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Helsinki: Die unterirdische Stadt – brand eins online

Helsinki ist zwar die kalte Hauptstadt eines kalten Landes, aber gekühlt werden muss trotzdem. Und das wegen steigender Temperaturen auch immer mehr: in Shoppingcentern, Hotels, Gewerbeeinheiten, Büros und Privatwohnungen.

Das Wasser ist kalt, wenn es das Becken und die mächtigen Kältemaschinen verlässt. Wenn es Räume klimatisiert und kühlt, erwärmt es sich und strömt zurück in den Untergrund. Der Kreislauf beginnt von vorn. Fernkälte heißt dieses Konzept. Ähnlich wie bei der Fernwärme ersetzt eine zentrale Kältemaschine einzelne Anlagen in den Gebäuden. „Das lohnt sich ökonomisch und ökologisch“, sagt Ojanperä. Die Abwärme wird als treibende Kraft genutzt, um Kälte oder Strom zu erzeugen – Energie, die sonst verloren ginge.

Deshalb nennt der Ingenieur die Anlage einen „großen Schritt Richtung Klimaneutralität“. Dass Helsinkis Luftqualität sich in den vergangenen Jahren verbessert hat, liege auch am Ausbau des Fernwärme- und Kühlungsnetzes. Das langfristige Ziel sei, die Energieproduktion mit fossilen Brennstoffen auf null zu senken. Die neue Anlage spart schon mehr als 20 000 Tonnen CO2 pro Jahr – ungefähr so viel, wie 10 000 Autos ausstoßen.

Ein Mitarbeiter radelt vorbei, mit Fahrradkorb und Ohrschützern, seine Beine drehen sich beim Treten o-förmig nach außen, er ist ein bisschen groß für das kleine Rad. Theoretisch könnte der Mann allein in den Helen-Tunneln eine 65 Kilometer lange Radtour machen.

Und in nur 15 bis 20 Minuten wäre er bei Katri Vala im Stadtteil Sörnäinen, bei der weltweit größten Anlage zur Erzeugung von Fernwärme und Fernkälte.

Oberirdisch sieht man einen Lidl und einen Park auf einem großen Felsen. Nicht weit davon entfernt trifft sich die hiesige Drogenszene. Unterirdisch gibt es eine Wärmepumpenanlage, die mit Abwärme aus Abwasser arbeitet. Ihre Energieeffizienz liegt bei bis zu 90 Prozent – bei Kohle beträgt sie nur etwa 30 bis 50 Prozent.

Auf einem Pfeil auf einem der Rohre steht, woher das Abwasser kommt: aus Viikinmäki, einer unterirdischen Kläranlage im gleichnamigen Außenbezirk von Helsinki. Sie hat eine begrünte Holzterrasse, auf der ein paar robuste Topfblumen ohne Tageslicht wachsen. Ihr Standort im Untergrund hat einen Vorteil: Die Temperatur des Abwassers ist höher. Sie liegt bei 10 bis 16 Grad Celsius, draußen sind es oft nur 5 Grad Celsius. Beste Bedingungen für die Mikroben.

Auch andere Anlagen profitieren von der Tiefe: Das Gestein wirkt isolierend, und die Erdwärme hält die Temperatur konstant warm. Selbst wenn sie oben auf 20, 30 oder 40 Grad minus fällt – einmal auf eine Temperatur gebracht, schwankt sie unten kaum mehr, und die Betreiber können Heizkosten sparen.

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