Solche juristischen Sachverhalte muss der Laie erst einmal verstehen. Scharfeld verbringt unzählige Stunden in der Stadtbücherei von San Francisco und in der Bibliothek der juristischen Fakultät der Universität Berkeley.
Er studiert genau, wie Trumps Team vorgeht und richtet seine Strategie danach aus. Oft stellt er seinen Kontrahenten dieselben Fragen, die sie ihm zuvor gestellt haben. Wie genau ist es vonstattengegangen, dass das Wort Trump weltweit angeblich nur eine einzige Bedeutung angenommen hat? Welche Produkte und Dienstleistungen, Geschäftsfelder und Umsätze belegen das?
Er findet zunehmend Gefallen an dieser Herausforderung. „Wenn man sich mit etwas nicht auskennt, arbeitet man besonders gründlich, weil man alles zum ersten Mal sieht“, sagt Scharfeld. Es habe ihn schon immer gereizt, sich ein neues Fachgebiet anzueignen. „Insofern war es kein allzu großes Opfer – eher eine spannende Weiterbildung, die mir jemand unerwartet in den Schoß gelegt hat.“
Je tiefer er in die Materie eindringt, desto größer wird seine Zuversicht zu gewinnen. Er erkennt die „einmalige Chance, einen Idioten vorzuführen, der andere berufsmäßig wegen lächerlicher Dinge schikaniert“.
Was den Programmierer besonders anspornt, ist der Hochmut der Gegenseite. Scharfeld setzt sich mit insgesamt drei verschiedenen Kanzleien auseinander und am Schluss mit dem Hausanwalt der Auffanggesellschaft, in die Trump seine Handelsmarken auslagert, als seine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016 Gestalt annimmt. Keinen einzigen Anwalt hat er je gesehen. Es ist ein Streit in Briefform.
Am Ende findet seine Argumentation die Zustimmung des Patentamtes: Das englische Wort Trump steht für viele verschiedene Dinge, insbesondere ist es die Kurzbezeichnung für ein Blasinstrument. So spricht schon der Apostel Paulus von „the last trump“ im ersten Brief an die Korinther im Neuen Testament. Dort heißt es: „Denn die Posaune wird ertönen, und die Toten werden auferweckt.“ Das Verb „to trump“ steht außerdem für das Übertrumpfen eines anderen Spielers. Genau um dieses Wortspiel geht es dem Programmierer, eine Anspielung auf den Ehrgeiz von Musikern wie ihm, besser zu werden und besser als andere zu sein. „An die Person Trump habe ich beim Programmieren ganz bestimmt nicht gedacht“, sagt Scharfeld und blickt dabei auf seine kleine Instrumentensammlung in einer Ecke seines Wohnzimmers: eine Trompete, eine Posaune, eine Gitarre.
Obwohl er sehr viel Zeit in den sechs Jahre dauernden Rechtsstreit investiert, macht er gleichzeitig mehr Musik denn je. Er braucht einen Ausgleich, um den Kopf frei zu kriegen und die Schlacht durchzustehen. Und seinen Freunden entgeht nicht, dass er beim Fußballspielen deutlich aggressiver zu Werke geht.
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