/Gesellschaftswissenschaften: Gesellschaft und Recht

Gesellschaftswissenschaften: Gesellschaft und Recht

Wie studieren sich unterschiedliche Fächer? Wie sind die Kommilitonen, die Veranstaltungen, die Klischees? Drei Berichte über Jura, Erziehungswissenschaften und Politik

Drei Studenten berichten

“Mein Tipp: Weltraumrecht”

Markus Maisel, 26, Rechtswissenschaft

Ich studiere: Jura im vierten Semester an der Universität Potsdam.

Die spannendste Veranstaltung:
war die Staatsrechtsvorlesung zu Beginn des
Studiums. Viele Grundrechte haben einen konkreten Alltagsbezug: Zum Beispiel haben wir es dem
Grundrecht auf Versammlungsfreiheit zu verdanken, dass wir demonstrieren gehen dürfen.

Das fand ich schwierig:
meine eigene Meinung zurückzuhalten und neutral auf
einen Sachverhalt zu schauen. Dazu kommen Sprache und Form: Alles muss im Konjunktiv
formuliert werden, das Ergebnis einer Fallbearbeitung darf nie am Anfang stehen. An diese
strengen Regeln musste ich mich erst gewöhnen.

Die Kommilitonen:
Am Anfang waren wir 500 Leute, mittlerweile ist nur noch
knapp die Hälfte dabei. Viele Jurastudenten sind Einzelgänger. Ich habe trotzdem Freunde
gefunden.

Mein Tipp:
sich nicht nur auf die Pflichtfächer konzentrieren. Viele
Veranstaltungen sind freiwillig, beispielsweise zu Weltraumrecht. Es lohnt sich, da
hinzugehen, denn der Stoff ist spannend. Außerdem kann es später auf dem Arbeitsmarkt nützlich
sein, sich auch mit speziellen Themen schon einmal befasst zu haben.

“Wir lernen, wie Schule funktioniert”

Bettina Barth, 19, Erziehungswissenschaften

Ich studiere: Erziehungswissenschaft im zweiten Semester an der Universität Frankfurt.


ZEIT Studienführer 2017/18

Dieser Text stammt aus dem ZEIT Studienführer 2018/19.

Die spannendste Veranstaltung:
das Seminar zu Hochbegabtenförderung im
ersten Semester. Wir haben uns mit verschiedenen Definitionen von Hochbegabung beschäftigt und
hinterfragt, worauf sie abzielen: auf Intelligenz, also den IQ, oder auf Leistung? Es ging
auch darum, welchen Einfluss die Schule und die Unterstützung der Familie haben.

Das fand ich schwierig: sich mit veralteten Erziehungsansätzen zu
beschäftigen. Im Blockseminar zur Geschichte der Heimerziehung waren wir alle schockiert
davon, wie Kinder früher behandelt wurden. Im 19. Jahrhundert beispielsweise waren Schläge als
Erziehungsmaßnahme normal. Vor allem die persönlichen Schicksale haben mich sehr
mitgenommen.

Die Kommilitonen: Wir sind etwa 140 Leute, viele sind gut miteinander
befreundet. Alle sind sehr entspannt. Dass jemand bereits im 15. Semester studiert, ist keine
Seltenheit.

Mein Tipp:
sich vorher die Studieninhalte anschauen. Wer glaubt, dass man
lernt zu unterrichten, ist hier falsch. Stattdessen geht es darum, was Erziehung ist und wie
Schule funktioniert. 

“Wahlforschung beschäftigt mich”

Moritz Berndmeyer, 22, Politik

Ich studiere: Politikwissenschaft im vierten Semester an der Universität Hannover.

Die spannendste Veranstaltung:
In Politischer Soziologie haben wir uns mit
Wahlforschung und Wahlanalyse beschäftigt. Eine der Theorien besagt, dass man anhand von
sozialen Merkmalen wie Konfession, Einkommen und Wohnort mit hoher Wahrscheinlichkeit ableiten
kann, welche Wahlentscheidung von der Person getroffen wird. Bei der Trump-Wahl haben wir
versucht, diese Theorie direkt anzuwenden.

Das fand ich schwierig: Wer kein Mathe-Ass ist, muss für die
Statistikprüfungen viel lernen. Kommilitonen, die den Stoff besser verstehen, helfen einem
dann am besten weiter.

Die Kommilitonen: interessieren sich natürlich alle für Politik. Einige
engagieren sich parteipolitisch, es wird aber auch akzeptiert, wenn man das nicht tut.

Mein Tipp:
Nicht erwarten, dass in der Vorlesung über aktuelle Politik
diskutiert wird und man seine Meinung zur AfD oder zu Donald Trump loswerden kann. Wer sich
für Politikwissenschaften entscheidet, sollte wissen, dass es ein sehr wissenschaftliches
Studium ist: Man diskutiert über Texte und erschließt sich Theorien.

Hits: 33