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Syrien: Offenbar Giftgasangriff auf Aleppo

In der syrischen Stadt Aleppo hat es offenbar einen Giftgasangriff
gegeben. Ein Regierungsbeamter sagte, am Samstag seien
mindestens 50 Zivilisten behandelt worden. Auch die in Großbritannien ansässige  Syrische
Beobachtungszentrum für Menschenrechte berichtete, nach dem Einschlag
von Granaten habe Gasgeruch über Aleppo gelegen. Die oppositionelle Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk aus Ärzten und Aktivisten in Syrien. Die Angaben sind meist nicht unabhängig überprüfbar.

Syrische Staatsmedien hatten zunächst von
21 Verletzten berichtet, die Atemprobleme gehabt hätten, nachdem drei
Gebiete in der Stadt von mit Gas gefüllten Geschossen getroffen worden
seien. Sie machten syrische Rebellen für den Angriff verantwortlich. Ein Kommandeur
der Rebellen, der einst selbst am Chemiewaffenprogramm der
Regierung mitgearbeitet hatte, wies den Vorwurf zurück. Die Regierung lüge, sagte er, die Aufständischen verfügten weder
über Giftgas noch über die Mittel, es einzusetzen.

Nicht der erste Einsatz von Giftgas in Syrien

Rebellensprecher Mustafa Sedschari warf der Regierung vor, sie habe den Giftgasvorwurf in die
Welt gesetzt, nachdem sie Rebellengebiete beschossen habe. Ziel sei es,
den von Russland vermittelten Waffenstillstand zu untergraben. Erst Ende Oktober hatten sich verschiedenen Staatschefs, darunter Wladimir Putin, Angela Merkel und Recep Tayyip Erdoğan, auf dem Syriengipfel für einen “nachhaltigen dauerhaften Waffenstillstand” ausgesprochen. Kommende Woche, am 28. und 29. November, wollen Russland, die Türkei und der Iran im kasachischen Astana erneut über eine Beilegung des Konfliktes in Syrien
beraten.  

Im syrischen Bürgerkrieg wurde bereits mehrfach Giftgas eingesetzt, obwohl Giftgase nach der Chemiewaffenkonvention, die 1997 in Kraft trat, verboten sind. Und obwohl die syrische Regierung die Giftgasvorräte, die sie gegenüber der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zu besitzen angegeben hatte, bereits 2016 vernichtet hat. Am 7. April diesen Jahres waren in Duma im damaligen Rebellengebiet Ostghuta bei Damaskus mehr als 40 Menschen mutmaßlich durch Gas
getötet und Hunderte verletzt worden. Der Westen machte die syrische
Regierung für den Angriff verantwortlich, Syrien und sein Verbündeter
Russland wiesen den Vorwurf zurück.

Sarin, Senfgas, Chlorgas

Im vergangenen Jahr kam es in Chan Scheichun zu einem Giftgasanschlag, bei dem 87 Menschen starben, darunter 31 Kinder. Laut der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) handelte es sich bei dem in Chan Scheichun eingesetzten Gas um das Nervengift Sarin. Ein anderer Bericht von OPCW und den Vereinten Nationen aus dem Jahre 2016 legt zudem nahe, dass das syrische Regime in der umkämpften Provinz Idlib auch Chlorgas benutzt habe. Außerdem sei die Dschihadistenmiliz “Islamischer Staat” (IS) in der Lage, Senfgas herzustellen und anzuwenden, hieß es in dem Bericht.

Während es sich bei Sarin um ein weitgehend geruchloses Gas handelt, zeichnet Senf- und Chlorgas ein intensiver beißender Geruch aus. Sarin wird über die Lunge und die Haut aufgenommen, wirkt direkt auf die Übertragung von Reizen des Nervensystems und führt zu tödlichen Erregungszuständen. Senf- und Chlorgas hingegen führen zu Verätzungen von Haut und Lungen.

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