Die Justiz in Brandenburg wurde vor 25 Jahren neu gegründet. Ein Insider zieht Bilanz und findet in den schwarzen Roben verwundete Ostseelen.
16. Dezember 2018, 18:12 UhrEditiert am 16. Dezember 2018, 18:12 Uhr
Als ich schwor nur der Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen, fasste das
Grundgesetz Ostdeutschland im dritten Jahr. Eine bekannte Bürgerrechtlerin hatte gerade die
Einheitsgeschenke reklamiert (Bärbel Bohley: “Wir wollten Gerechtigkeit und erhielten den
Rechtsstaat”), und ich – Diplom der Rechtswissenschaft, Humboldt-Universität 1988 –, wurde
also Richter. Mit oder ohne religiöse Beteuerung?, fragte der Präsident des Bezirksgerichts,
kurz zuvor erst aus dem katholischen Bonn ins ungläubige Frankfurt an der Oder gewechselt. Für
einen Moment war ich versucht, auf den mir fremden Gott zu schwören, um zu gefallen und zu
bestehen, als Kollege und Proberichter. So richtig wusste ich noch nicht, was mich erwartete
und von mir erwartet wurde. Es fühlte sich an wie am ersten Montag auf Montage. Anfang
Dezember kamen die Struktur des Gerichtsverfassungsgesetzes und das neue Branding. Frankfurt
an der Oder hatte fortan ein Amts- und Landgericht, so wie sein Pendant am Main.
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