/“Tatort” Hamburg: Wenn aus Shitstorms Schüsse werden

“Tatort” Hamburg: Wenn aus Shitstorms Schüsse werden

Im NDR-Tatort Treibjagd haben es Thorsten Falke
(Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) diesmal mit ebenso
gut situierten wie missgelaunten Hamburger Bürgern zu tun: Eine Einbruchsserie
fetzt im südwestlichen Stadtteil Neugraben an den Nerven und als der Besitzer
eines Einfamilienhauses einen jungen Eindringling erschießt, ist die allgemeine
Stimmung: “Notwehr! Richtig so!” Doch Falke und Grosz, die zwei von der
Bundespolizei, haben Zweifel an dieser Version. Durchaus berechtigte, wie sich
unter einigem öffentlichen Druck bald erhärtet.

1. Worüber werden am Montag alle reden?

Christian Buß: Darüber, dass die Waffe im
Nachtschrank vielleicht doch nicht die sicherste Art ist, sich vor Einbrechern
zu schützen.

Lars-Christian Daniels: Über besorgte Nachbarinnen und Nachbarn in Hamburg-Neugraben, einen Wutbürger
mit Headset und darüber, was passieren kann, wenn die eigene Adresse
im falschen Onlineforum veröffentlicht wird.

Matthias Dell: Über den merkwürdigen Schluss.

Kirstin Lopau: Darüber, ob Social Media heutzutage eigentlich nur noch Fluch und
kein Segen mehr ist.

2. Was haben Sie aus diesem “Tatort” gelernt?

Christian Buß: Akkubohrer, Sturmmaske,
Schraubenzieher ­– so sieht das Arbeitsbesteck des Einbrechers aus.

Lars-Christian Daniels: “Internet ist nur für Spacken!”

Matthias Dell: Dass der Falke-Sohn Torben (Levin Liam) die Funktionsweisen des
Medialen kennt, wenn er die analoge Konsequenz des Shitstorms im Anwohnerforum
gegen Papa und sich richtig einschätzt. Digital Native eben.

Kirstin Lopau: Vor allem bekommen wir gezeigt, wie man ganz einfach einen
Shitstorm anzettelt, der die Menschen zu Taten anregt: “Wir müssen uns
wehren. Es muss nur einer anfangen.” Außerdem wissen wir nun, dass Falke
ein Terrier ist und was er von Social Media hält: “Ich hab doch gesagt,
das Internet ist nur für Spacken.”

3. Welche Frage bleibt offen?

Christian Buß: Wie hat der Bürgerwehrmann aus
Hamburg-Neugraben so schnell den Falke-Sohn auf St. Pauli ausfindig gemacht?
Der Sohn wird jetzt für seinen Polizistenvater bestraft, weil der angeblich
nicht rigoros genug gegen Einbrecher vorgeht.

Lars-Christian Daniels: Trendet #WehrtEuch am Sonntagabend
auf Twitter?

Matthias Dell: Was soll der Schluss?

Kirstin Lopau: Wie viel Milch trinkt Falke eigentlich so am Tag und was macht die
Bewerbungsmappe seines Sohnes?

4. Welche Rolle hätte man besser besetzen sollen? Und mit wem?

Christian Buß: Die aufgebrachten
Vorstadtbewohner werden zum Teil als Wutbürger-Abziehbilder dargestellt,
da hätte man sich ein differenzierteres Spiel gewünscht.

Lars-Christian Daniels: Die der schlafmützigen Wachhunde von
Hundeschulbesitzerin Heike (Angelika Richter): Nie war
heimliches Anschleichen für Unbefugte leichter.

Matthias Dell: Keine.

Kirstin Lopau: Keine.

5. Von welcher Szene werden Sie träumen?

Christian Buß: Möhring und seine Katze trinken
beide nachts ihre Milch in der Küche. Er aus dem Glas, sie aus der Schüssel.
Mit diesem Bild im Kopf schläft es sich wunderbar unbeschwert.

Lars-Christian Daniels: Von der blutigen Streifschusswunde, mit der sich die
bedauernswerte Einbrecherin Maja (starker fünfter Tatort-Auftritt:
Michelle Barthel) eineinhalb Stunden lang durch diesen Krimi quält.

Matthias Dell: Vom Schluss. Aber das Lied danach – A Quiet Life von Teho
Teardo und Blixa Bargeld – ist ganz schön zum Einschlafen.

Kirstin Lopau: Vom bewegenden Song in der letzten Szene und dem entzückenden
Enddialog. Dafür lohnt es sich dranzubleiben.

6. Von 0 (super spannend) bis 10 (schon um halb neun eingeschlafen): Wie viele goldene Schlafmützen bekommt dieser “Tatort”?

Christian Buß: 3
Schlafmützen 😴😴😴

Lars-Christian Daniels: 3
Schlafmützen 😴😴😴

Matthias Dell: 4
Schlafmützen 😴😴😴😴

Kirstin Lopau: Wir haben schon viel stärkere Falke-Tatorte gesehen, deshalb 4
Schlafmützen. 😴😴😴😴

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