/Bauhaus: Wo die Moderne zum Mythos wird

Bauhaus: Wo die Moderne zum Mythos wird

Es dauert kein halbes Jahr mehr bis zum großen Bauhaus-Jubiläum.
Vor einem Jahrhundert wurde von Walter Gropius im eher beschaulichen
Weimar die legendäre Kunsthochschule gegründet, deren Ideen sich nach
der erzwungenen Schließung durch die Nationalsozialisten in alle Welt
verbreiteten. Es sollte zum bedeutendsten Kulturexport Deutschlands
werden. An allen drei Standorten – der Ursprungsstätte Weimar, dem
Hauptsitz Dessau und als letzter Adresse Berlin
– entstehen gegenwärtig neue Museen und Anbauten, denn überall platzen
die Depots aus den Nähten, fehlte es bislang an genügend
Ausstellungsmöglichkeiten.

Während sich in Berlin alles auf das Eröffnungsfestival im Januar
konzentriert, weil der Erweiterungsbau für das Bauhaus-Archiv erst 2022
fertiggestellt sein wird, und die Dessauer Bauhaus-Stiftung zuletzt eher
wegen Ausladung der Band Feine Sahne Fischfilet von sich reden machte,
arbeitet man in Weimar zielstrebig weiter, überall in der Stadt von
Goethe, Schiller und auch Nietzsche.

Das große Jubiläum ist zum Anlass geworden, ein ganzes Quartier im
Norden umzuordnen, im Zentrum neue Akzente zu setzen, den Uni-Campus
aufzufrischen und das Haus am Horn als einzige authentische
Bauhaus-Architektur am Ort authentisch wiederherzurichten. Flaggschiff
all dieser Veränderungen ist der von der Berliner Architektin Heike Hanada entworfene Museumsneubau: ein großer grauer Kubus, in dessen
Fassade als Banderole ganz oben die Worte “bauhaus museum” in
programmatischer Kleinschrift eingelassen sind.

Es bleibt beim blanken Beton

Das Museum soll die Zugkraft entwickeln, um das zwischen Bahnhof und
Innenstadt bislang abgeschnürte Terrain als Kulturareal zu öffnen. Quartier Weimarer Moderne heißt die Gegend künftig. Es kann eine
Alternative zu den populären Stätten der Weimarer Klassik bilden –
zusammen mit dem von den Nationalsozialisten errichteten Gauforum, in
dem sich heute die Thüringer Landesverwaltung befindet, mit der Ende der Neunziger von Gerkan, Marg und Partner hinzugesetzten Weimarhalle sowie dem
Neuen Museum, das aus dem Jahr 1869 stammt.

Bislang dominiert allerdings noch das trutzige Gauforum mit der
bräunlichen Rasenfläche dazwischen. Beinahe hätte es eher unfreiwillig
sogar einen Wiedergänger des westlichen Flügels vom Gauforum gegeben –
als Spiegelbild in der gläsernen Fassade des Bauhaus-Museums. Das wurde
im letzten Moment verhindert, die Architektin machte einen neuen
Vorschlag für die Front. Jetzt bleibt es beim blanken Beton. Den Kubus
sollen künftig 24 LED-Linien umkränzen, um im Dunkeln ein freundliches
Licht zu werfen. Die Einlassungen gibt es bereits.

Installation von Saraceno im Foyer

Auch im Inneren braucht es noch viel Fantasie, um sich vorzustellen,
wie es zur Eröffnung am 5. April 2019 aussehen soll. Die Strukturen
sind zu erkennen, fließende Räume mit Versprüngen jeweils ins nächste
Geschoss. Das Foyer wird eine 11 Meter hohe netzartige Installation mit
Spiegeln des Berliner Bildhauers Tomás Saraceno
zieren, eine Art utopische Stadt, die das Ineinandergreifen der
Disziplinen symbolisiert, wie es für das Bauhaus typisch war. In den
ersten Stock kommt das Allerheiligste, jene von Gropius
zusammengestellte Schausammlung, die er 1925 dem Schlossmuseum überließ,
als das Bauhaus nach dem Regierungswechsel in Weimar nicht länger
erwünscht war und die Konservativen die Finanzierung kappten.

Hits: 48