/Alice Weidel und die AfD: Wie lange halten sie es noch zusammen aus?

Alice Weidel und die AfD: Wie lange halten sie es noch zusammen aus?

Alice Weidel ist übrigens eine Frau. Das
war, seit sie im April 2017 Spitzenkandidatin einer Männerpartei wurde, immer
wichtig. Jetzt, da die Fraktionschefin der AfD im Mittelpunkt des Skandals um illegale Parteispenden
steht, könnte es entscheidend sein.

Weidel hat einen Fehler gemacht. Sie hat
großzügige Spenden verheimlicht: 130.000 Euro aus der Schweiz und 150.000 Euro
aus Belgien
gingen anonym an Weidels Kreisverband am Bodensee. Die Annahme von Parteispenden aus dem EU-Ausland ist illegal. Weidel, durch ihre
Schatzmeisterin über den Geldeingang informiert, reagierte jedoch nicht. Mit
einem Teil des Geldes wurden Anwaltskosten für sie bezahlt. Erst nach Monaten
retournierte das AfD-Büro die Zahlungen.

Das wäre Anlass genug für ihren Rücktritt.
Aber wäre es auch der Grund? Es sollte der Öffentlichkeit zu denken geben, dass
die Kritik, die Weidel von außen entgegenschlägt, begleitet wird von geradezu
enthusiastischer Kritik von innen.

Alice Weidel ist nämlich mehr als nur
Spendennehmerin: Sie ist eine Frau, sie ist lesbisch, sie ist hochgebildet,
sie denkt libertär. Soll sie darum weg? Und wenn ja: Warum erst jetzt?

Der Lebenslauf der Unternehmensberaterin
promoviert in Wirtschaftswissenschaften und dabei unterstützt von der
Konrad-Adenauer-Stiftung, liiert mit einer in Sri Lanka geborenen Schweizer
Regisseurin, eine von zwei Müttern in einer Regenbogenfamilie mit zwei Söhnen,
wohnhaft in der Schweiz – widerspricht in mehr als einem Punkt dem heutigen
Menschen- und Gesellschaftsbild der AfD. Weidel ist zu sehr Kind des
Establishment, zu wenig Mutter im konservativen Sinn, zu selbstverständlich
Teil einer konservativen deutschen Wirtschaftselite.

Warum wurde Weidel trotzdem
Spitzenkandidatin und nach der Bundestagswahl Fraktionsvorsitzende?

Weil Frau und Partei sich gegenseitig
beflügelten.

Weidel wusste die AfD als Spielfeld ihrer
politischen Ambitionen klug zu nutzen. In etwa so, wie der Erfolg vieler
Start-up-Gründer auf Geschäftsideen beruht, die eben gerade in der Luft liegen.
Das Unbehagen eines Teils der Deutschen angesichts der Ankunft vieler Tausend
Geflüchteter im Sommer 2015 war eine Opportunität für die Rechtspopulisten in
der AfD. Und die waren eine Opportunität für die Euroskeptikerin Alice Weidel.

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