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Kinderarmut: Gegen Armut hilft auch Geld

Armut ist keine Privatsache. Kinderarmut schon gar nicht. Arme Menschen haben Anspruch darauf, von einem reichen Sozialstaat wie Deutschland unterstützt zu werden. Doch mit vielen Leistungen, wie sie heute ausgestaltet sind – Hartz IV etwa, der Kinderzuschlag oder das Bildungspaket – wird ein Grundverdacht mitgeliefert. Gerhard Schröder formulierte ihn so: “Es gibt kein Recht auf Faulheit.” Die Grüne Renate Künast behauptete: “Wir haben Fernseher in jedem Kinderzimmer, aber Erstklässler mit einem Sprachniveau von Dreijährigen.”

Von rechts bis links gab es lange diesen heimlichen Konsens: Wer arm ist, ist auch verantwortungslos. Wer selbst ungebildet ist, schert sich nicht um die Bildung seiner Kinder. Wer nicht überwacht und bevormundet wird, wird sich nicht regen. Eingeprägt hat sich der Spruch vom Fördern und Fordern. Er klingt zwar charmant und ist im Prinzip sinnvoll. Oft ist damit aber eher Zuckerbrot und Peitsche gemeint – kein angemessenes Rezept für eine moderne Gesellschaft, die ihre Bürgerinnen und Bürger ernst nimmt.

Schrille Bilder beweisen keine Regel

Passend dazu gab es die schrillen Bilder von Sozialhilfeempfängern, die es sich auf Mallorca gemütlich machten. Von den Hartz-IV-Müttern im pinken Trainingsanzug vor dem riesigen Flachbildfernseher – die aber kein Schulbrot schmieren. Oder vom gestylten Flüchtling mit dem neuesten Smartphone, der doch bestimmt allein wegen unserer Sozialkassen eingereist ist.

Vieles spricht dagegen, dass diese Bilder eine Regel beweisen. Gerade hat die Bertelsmann Stiftung eine Studie veröffentlicht, die deutliche Hinweise dafür liefert, dass arme Eltern, sobald sie mehr Hilfeleistungen erhalten, diese eher für eine größere Wohnung, für Kinderbetreuung und die Hobbys ihrer Kinder ausgeben als für einen Fernseher oder Bier. Auch andere Studien zeigen, dass die meisten Menschen selbst den Antrieb haben, ihre Situation und die ihrer Kinder zu verbessern. Sie brauchen vielleicht Unterstützung, aber nur selten Strafen. Sie brauchen mehr Geld, keine kompliziert zu beantragenden Gutscheine für Sachleistungen.

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