zu benutzen. Es verhindert, dass die Schleimhaut des Penis mit der Schleimhaut des Sexualpartners in Kontakt kommt. Auch Genitalsekrete der Frau sowie der Lusttropfen des Mannes, also das Präejakulat, haben keine Chance, die Barriere des Gummis zu überwinden. “Gerade gegen HIV bietet das Kondom dadurch einen recht sicheren Schutz”, sagt Frauenärztin Scharrel – vorausgesetzt es hat die richtige Größe, wird richtig benutzt, nach dem Verkehr auf Intaktheit überprüft und nicht nur beim Vaginalverkehr, sondern auch beim Analsex und der Fellatio übergestreift. Gleiches gilt auch für Männer, die mit Männern Sex haben. Nicht umsonst wirbt die BzgA seit Jahren unermüdlich: Benutzt Kondome.

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