/Lied der Deutschen: Brauchen wir eine neue Nationalhymne?

Lied der Deutschen: Brauchen wir eine neue Nationalhymne?

Ein Lied, zwo, drei, vier – halt, stopp! Das fängt falsch an. Es geht nicht um einen strammen Marsch durch die Geschichte, nicht in diesen Zeiten, in denen die Klänge der getragenen Weisen zum Gedenken kaum verhallt sind und schon die nächsten sich ankündigen: zwischen 100 Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und dem Volkstrauertag, an dem wir uns dazu noch der Toten des Zweiten erinnern. Millionen und Abermillionen, die ewige Geschichte vom Sterben und von Ländern in Schutt und Asche, Heimat, zertreten von Knobelbechern.

Von da kommt es her zu uns. Ein Lied, zwo, drei … Stopp. Da regt sich Widerwille: Warum ist die Junge Union so kritisiert worden, als sie gerade in Berlin zum 9. November das Marschlied vom Westerwald und dessen Höhen sang? Weil es als die Höhe empfunden wurde, an diesem Tag so zu singen. Ein Marsch, zur Waffe umgeschmiedet. Und waren es auch nicht alle Lieder – viele wurden von den Nazis so missbraucht, dass sie dem Gebrauch der Waffe dienten. Um Menschen zu einer Waffe zu formen.

Deutschland, deine Lieder. Da, wo über Heimat geredet wird, wo das Wort Volk im Munde geführt wird, wo der Versuch unternommen wird, der böswilligen, bösartigen Umdeutung der Vergangenheit etwas entgegenzusetzen, diese Begriffe zurückzuholen, wie es Ernst Bloch wollte – da ist Musik drin. Buchstäblich.

Der Autor Peter Zudeick kommt hier mit seinem Band Heimat. Volk. Vaterland und seinen kämpferischen Begriffsdefinitionen “gegen rechts” gerade recht. Kein schöner Land in dieser Zeit mögen wir wohl singen, wenn wir dieser Meinung sind, selbst wenn man darüber streiten kann. Über ein Lied wie Es zittern die morschen Knochen aber nicht, denn das gehört allein den Nazis und soll bei ihnen bleiben: in der Gruft, bedeckt vom Geröll der Geschichte.

Wes Lied ich sing – womit wir beim Lied der Deutschen wären. Wolf Biermann war die Stimme, die eine neue Hymne wollte, als Deutschland sich aus zweien wieder zusammenfand. Und so wie auf dem Deutschlandtag der Jungen Union weiland in Leipzig-Markkleeberg zu den Klängen, die Haydn komponiert hatte, von etlichen Auferstanden aus Ruinen gesungen wurde – so hätte sich die übrige Politik nichts vergeben, einen neuen Ton zu setzen. Einen, der alle in der deutschen demokratischen Bundesrepublik auf dem Weg zu ihrer neuen gemeinsamen Heimat begleitet hätte.

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