/Fall Khashoggi: Saudi-Arabien weist Vorwürfe gegen Kronprinzen zurück

Fall Khashoggi: Saudi-Arabien weist Vorwürfe gegen Kronprinzen zurück

Saudi-Arabien hat die Einschätzung des US-Geheimdienstes CIA, Kronprinz Mohammed bin Salman habe den Mord des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet, erstmals offiziell zurückgewiesen. Einen entsprechenden Bericht der Washington Post kommentierte Außenminister Adel al-Dschubair in einem Interview mit der heimischen Zeitung Al Schark Al Ausat mit den Worten: “Wir im Königreich wissen, dass solche Behauptungen gegen den Kronprinzen völlig falsch sind und wir weisen sie entschieden zurück”.

Zugleich stellte Al-Dschubair klar, dass die Monarchie in Riad keine Anschuldigungen gegen ihre höchsten Würdenträger dulden wird. “Ich möchte betonen, dass die Führung des Königreichs Saudi-Arabien, vertreten durch den König und den Thronfolger, ein rote Linie ist”, sagte er.  “Wir werden keine Versuche zulassen, sie anzutasten, von wem auch immer und unter welchem Vorwand auch immer.” 

Die Washington Post hatte unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, die CIA sehe Bin Salman als Drahtzieher hinter dem gewaltsamen Tod des Journalisten Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul. Das Außenministerium in Washington stellte am Samstag aber klar, es sei noch keine abschließende Bewertung in dem Kriminalfall getroffen worden. US-Präsident Donald Trump sprach er von einer “sehr voreiligen” Schlussfolgerung. Der vollständige CIA-Bericht werde ihm erst an diesem Dienstag vorgelegt.

Türkei will internationale Untersuchung

Was genau am 2. Oktober in dem Konsulat geschah, wie Khashoggi – einst ein Berater, dann ein Kritiker des saudischen Königshauses – zu Tode kam und wer dafür verantwortlich ist, ist auch sieben Wochen später noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. An dem Tag war der 59 Jährige verschwunden, als er in dem Konsulat seines Landes in Istanbul Unterlagen für seine Hochzeit abholen wollte. Die türkische Regierung geht davon aus, dass er von
einem extra aus Saudi-Arabien angereisten Kommando getötet worden war. Anschließend soll seine Leiche zerteilt und in Säure
aufgelöst worden sein. Das Königshaus in Riad hat die Tötung des
Journalisten, der nach seiner Flucht in die USA auch für die
Washington Post geschrieben hatte, erst nach wochenlangen
Dementis bestätigt.

Sollten sich die Erkenntnisse der CIA
bestätigen, würde dies nicht nur die Beziehungen zwischen den USA und
dem wichtigen Verbündeten Saudi-Arabien weiter belasten, sondern auch
der Staatsanwaltschaft in Riad direkt widersprechen. Diese hatte den
Kronprinzen zuletzt erneut entlastet und stattdessen fünf hochrangige
Regierungsmitarbeiter beschuldigt, eigenmächtig ein 15-köpfiges
Spezialteam zur Tötung Khashoggis geschickt zu haben. Den Angeklagten
droht die Todesstrafe.

Nun erwägt die Türkei eine internationale Untersuchung des Falls. Über
alle Aspekte eines solchen Schritts habe er bereits mit
UN-Generalsekretär António Guterres gesprochen, sagte Außenminister
Mevlüt Cavusoglu. Ein Sprecher der Vereinten Nationen ergänzte, Ankara
habe eine Untersuchung zum Fall Khashoggi bisher nicht formal
angefordert. Eine offizielle Bitte der beteiligten Länder halte Guterres
aber für nötig, um entsprechende Schritte einleiten zu können.

Saudischer Kronprinz kommt zu G20-Gipfel

International sorgt der Fall für Empörung. Nachdem die USA Sanktionen gegen 17 ehemalige saudische Regierungsmitarbeiter verhängt hatte, stoppte die Bundesregierung alle Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien und verhängte Einreisesperren gegen 18 saudische Staatsbürger, die im Verdacht stehen, direkt oder indirekt an Khashoggis Ermordung beteiligt gewesen zu sein. Auch Frankreich denkt über Strafmaßnahmen nach. “Wir arbeiten derzeit mit Deutschland zusammen”, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian im Sender Europe 1.

Ungeachtet der Anschuldigungen gegen ihn will der saudische Kronprinz sein Land beim G20-Gipfel in Argentinien vertreten. Die Teilnahme des Kronprinzen erfolge im Rahmen einer Auslandsrundreise, erklärte der saudische Energieminister Chalid al-Falih. Damit würde der 33-Jährige einmal mehr seinen Vater, den 82 Jahre alten König Salman vertreten, der nur noch selten ins Ausland reist.

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