Ein Großteil der jüdischen Bevölkerung in der Europäischen Union hat das Gefühl, dass der Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren deutlich zugenommen hat. Laut der Umfrage der EU-Agentur für Grundrechte, die EU-Justizkommissarin Věra Jourová in Brüssel vorstellte, sind 63 Prozent der Meinung, dass sich der Antisemitismus zuletzt deutlich verstärkt hat. 23 Prozent sprachen von einer leichten Verstärkung, 45 Prozent bezeichneten Antisemitismus als ein “sehr großes Problem”.
Der Studie zufolge, für die mehr als 16.000 Menschen jüdischen Glaubens in zwölf EU-Mitgliedsstaaten befragt wurden, gaben 41 Prozent der Befragten hierzulande an, im vergangenen Jahr mindestens eine antisemitische Erfahrung gemacht zu haben, 52 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Im EU-Schnitt waren das 28 beziehungsweise 39 Prozent.
Auch die antisemitischen Anfeindungen im Internet werden vor allem von deutschen Jüdinnen und Juden als besonders stark wahrgenommen. Gaben 2012 noch 64 Prozent der Juden hierzulande an, dass Antisemitismus im Internet ein großes Problem sei, waren es dieses Jahr bereits 87 Prozent. Generell geht aus der Erhebung hervor, dass sich Antisemitismus vor allem im Internet und dort zuvorderst in den sozialen Medien manifestiert.
Als Folge verzichteten drei von vier der Befragten in Deutschland (75 Prozent) auf das Tragen jüdischer Symbole wie etwa der Kippa in der Öffentlichkeit; das gelte “manchmal, häufig oder immer”. 46 Prozent vermeiden es nach eigenen Angaben, “gewisse Gegenden” aufzusuchen.
EU-Justizkommissarin Jourová bedauerte die Ergebnisse der Umfrage und richtete einen Appell an alle Mitgliedsländer, den Kampf gegen Antisemitismus aufzunehmen. “Die jüdische Gemeinde sollte sich zu Hause und sicher in Europa
fühlen, egal ob auf dem Weg zur Synagoge oder im Internet surfend”,
sagte sie.
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