Wer sich nie wünschte,
kreischende Kinder würden in ICEs zu Schweigsäulen erstarren, werfe die erste
Bahncard 25! Wer unter uns kann beschwören, niemals danach getrachtet zu haben,
alles erlittene Ungemach unter dem Himmel an einem einzigen Zugbegleiter zu
vergelten? Nein, es ist nicht leicht, ein würdiger Erbe der großen menschlichen
Gebote und Vielfahrer der Deutschen Bahn zu sein. Erst recht nicht um die weihnachtlichen Feiertage herum. Wenn
wir alle plötzlich zu spüren bekommen, dass dieses Abendland tatsächlich aus 82
Millionen Menschen besteht. Und die Deutsche Bahn einer Schneeflocke gleich immerfort aus allen Wolken fällt, über das ungekannte Wunder Winter erstaunend. Sodass
wir ungläubig zurückbleiben über die unergründlichen Managementwege dieses
mächtigen Unternehmens. Das uns statt zum warmen Oheim der Liebsten an unsere
tiefsten Abgründe befördert. Nur die vollkommen Beseelten
schaffen es gleichmütig, den anderen Wagon hinzuhalten und geohrfeigt am Gleis
stehen zu bleiben.
Aber wer bin ich schon, um über
den Zugzorn des Nächsten zu richten? Über die hungrige Wandersfrau, schwer
beladen aus kalter Steppe angelangt, nun auf ihre für 4,50 Euro vorgenommene
Sitzplatzreservierung hinweisend. Hierdurch eine andere geschundene Seele raus
in die grausigen Gänge stoßend.
Können wir hier auf dem Erdreich wirklich wissen, für wen die BahnComfort-Zone wahrhaftig bestimmt ist? Ich selbst bin nach vielen bewegten Jahren weiter im
Unwissen darüber. Soll jenen außerhalb dieses Reiches kein Comfort, kein
Verschnaufen zugestanden sein? Wozu habe ich meine zehn Schafe geopfert, um die
teure Bahncard zu erstehen, wenn nicht für das Recht, meine leidigen Lenden
zwischen Hamburg und Hannover abzulegen?
Ist mein Flextarif etwa ein heißer
Hauch höllischer Lüge? Und in wessen Ohren soll der Aufruf sich verfangen, verantwortungsvoll
vom Bord-Wifi zu schöpfen? Wohlgemerkt nur, damit die Weggefährten der ersten
Kaste nicht auf ihren geschwinden Datengang verzichten müssen.
Ich bin lediglich ein einfacher Reisender. Abermals durch die Mühlen des
deutschen Nah- und Fernzugverkehrs gerieben. Die düstersten aller düsteren
Verwünschungen habe ich dabei ausgesprochen. Auf Mensch, auf Zug, auf die Schöpfung
und auf alles, was es außer ihr noch gibt. Nun bin ich aber leutselig und
mobilitätsmilde. Und will von meinen Bahnbegebenheiten sprechen. Zu jenen,
denen die Pilgerprüfung bald genug bevorsteht.
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