Der getötete saudische Journalist Jamal Khashoggi ist für das US-Magazin Time die “Person des Jahres 2018”. Gemeinsam mit Khashoggi wurden drei weitere Journalisten und die Zeitung Capital Gazette aus dem US-Bundesstaat Maryland geehrt, in deren Redaktionsräumen im Juni fünf Menschen erschossen wurden.
Der Titel gehe an die “Wächter” im “Krieg gegen die Wahrheit”, teilte das Magazin mit. “Sie alle repräsentieren den allgemeinen Kampf zahlloser anderer in der ganzen Welt – bis zum 10. Dezember wurden 2018 mindestens 52 Journalisten ermordet –, die alles riskieren, um die Geschichte unserer Zeit zu erzählen”, schrieb Chefredakteur Edward Felsenthal.
Khashoggi arbeitete als Kolumnist für die Washington Post und war ein Kritiker der Regierung in Riad. Er war nach Stand der Ermittlungen im Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet worden. Dabei hält sich der Verdacht, das der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman von der Tat wusste oder sie sogar anordnete.
Risiken auf der Suche nach Fakten
Zu den Geehrten gehören neben Khashoggi die philippinische Journalistin Maria Ressa und die Reuters-Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo, die seit fast einem Jahr in Myanmar inhaftiert sind. Sie seien ausgewählt worden, weil sie auf der Suche nach größeren Wahrheiten große Risiken eingingen, um Fakten zu nennen, die für den gesellschaftlichen Diskurs wesentlich seien, schrieb Time.
Reesa führt eine Onlinenachrichtenplattform und wurde für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie übt immer wieder Kritik am philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte. Zuletzt wurde sie wegen Steuerhinterziehung verklagt, eine Anschuldigung, die sie als politisch motiviert bezeichnet. Wa Lone und Kyaw Soe Oo sitzen in Myanmar in Haft, seit sie über ein Massaker an Angehörigen der Minderheit der Rohingya berichteten.
Donald Trump auf Platz zwei
Die Time-Redaktion würdigt seit 1927 die einflussreichsten Persönlichkeiten des Weltgeschehens. Zuletzt waren es Frauen, die im Rahmen der #MeToo-Debatte das Schweigen gebrochen und über Sexismus und sexuelle Übergriffe berichtet hatten. Zu den Geehrten gehören auch Kanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Donald Trump und in der Vergangenheit Adolf Hitler, Königin Elizabeth II. oder Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.
Der US-Präsident erreichte in der Rangliste in diesem Jahr hinter den Journalisten Platz zwei. Auf dem dritten Platz folgt der US-Sonderermittler Robert Mueller, der unter anderem mutmaßliche illegale Kontakte von Trump-Mitarbeitern mit Russland während des Wahlkampfs 2016 untersucht.
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