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Bundesliga-Rückschau: Schnappatmung bei Uli Hoeneß

Wer spielte wie gegen wen?

Sieger diesmal: Mönchengladbach. Die Borussia hat die meisten Herzchen gesammelt. Mit den Bayern haben unsere Leserinnen und Leser kein Mitleid.

Welches Spiel durften Sie auf keinen Fall verpassen?

München gegen Düsseldorf. Der FC Bayern befindet sich, da darf man sich von den Meistertiteln nicht irritieren lassen, seit gut zwei Jahren im Abwärtstrend. Neu in dieser Saison ist allerdings der Sturz in der Tabelle. Dieses Mal vergeigte das Team im Heimspiel gegen den Aufsteiger gleich zwei Zweitoreführungen. Nun hat es vier Heimspiele in Serie nicht gewonnen, darunter die Vergleiche mit Augsburg, Freiburg und Düsseldorf. Gerade mal neun Punkte holte der FC Bayern aus den letzten acht Spielen. Nimmt man die Formtabelle aus dieser Zeit (die gibt es auf transfermarkt.de), waren zehn Mannschaften besser. Und die Meisterschaft ist für die Münchener praktisch gelaufen. Dortmund steht neun Punkte besser da, Gladbach immerhin noch fünf.

Auf dem Platz ist der FC Bayern nur noch eine gewöhnliche, alltägliche, ordinäre Mannschaft. Er hat in seinen Reihen keinen Spieler, der zurzeit irgendetwas darstellt, das nach Weltklasse aussieht. Gegen Düsseldorf ging Jérôme Boateng wie schon in Dortmund Zweikämpfen mit schnellen Stürmern aus dem Weg und spielte stattdessen auf Abseits, wie beim zweiten Düsseldorfer Tor. Niklas Süle stand bei Angriffen der Gäste einige Male auf der Leitung. Robert Lewandowski versuchte, sich in Freistöße zu retten, so vor dem zweiten Treffer der Fortuna. Doch die bekommt man vielleicht als Tabellenführer gepfiffen, nicht als Tabellenfünfter. Und vor Manuel Neuer kuschen die Stürmer im Eins-gegen-Eins nicht mehr, sein Reklamierarm nach dem 3:3 wirkte läppisch und machtlos.

Was in München noch beim Alten ist: Uli Hoeneß ist der Chef. Er war es alleine, der nach dem Spiel den Ton vorgab. Er sagte, man müsse alles hinterfragen. Er forderte die Journalisten auf, kritisch mit seinen Spielern umzugehen. Er verweigerte Niko Kovač eine Garantie, die über die nächste Woche hinausgeht. Es könnte die zweite Saison hintereinander werden, in der Bayern seinen Trainer entlässt. Carlo Ancelotti wurde übrigens für weniger Misserfolg gefeuert, und das, obwohl er mit Bayern zuvor Meister geworden war. Kovač, der Einsame, wird wohl bald abgelöst. Die Probleme des Vereins werden bleiben.

Welches Spiel konnten Sie mit gutem Gewissen verpassen?

Leverkusen gegen Stuttgart. Am vergangenen Spieltag gelang dem VfB nach langem Tief der erste Sieg mit Markus Weinzierl. Doch der erhoffte Effekt blieb aus. Stattdessen Qual und Mühe und für den neuen Trainer im fünften Spiel die vierte Niederlage ohne Tor. Gegen Bayer 04, auch nicht gerade in Meisterform, bekamen die Schwaben nichts, aber auch rein gar nichts hin. Weil Düsseldorf ein Remis gelang, haben nun, erstmals in dieser Saison, alle anderen 17 Vereine mehr Punkte als die Stuttgarter. Immerhin verloren auch Hannover und Nürnberg, die anderen beiden Konkurrenten – und das nicht zu knapp. Das Quartett aus der Abstiegszone wird langsam abgehängt.

Wer stand im Blickpunkt?

Dodi Lukebakio, der Stürmer der Fortuna, eine Leihgabe vom FC Watford. Gegen Bayern wollten manche Trainer in den letzten Jahren am liebsten gar nicht antreten, manch Spieler kassierte in der Begegnung zuvor mit Absicht die fünfte Gelbe Karte, damit er aussetzen durfte. Inzwischen reisen selbst Aufsteiger furchtlos nach München. Die Düsseldorfer Fans sangen beim letzten Spiel mit Vorfreude auf diese Auswärtsfahrt: “Zieht den Bayern die Lederhosen aus!” Und Lukebakio sagte nach dem Spiel: “Als ich auf den Platz gegangen bin, habe ich nicht darüber nachgedacht, gegen wen ich spiele.” Drei Tore schoss der 21-jährige Belgier mit kongolesischen Eltern – und stahl damit Thomas Müller die Schau, der endlich wieder zwei Mal traf. Mit dem Ausgleich zum 3:3 in der 93. Minute schrieb der rasend schnelle Lukebakio die Geschichte des Spieltags und schuf ein Highlight der Saison. Mit dem Tor, bei dem er Manuel Neuer tunnelte, verursachte er bei Uli Hoeneß Schnappatmung. Ihm entglitten auf der Tribüne Gesichtszüge und Körperbeherrschung. “Ich war völlig down, als das Tor gefallen ist”, sagte der Bayern-Präsident. “Ich habe gedacht, die Welt geht unter.”

Wie sich Bayerns Abwehrspieler gegen Lukebakio fühlten (Symbolgif):

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